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Die Schwesternschaft des Schwertes - 8

Die Schwesternschaft des Schwertes - 8

Titel: Die Schwesternschaft des Schwertes - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Ktoll.« Als sie die andere Schenke erreichten, sagte sie:
    »Ach ja, hier war ich schon mal. Hier bin ich mindestens schon drei Wochen nicht mehr rausgeflogen. Wahrscheinlich erinnert sich keiner mehr an mich.«
    Sean grinste schief und betastete behutsam seine Wange. »Ich glaube, ich werde mich noch sehr lange an dich erinnern, Mestra.«
    An der Tür zögerte er, dann glättete er Umhang und Kragen und hielt ihr den Arm hin. »Sollen wir eintreten, Mestra?«
    Rakk hängte sich stolz bei ihm ein, und sie wankten zusammen über die Schwelle, wobei sie sich mehr oder weniger gegenseitig stützten.
    Die Frau hatte den Eindruck, dass sie Stunden in der Schenke verbrachten. Die beiden fläzten sich an einen großen Eichentisch, tranken Firi und tauschten Geschichten, Lieder und Gedichte aus.
    Rakk erfuhr, dass Sean ein großer Freund von Gedichten aus der ganzen Galaxis war. Besonders mochte er die terranische Poesie. Sie wusste noch, dass er mehrere Verse rezitiert hatte. Einer davon endete mit den Worten: »… grenzenlos und kahl die Wüste sich erstreckt … in endlos weite Fernen.«
    Sean lächelte glücklich und beugte sich über den Tisch. Auch Rakk lächelte. Es war ihm gelungen, die Rezitation zu beenden, ohne mehr als drei Zeilen zu vergessen. Und er hatte nur zweimal neu angefangen.
    »Das war wun … nerbar«, sagte Rakk und versuchte sich an seine Worte zu erinnern. »Wer war dasch? Dieser Scheekschpier?«
    »Percy Bysshe Shelley«, sagte Sean und sprach jedes einzelne Wort wie etwas Heiliges aus. »Noch ‘n uralter terranischer Barde. Ein Glanzlicht in der Geschichte der Menschheit.« Er versuchte, ihr das Glanzlicht zu erklären, doch seine Hand knallte gegen einen Krug auf dem Tisch und warf ihn zu Boden. Rakk zog den Schluss, dass auch seine Lichter bald erlöschen würden, deswegen schob sie seinen noch halb vollen Krug stillschweigend aus seiner Reichweite.
    »Sag mal, Rakk, warum prügelst du dich so oft?«
    Die Frage überraschte sie. »Teufel auch, Sean, weiß ich nicht.
    Wahrscheinlich weil ich so gut prügeln kann wie saufen und Sternenschiffe reparieren. Manchmal, glaub ich, bin ich auch nur sauer auf was.«
    »Das kann man wohl sagen«, erwiderte er und betastete vorsichtig sein geschwollenes Auge.
    »Ich werd eben wütend, wenn ich seh, dass die Leute hinterrücks über mich grinsen. Oder mich ignorieren. Oder zu wissen glauben, wie ich bin. Teufel auch, die meinen alle, wir Ktoller sind blöd, weil wir so groß sind. Selbst meine Lehrer waren davon überzeugt. Sie haben mich immer härter rangenommen als die anderen. Und jetzt kann ich Probleme beseitigen, an denen sich Schiffsingenieure wochenlang die Zähne ausbeißen! Aber respektiert man mich? Nee!
    Wenn ich also mitkriege, dass irgendein Blödmann mich veräppelt, lenke ich die allgemeine Aufmerksamkeit auf mich und zeige ihnen, dass man so was lieber nicht tun sollte. Klappt auch ganz gut.«
    »Glaub ich«, sagte Sean. »Aber warum bist du auf mich losgegangen? Ich hab doch nix Derartiges getan.«
    »Ach, ich hab dich für irgend’n örtlichen Angeber gehalten, der sich nur aufspielen will. Ich dachte, erweis der Gemeinschaft mal
    ‘nen Dienst und hol ihn aus der Kreisbahn. War wohl falsch. Biste noch sauer, Sean?«
    »Nein, nein. Nicht mehr. Du warst auch nicht viel schlimmer als mein Fechtlehrer. Außerdem hätte ich dich sonst nicht kennen gelernt. Du gefällst mir, Rakk. Du gehörst zu den wenigen Menschen, die mich wie einen Menschen behandeln und nicht wie einen Comyn. Wahrscheinlich komme ich deswegen immer wieder in die Schenken der Handelsstadt. Um Menschen wie dich zu treffen
    - auch wenn ich ein paar Schrammen davontrage.«
    »Ach, Sean, du bist lieb«, sagte Rakk. Sie beugte sich vor und küsste ihn schnell auf die Stirn.
    Sean wich überrascht zurück, dann lächelte er. »Darauf, Mestra«, sagte er, »wollen wir noch einen heben.« Er beugte sich dem Krug entgegen.
    »Ach, nein«, sagte Rakk und schob den Krug erneut aus seiner Reichweite. »Du hast genug, mein Freund.«
    Sean lehnte sich in Richtung Krug über den Tisch. »Auch Robert Browning war ein großer alter Poet. Er hat gesagt: Die Reichweite eines Mannes sollte die seines Arms übertreffen, sonst … sonst …«
    »Sonst ist es Zeit, nach Hause zu gehen«, sagte Rakk und zog den Krug noch dichter an sich.
    »Sonst … Ah … Sonst ist der Himmel überflüssig!«, sagte Sean stolz und zwinkerte dem Krug zu.
    Der Krug vibrierte. Als Rakk ihn anschaute, entglitt

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