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Die Schwesternschaft des Schwertes - 8

Die Schwesternschaft des Schwertes - 8

Titel: Die Schwesternschaft des Schwertes - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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der Frau noch immer schüttelten, wurde ihr Gesicht weicher, als sie zu ihm aufschaute. Er blickte mit solch unverhüllter Zärtlichkeit auf sie hinab, dass Gavi den Blick abwenden musste.
    »Seit gestern Abend«, sagte die Frau mit leiser, doch deutlicher Stimme. Ihre blassen Augen schauten erneut ihren Gatten an, während sich ihre dünnen, sechsfingrigen Hände an seinen Arm klammerten.
    »Aber es ist zu früh«, sagte er. »Das Kind sollte erst in zwei Monaten geboren werden.«
    »Trotzdem kann es überleben«, erwiderte Gavi so entschieden wie möglich. »Manchmal verrechnen sich die Frauen, wenn es um ihren Zyklus geht. Lasst mich …« Vorsichtig legte sie eine Hand auf den Bauch der Frau, um die Größe des Fötus abzuschätzen.
    Sie wurde von Empfindungen durchströmt, die sie für kurze Zeit blendeten. Die erste, überwältigende, war die Stärke und fremdartige Schönheit des Geistes der Frau. Sie ist eine Chieri, mindestens zur Hälfte, sonst will ich Durramans Esel sein! Aber sie wirkt so weiblich … Vielleicht deswegen, weil er so männlich ist.
    Die zweite Empfindung war eine stehende schwarze Präsenz an der Stelle, an der die Lebensenergie des ungeborenen Kindes hätte sein sollen.
    Gavi hockte sich benommen auf die Fersen. Jetzt war nicht die Zeit, um sich in sentimentalem Geschwafel zu ergehen. Womöglich stand das Leben der Frau auf dem Spiel. Sie zwang sich, Valdrins anziehende Schönheit gänzlich aus ihrem Geist zu verbannen und ergriff Nyssas Hände. Mit ihren blassen Augen schaute sie die Hebamme an, ohne mit der Wimper zu zucken.
    »Ihr wisst es also?«
    Nyssa nickte. »Ich habe gehofft, ich hätte mich geirrt.«
    »Deshalb sind die Wehen so stark«, folgerte Gavi. »Das Kind kann nicht mithelfen.«
    »Nyssa«, sagte Valdrin mit leiser, erschreckter Stimme. »Du hast mir nicht erzählt …«
    »Wie hätte ich es tun können? Du wolltest doch so sehr ein Kind.
    Ah …« Nyssa schrie auf, als eine erneute Kontraktion sie packte und wie ein Rabbithorn in den Fängen eines Wolfes schüttelte.
    Gavi hielt sie fest. »Schaut mich an, Nyssa, schaut mir in die Augen. So ist es richtig; ignoriert alles andere. Schaut nur in meine Augen. Lasst den Schmerz wie ein Sturm sein; seid ein Falke, der sich von ihm tragen lässt. Spürt, wie Ihr auf seiner Kraft dahinschwebt … Und atmet mit mir zusammen …«
    Die Kontraktionen hörten auf. Gavi rief Fiona, und Maire zu, sie sollten Wasser kochen und saubere Tücher suchen. Sie spürte die Umrisse des toten Kindes durch Nyssas dünne Bauchdecke. Es lag nicht mit dem Kopf nach unten, sondern quer. Daher war es unmöglich, das Kind so durch den Geburtskanal zu holen. Falls es doch klappte, würde Nyssa bestimmt sterben.
    So ruhig wie nur möglich, erläuterte die Hebamme, was sie tun musste. »Die Muskeln der Gebärmutter halten das Kind in einer ungünstigen Position, also müsst Ihr Euch entspannen, damit ich es drehen kann.«
    »Entspannen?«, sagte Valdrin. »Bei diesen Schmerzen?«
    »Ihr müsst mir vertrauen, Nyssa, wie schon bei der ersten Kontraktion. Hier, haltet Valdrins Hände und tut, was ich sage.«
    Gavi redete weiter in dem sanften, murmelnden Tonfall, den sie in den Jahren ihrer Ausbildung erlernt hatte. Sie legte die Hände auf Nyssas Bauch und spürte, wie sich der Gebärmuttermuskel bei der nächsten gewaltigen Kontraktion spannte. Im gleichen Moment, in dem das Zucken durch Nyssas Körper tobte, tauchte Gavi in die strahlenden Energiefelder ein und linderte den Schmerz von innen.
    Sie spürte, dass Nyssa sich der mentalen Berührung wie eine edelsteinverzierte Blüte öffnete …
    Dann gesellte sich ein weiterer Geist zu ihnen. Er war wie dunkle Seide, glatt und subtil, zwar nicht so strahlend wie der Nyssas, aber er blendete sie beide.
    Mit geschlossenen Augen drückte Gavi tiefer in die Gebärmutterwand hinein und spürte, dass die Muskeln nachgaben.
    Das tote Kind, steif und schwach, widersetzte sich ihr. Nyssa stieß einen hohen, keuchenden Schrei aus, der Gavi für einen Moment ablenkte. Als sie ihre Konzentration wieder auf die Totgeburt richtete, spürte sie ein zweites Händepaar über dem ihren; nicht körperlich, sondern geistig. Es erfüllte die Hebamme mit großer Lebenskraft. Gavi spürte das Schlagen seines Herzens und die aus seinen Lenden von seinem in ihren Körper strömende Kraft, die sich bis in ihre Fingerspitzen und Nyssas Schoß hinein ausbreitete.
    Als das Kind in die richtige Lage rutschte, war Gavi tief genug, um

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