Die Schwesternschaft des Schwertes - 8
juckten und schickten winzige Lustwellen durch ihren Leib.
Nyssas Finger zitterten, als sie Gavis Hände festhielt. Sie atmete schnell und leicht, als sei sie schon am Ende ihrer Kräfte.
»Legt Euch hin«, sagte Gavi sanft. »Ihr müsst jetzt ruhen.«
»Nicht, bevor Ihr zugestimmt habt.«
»Ich …« Die Hebamme wusste nicht mehr, was richtig war. Hier wurde ein Eid gegen den anderen ausgespielt, und ihr sprunghaft zunehmendes Verlangen umwölkte beide. Sie konnte Fiona oder Maire nicht um Rat fragen. Sie kannte die Antwort der beiden genau.
»Valdrin …«, sagte Nyssa leise. »Wie lange hörst du uns schon zu?«
Gavi zuckte zusammen und schaute sich um. Valdrin stand ein paar Schritte hinter ihr, im Schatten eines niedrig hängenden Astes.
Er kam näher, und das Feuer beleuchtete seine Züge. »Lange genug«, sagte er gepresst. »Bist du verrückt geworden, Nyssa? Oder glaubst du, weil ich dich liebe, bin ich dein Spielzeug, das man an jede Frau ausleihen kann, die du aussuchst, ohne an meine Gefühle zu denken?«
Nyssa wimmerte. Ihr Kopf sank auf die Kleiderrolle zurück.
Valdrin drehte sich um, als wolle er davonlaufen.
»Hört zu!«, schrie Gavi plötzlich aufgebracht. »Was sie gewollt hat, hat sie nur für Euch gewollt, Ihr Holzkopf! Für Euch und den Erben, den Ihr Euch so sehr wünscht. Sie ist bei seiner Geburt fast gestorben. Ist Euch das klar? Und nun zeigt Ihr Eurer Liebsten die kalte Schulter …«
Valdrin kniete sich wie ein Tänzer neben Nyssa hin. »Verzeih mir, meine Liebe, ich habe es nicht verstanden. Aber …«
»Aber wenn ich schwanger oder krank wäre und dir nun mal danach zu Mute wäre, würde ich dich zu der Frau schicken, die mir die liebste ist«, murmelte sie und hob die Hand, um sein Gesicht zu streicheln. »Du hast mir selbst erzählt, dass es bei deinem Volk so üblich ist.«
Er drückte ihre Hand an seine Lippen und küsste ihre Finger.
Seine glänzenden Augen wandten sich keine Sekunde von ihr ab.
»Das war … eher geprahlt.«
»Aber wahr.« Nyssa schaute Gavi an. »Diese Frau kann dir geben, was ich dir nicht zu geben vermag. Ein schwesterliches Geschenk, mit meinem Segen.«
Zuerst konnte Gavi ihm nicht in die Augen schauen. Es wurde erst anders, als er eine Hand unter ihr Kinn legte und sie in die Anne nahm. Seine Berührung war wie Seide, wie Feuer. Seine Finger streichelten ihre Wange und tasteten über ihre Unterlippe. Selbst im matten Licht des Feuers waren seine Augen so tief, wie sie es nie zuvor gesehen hatte. »Und Ihr? Seid Ihr dazu bereit?«
»Ich weiß nicht.« Gavi rappelte sich auf. Die Steifheit ihrer Knie überraschte sie. Ich werde alt. Vielleicht ist es meine letzte Chance …
Die letzte Chance - in welcher Hinsicht?, fragte sie sich. Für eine Nacht mit dem Mann einer anderen Frau? Für ein ihrem Vater schon versprochenes Kind, um das Leben zu leben, das er für sie bestimmt?
Warum habe ich das Haus meines Vaters verlassen, wenn nicht, um das Recht zu erringen, mein eigenes Leben zu gestalten?
Er nahm ihre Hand und führte sie in den Wald. »Lasst uns eine Weile gehen und reden. Wir brauchen nichts übereilt zu entscheiden.«
Die vier Monde standen am Himmel und tauchten die Baumstämme in silbernes Licht. Der Wald erschien ihr unnatürlich still. Eine Märchenwelt. Dann sang irgendein Vogel, als glaube er, der Tag sei angebrochen, plötzlich ein Lied.
»Ich kann mir die Schwierigkeit Eurer Lage vorstellen«, sagte er.
»Könnt Ihr es wirklich? Was wisst Ihr schon über meinen Eid und mein Leben?«
»Ich weiß, dass Ihr eine integre Frau seid. Wenn Nyssa … Wenn die Dinge sich anders ergeben hätten … Wären wir beide ungebunden gewesen und hätten uns bei irgendeinem Mittsommerfest getroffen, hätten wir uns bestimmt miteinander vergnügt.«
Gavis Herz tat einen Sprung. Er hielt inne, als wäge er ihre Antwort ab. Sie drehte sich um und biss sich in den Handknöchel.
Ich muss einen Abend der Lust gegen einen Eid abwägen, der ein Leben lang gültig ist. Kann ich mich einfach darüber hinwegsetzen, weil ich den Wunsch dazu verspüre? Bin ich auf dem Weg, meinen Eid zu brechen, weil eine Frau im Namen der Schwesternschaft es von mir verlangt? Und wenn der Eid der Entsagenden mir nicht die Freiheit gibt, meinem eigenen Verlangen nachzugeben, wozu ist er dann gut?
Valdrin schien ihr Schweigen für Zustimmung zu halten, denn er legte die Hände auf ihre Schultern und zog sie an sich. Sofort reagierte ihr Körper auf seine
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