Die Schwesternschaft des Schwertes - 8
das Schema der abgestorbenen Zellen zu lesen und sich zu verdeutlichen, dass keine Vereinigung zwischen diesem menschlichen Mann und seiner Halbchieri-Frau je Leben hervorbringen konnte. Ihre Ausbilderinnen hatten letale Rezessivität als Problem inzüchtiger Comyn erwähnt, aber sie hatte nie geglaubt, dem je zu begegnen.
Einige Minuten später, ihre Hände waren vom heißen Seifenwasser halb verbrüht, griff sie in die sich quälende Frau hinein und dirigierte den winzigen Kopf langsam nach außen. Das tote Kind war sogar für sein Alter sehr klein. Nyssa schrie, als es herauskam. Sie fing heftig an zu bluten.
Gavi hatte keine Zeit zum Trauern. Sie musste schnell handeln, damit es nicht zwei Tote gab. Normalerweise hätte das Stillen des Säuglings die Blutung gestoppt, doch nun strömte Nyssas Lebenssaft in einem heftigen Schwall heraus. Da Gavi nun erneut um das Leben der Frau fürchtete, fing sie intensiv an, ihren Uterus von außen zu kneten. Es bedurfte all ihres Geschicks, die Muskeln so zu stimulieren, dass sie sich nur die zerrissenen Blutgefäße vornahmen, ohne weitere Verletzungen zu erzeugen. Gavi bemerkte kaum, dass Maire das Kind in einen Deckenfetzen schlug und Valdrin reichte.
Es war eine langwierige und vertrackte Angelegenheit, die Blutung unter Kontrolle zu bekommen. Als Gavi es geschafft hatte, war ihr Hemd von getrocknetem Blut und Schweiß bedeckt und ihre Schenkel und Unterarme bebten vor Erschöpfung. Bleich und ausgelaugt lag Nyssa da. Die Frauen hatten sie in die Umhänge aus ihren Beuteln gepackt. Gavi setzte sich zurück und atmete tief ein.
Das Lager war bis auf Fiona und Maire leer. Sie saßen zusammen hinter dem Zelt. Die beiden Männer waren verschwunden.
Möglicherweise begruben sie den Säugling.
»Gavi Gavriela.«
Die Hebamme trat neben Nyssa und nahm ihre Hand. Die Finger der Frau fühlten sich kalt an. »Ihr solltet jetzt schlafen. Euer Körper braucht Ruhe, damit er heilt.«
»Ich werde nicht sterben?«
»Ich glaube nicht. Das Schlimmste ist vorbei.«
»Aber ich darf nicht mehr schwanger werden?«
Gavi holte tief Luft. Sie hätte lieber gewartet, bis Nyssa stärker war, aber sie konnte ihr Gegenüber jetzt nicht belügen. Sie schaute in ihre blassen, unerschrockenen Augen. »Nein. Nicht von Valdrin.
Wahrscheinlich von keinem Mann, der über Laran verfügt.«
»Es gibt keinen anderen, von dem ich ein Kind haben möchte«, sagte Nyssa leidenschaftlich. »Und er … er liebt mich, aber es ist ihm so wichtig, einen Erben zu haben, der Sweetwater nach ihm regiert.«
Gavis Gedanken rasten zu ihrem Amazoneneid. »… werde ich kein Kind von einem Manne austragen, es sei denn zu meinem Vergnügen … kein Kind für eines Mannes Haus oder Erbnachfolger
…« Doch Nyssa hatte keinen solchen Eid geschworen, und mit ihrer Chieri -Empfindsamkeit war sie für die tiefen Sehnsüchte ihres Gatten ganz und gar anfällig.
»Ich habe bemerkt, wie Ihr ihn angeschaut habt«, fuhr Nyssa fort.
»Und als wir zusammen waren, habe ich gespürt, dass Eure Lebensenergie mit der seinen getanzt hat. Als wir in meinem Körper waren, habe ich den Euren gespürt. Ich weiß, dass Ihr jetzt fruchtbar seid.«
Gavi zuckte zurück. Sie wäre fast umgefallen. Ihre Stimme war plötzlich so heiser wie die einer Kyorebni. »Was wollt Ihr damit sagen?«
»Dass Ihr sein Kind für mich austragen könnt.«
Gavi konnte weder geradeaus sehen, noch geradeaus denken, da ein ohrenbetäubendes Brüllen in ihrem Kopf widerhallte. Nyssa richtete sich plötzlich mit verzweifelter Heftigkeit auf und umklammerte Gavis Hände mit eisernen Fingern. »Auf Euren Amazoneneid: Keine Frau soll je vergeblich an mich appellieren. Habt Ihr es geschworen oder nicht?«
Der Eid bezog sich auf andere Entsagende. Aber wie konnte sie Nyssa beibringen, dass sie ihr keine Loyalität schuldete? Als Hebamme hatte sie geschworen, jede Frau, die sie pflegte, mit aller Kraft aufzupäppeln, zu verteidigen und zu beschützen. Wenn sie schon kein Kind nach eines Mannes Willen gebären konnte, warum nicht das einer anderen Frau? Rettete sie damit nicht Nyssas Leben?
Es würde ein kurzes und süßes Erlebnis sein, ein Traum, an den sie sich ein Leben lang erinnern konnte. Mit ihm zusammen unter dem mondhellen Himmel liegen. In der Nacht des Mittsommerfestes, mit einem Gott in den Armen. Sie stellte sich seine Lippen auf den ihren vor, wie seine geschmeidigen Finger ihre Brüste umfassten. Ihr Herz schlug schneller, ihre Brustwarzen
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