Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schwesternschaft des Schwertes - 8

Die Schwesternschaft des Schwertes - 8

Titel: Die Schwesternschaft des Schwertes - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
Vom Netzwerk:
mein eigenes kennen. Doch an diesem Abend überraschte sie mich.
    Es hatte zwei Wochen lang gestürmt. Thendara war von einer dicken Schneeschicht bedeckt. Der Wind raste gegen die Fensterläden an, und sogar im Musikzimmer spürten wir die Kälte trotz der getäfelten Wände und der auf dem Boden liegenden dicken Teppiche. Aus irgendeinem Grund wandte sich das Gespräch den Schrullen unserer Arbeitgeber zu. Kyla n’ha Rainéach war zu einem seltenen Besuch nach Hause gekommen, und alle wollten von ihren Abenteuern bei den Terranern erfahren. Doria hatte uns eine lange, vertrackte Geschichte über die Handelsrechtsverhandlungen in Caer Donn erzählt, und Gilda n’ha Camilla beendete gerade eine unerhörte Anekdote über einen Trockenstädter und einen Oudrakhi, als Caitrin sich plötzlich in unserem Kreis umsah und sagte: »Ich muss euch eine Frage stellen
    …«
    In ihrer Stimme war etwas, das mich von dem terranischen Genetikbuch aufschauen ließ, das ich mich gerade zu lesen bemühte, und Kiera, die ihrer Comyn-Familie endlich entkommen war und sich zu uns gesellt hatte, schaute ihre Eidmutter erwartungsvoll an.
    »Dann stell sie, Schwester«, sagte Kyla mit kühler Stimme. »Wir werden unser Bestes tun, um sie zu beantworten.«
    Caitrin bedachte sie mit einem schnellen Blick. Ihr sandfarbenes Haar glitzerte im Schein des Feuers. »In unserem Eid begrenzen wir die Loyalität für unsere Arbeitgeber auf die Zeit unserer Beschäftigung
    …«
    Alle nickten. Man vergisst eben keinen abgelegten Eid, auch nicht nach zwanzig Jahren. Bei jedem Eid, den ein Neuling ablegte, schworen auch wir innerlich einen neuen.
    »Welche Bedeutung gewinnt dieser Eid«, fuhr Caitrin fort, »wenn die Zeit der Beschäftigung nie endet?«
    »Was meinst du damit?«, fragte Gilda spitz. »Ich dachte, die letzte Gruppe, die du angeführt hast, sei im letzten Herbst nach Vainwal zurückgekehrt …«
    »Die meine ich nicht«, fiel Caitrin ihr ins Wort. »Sie sind zwar weg, aber sie haben mich an die erste Expedition erinnert, die ich je allein geführt habe. Es war vor langer Zeit … in dem Jahr, in dem ich dich kennen lernte, Stelle …« Sie schenkte mir ein schnelles Lächeln, als wolle sie mich für etwas um Vergebung bitten, das sie mir nie erzählt hatte.
    Ich schaute sie an, und mir fiel die Zeit des Wahnsinns ein, in der ich nicht mehr gewusst hatte, ob ich mir ihrer oder meiner eigenen Gefühle sicher sein konnte. Doch ich hatte den Sommer ohne sie verbracht und gemerkt, wie sehr ich sie brauchte. Ich hatte nie richtig gewagt, mich zu fragen, was sie daraus gelernt hatte.

    »Wer waren die Leute, Caitrin?«, fragte Kiera zurückhaltend.
    »Außenweltler«, kam die Antwort. »Hastur hatte den lizenzierten Führern gerade die Erlaubnis erteilt, Besucher von Außenwelten durch die Domänen zu geleiten, und für eine Weile sah alles so aus, als wollte sich jeder gelangweilte Aristokrat des Imperiums hier umschauen. Wir hatten alle Hände voll zu tun, selbst die noch nicht flüggen Amazonen, auf deren Eidpapier das Wachs noch nicht erkaltet war, wurden eingespannt. Die Freien Amazonen hatten als Führer von Reisegruppen schon einen gewissen Ruf …« Sie grinste Kyla an. »Und ich wollte unbedingt zeigen, was in mir steckte. Der Veranstalter, der mich anheuerte, war ein schnell redender Kerl vom Planeten Vainwall und hieß Genyi Coramne. Damals glaubte ich, alle Besucher aus dem Imperium kämen von Terra. Er hatte mir nur mitgeteilt, wie groß meine Gruppe sei und wo sie hinwollte. Ich erkundigte mich nach den ernährungstechnischen Erfordernissen, um den Proviant zu bestellen, aber ich vergaß ihn zu fragen, wer die Leute waren, die zu der Gruppe gehörten.«
    »Hat die Proviantliste dir denn nichts über sie verraten?«, fragte die alte Irmelin.
    »Über Terraner?« Gilda schüttelte angewidert den Kopf. »Sie essen Dinge, die ich keinem Chervine vorsetzen würde, und rümpfen die Nase, wenn sie etwas wirklich Nahrhaftes kriegen.«
    »Gedünstete Kaldaunen …«, sagte jemand leise hinter mir. Ich nahm an, dass es eine der Frauen von der Brückengesellschaft war, die in diesem Jahr bei uns ausgebildet wurden.
    »Als erfahrene Fremdenführerin wäre ich vielleicht auch argwöhnischer gewesen«, sagte Caitrin, »denn sie bestellten nur Trockenobst und Honig. Laut Coramne wollten sie sich den Rest ihres Proviants selbst besorgen.«
    »Wen interessiert es, was sie gegessen haben?«, fragte Doria gespannt. »Ich möchte wissen, wer sie

Weitere Kostenlose Bücher