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Die Schwesternschaft des Schwertes - 8

Die Schwesternschaft des Schwertes - 8

Titel: Die Schwesternschaft des Schwertes - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Die Luft war schwer, feucht und vom Lärm gurgelnder Bäche und singender Vögel erfüllt. Ich stellte den Kessel aufs Feuer und schaute nach den Pferden. Ich nahm an, wenn das Wetter so blieb, wollten die Xerasier vielleicht gern auf einen Gipfel, hinaufreiten und die Aussicht genießen.
    Nach einiger Zeit fragte ich mich, ob sie etwas kochten, denn als der Wind zunahm, wehte ein üppiger, süßer Duft zu mir heran, der mich an frisch gebackenes Brot erinnerte. Ich schnupperte genüsslich und spürte, dass mir schwindlig wurde. Die Sonne stand nun hoch am Himmel, und der silberne Nebel hatte sich in Gold verwandelt. Also legte ich meinen Umhang ab und zupfte an den Schnürbändern meines Hemdes. Als ich zum Lager zurückkehrte, sah ich, dass in den goldenen Wirbeln blaue Schmetterlinge flatterten, und ich begriff, dass der Dunst gar keine Dunst war, sondern treibende Pollenschleier, in denen die Schmetterlinge flogen.
    Ich blieb auf der Stelle stehen und suchte nach den Filterstöpseln, die ich für den Fall mitgenommen hatte, dass wir zufällig auf ein verborgenes Feld gerieten, auf dem noch Kireseth -Blüten wuchsen.
    Ich hatte auch Filter für meine Kunden mitgenommen, aber die Xerasier hatten leider keine Nasenlöcher, in die sie gepasst hätten.
    Vielleicht hatten die Halluzinogene, welche die Pollen mit sich trugen, keine Auswirkungen auf die fremdartige Biochemie, aber ich hatte schon genug davon abgekriegt, so dass ich nur noch kicherte, während ich mich fragte, was wohl geschähe, wenn es nicht so war.
    Die drei Xerasier beobachteten die Schmetterlinge. Ich lief zu ihnen hin und brabbelte etwas in der Art, sie sollten die Spültücher als Filter verwenden. Dann drehte Xitenith sich um. Ich war sprachlos. Ich wusste nicht, ob die Pollen auf ihn oder auf mich eingewirkt hatten. Seine Facettenaugen leuchteten. Mir fiel mein Eid ein, dass ich sie beschützen musste. Ich setzte nochmals zu einer Erklärung an.
    ›Es ist unnötig Xiteniths Umhang fiel zur Seite, als er ein Vorderglied hob und ich dass Glitzern der darunter befindlichen Flugmembrane sah. Zum ersten Mal hatte ich bei ihrem Anblick keine Angst.
    ›Wir hoffen, dass die Substanz auf uns einwirkt‹, sagte Ansth. ›Wir sind ihretwegen hier. Die Droge, die man Kirian nennt, stimuliert uns zwar ein wenig, aber am liebsten verspeisen wir Pollen.
    Vielleicht werden wir durch die Rohessenz der Blume erlöst.‹
    Der andere Xerasier drehte sich um, und ich musste blinzeln, denn plötzlich pulsierte die ledrige Haut unter dem Umhang in schneller Buntheit. Nun standen sie einander gegenüber, und ich wusste, sie hatten mich vergessen. Doch Xiteniths Regenbogenaugen waren noch immer auf mich gerichtet.
    ›Passt auf Euch auf, Kleines. Ihr könnt jetzt nichts für sie tun.‹
    ›Ich habe geschworen, euch zu beschützen‹, erwiderte ich. ›Ihr wisst nicht, wozu das Kireseth fähig ist!‹
    Der Körper des Xerasiers wankte. ›Wir wissen es. Es kann den Tod oder den Wahnsinn bringen, den die Menschen Liebe nennen.
    Wartet ab und bezeugt es gemeinsam mit mir.‹
    Ich ging einen Schritt zurück, dann noch einen. Dann stand ich mit dem Rücken an einem Baum. Ein Teil meines Bewusstseins plapperte noch immer, ich müsse etwas unternehmen, doch mir war schon so schwindlig, dass ich kaum noch stehen konnte. Ansth und Kalstith traten ebenfalls ein Stück zurück; ihre Umhänge sanken zu Boden. Zum ersten Mal sah ich ihre ganze Gestalt: leicht spitze Köpfe, die auf einem schlanken Hals thronten, einen dreiteiligen Leib mit langen, mit Gelenken ausgestatteten Beinen, geschickte dreifingrige Hände und ein drittes Gliedmaßenpaar, an dem sich Schwingen befanden.
    Aber ich hatte keine Zeit mehr, mich über die Einzelheiten zu wundern. Als der Wind zunahm, tanzten die Farben noch heftiger über ihre blasse Haut. Die mittleren Gliedmaßen ragten auf.
    Plötzlich spreizten sich ihre verkümmerten Flugmembranen, bauschten sich, wurden straff, breiteten sich aus und schillerten in einem Ton, der aus ihnen selbst kam. Die beiden Körper bebten, dann wurden sie plötzlich vom Wind ergriffen und stiegen in die Luft. Sie schwebten in großen Kreisen wie Riesenschmetterlinge über die Wiese.
    Mein Hals war wie zugeschnürt, denn als sie flogen, war ihre Schwerfälligkeit wie weggeblasen. Diese Geschöpfe hatten mehr Jahrhunderte gelebt, als ich mir vorstellen konnte. Sie waren auf Grund ihrer ungelenken Körper ebenso an den Boden gebunden, wie ihr Geist vom Mangel an Liebe

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