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Die Schwesternschaft des Schwertes - 8

Die Schwesternschaft des Schwertes - 8

Titel: Die Schwesternschaft des Schwertes - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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erinnern, so sehr sie sich auch bemühte.
    Die Verstoßene hockte sich vor das Feuer, das fortwährend in der Mitte des Marktes brannte, und schaute den über den Platz strömenden Menschen zu. Erst als ihr ein bestimmter Mann auffiel, achtete sie auf einzelne Personen. Er bewegte sich durch die Menge und blieb hin und wieder stehen, sobald jemand ihn anhielt. Glynis schaute zu, als ein junger Bursche in einer Kadettenuniform auf den Mann zuging. Sie wollte wegsehen. Dann erstarrte sie, denn der Bursche gab dem Mann ein paar Münzen und erhielt dafür ein kleines Päckchen. Sie fuhr hoch. Ihr Götter! Sie wusste es wieder.
    Kireseth!
    Sie hatten eine Sauftour gemacht. Moira hatte das Päckchen aus ihrer Jacke gezogen und es Glynis hingehalten. Doch sie hatte sich geweigert. Moira war streitlustig geworden. Als die Wirkung des Kireseth einsetzte, war sie gewalttätig geworden. Sie hatte sich ohne Warnung auf die ältere Frau gestürzt. Völlig unvorbereitet, den Geist vom Alkohol benebelt, war es ihr nur schwer gelungen, Moira abzuwehren. Dann hatte Moira sich vor die Tür gestellt und geschworen, nur eine von ihnen werde lebend hinausgehen.
    Plötzlich hatte Glynis um ihr Leben gekämpft.

    Die Garde war in dem Moment gekommen, als Moira zum letzten Mal angegriffen und Glynis verzweifelt versucht hatte, ihr Messer abzuwehren. Auf einmal hatte jemand geschrien. Moira war überrascht nach vorn gestolpert und hatte sich auf Glynis’ Klinge gespießt. Die Angegriffene wusste anschließend nur noch, dass Moira in einer Blutlache gelegen hatte.
    Sie schaute auf, als der junge Mann in Kadettenuniform den Arm des Burschen festhielt. Während der Bursche sich verbal zur Wehr setzte, verschwand der Mann in der Menge. Ein Schatten folgte ihm.
    Beide schlichen durch die Straßen von Thendara. Der Mann verhökerte seine Art von Alpträumen an jedermann und hielt in Hauseingängen und an Straßenecken inne. Glynis schlich ihm gnadenlos nach. Als sie an eine Gasse kamen, war ihr fast übel.
    Schließlich bog der Mann in die Gasse ab und näherte sich einem kleinen Tor, das in eine Mauer eingelassen war.
    »Traummacher.«
    Der Mann drehte sich langsam um und schaute sie an. »Ah … die Entsagende. Braucht deine Freundin wieder Traumpulver?« Er setzte eine höhnische Miene auf, zückte ein kleines Päckchen und wog es locker in der Hand.
    »Dort, wo Moira jetzt ist, braucht sie deine dreckigen Tränke nicht mehr.«
    »Ach, wirklich?« Der Mann lächelte flüchtig. »Hast du vielleicht Interesse?« Er wich zurück, als sie in die Gasse eintrat.
    »Im Moment bin ich nur an einem interessiert, Traummacher.« Sie zog ihren Dolch und tauchte in die Finsternis ein.
    Halbherzig zupfte Glynis an ihrer zerfetzten Jacke, dann gab sie auf.
    Es war ohnehin sinnlos. Sie lehnte sich an die Mauer, die wenigstens ein gewisses Maß an Schutz gegen den nun fallenden Regen bot. Ihr Kinn schmerzte. Der Mann hatte fraglos zu kämpfen verstanden.
    Glynis hob den Kopf und spürte, dass ihr die Tropfen aufs Gesicht fielen. Sie schloss die Augen und dachte an Moira. Dann verabschiedete sie sich geistig von ihr.
    »He!«
    Sie riss jäh die Augen auf.
    »Du kannst hier nicht schlafen.«
    Glynis hätte den jungen Burschen beinahe ausgelacht. Er war viel jünger, als er auf dem Marktplatz gewirkt hatte.
    »Wie lange bist du schon bei den Kadetten, Bürschlein?« Sie sah, dass er ihre zerlumpte Gestalt von oben bis unten musterte.
    Unweigerlich glättete er seine Uniform. Dann gab er sich einen Ruck und hob stolz den Kopf.
    »Seit zwei Jahren.« Seine Hand suchte nach dem Griff seines Schwertes, denn nun fiel ihm ein, wer er war. »Ich muss dich bitten, weiterzugehen. In der Innenstadt gibt es genug Schlafplätze.«
    Glynis grinste ihn an und entspannte ihren verkrampften Körper.
    Dann verschränkte sie die Arme vor der Brust und grinste erneut.
    »Sag mal, Bürschlein, geht ihr immer so sorglos mit potenziell gefährlichen Leuten um?«
    Er wich zurück und starrte sie an. Ihr Grinsen wurde breiter.
    Glynis wusste genau, was er nun sah: eine Frau, die ihre besten Jahre hinter sich hatte und die Lumpen irgendeines Gildenhauses trug.
    »Ich bin wohl kein toller Anblick, was, Bürschlein?«
    Von der Frage völlig überrascht, antwortete der Junge ehrlich.
    »Nein, eigentlich nicht«, gestand er. Dann fügte er hinzu: »Ich kann aber auf mich selbst aufpassen.«
    Ihre Augen wurden zu Schlitzen. »Hat man dir etwa beigebracht, herumzustehen und zu tratschen?« Sie

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