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Die Schwesternschaft des Schwertes - 8

Die Schwesternschaft des Schwertes - 8

Titel: Die Schwesternschaft des Schwertes - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Erzeuger hat mich von Anfang an getäuscht. Hat er gewusst dass du eine von denen bist?«
    »Von denen?«, wiederholte Linzel. Der Hass in Mahlons Stimme verwirrte sie. »Von denen? Ich verstehe nicht, was du damit meinst.«
    »Natürlich verstehst du es nicht«, zischte er und stand halb auf.
    Die junge Frau hatte er in seiner Wut völlig vergessen. »Du hast nie geplant, dass diese Hexe hierher kommt, was? Ist sie deine Geliebte, oder hast du nur gehofft, du könntest sie während meiner Abwesenheit dazu machen? Wie oft war sie schon hier, wenn ich fort war?«
    »Meine Geliebte?«, fragte Linzel. »Was soll das bedeuten?« Sie traute ihren Ohren nicht. »Alane war mir fremd. Sie kam her und hat um Obdach und Brot gebeten. Du hast selbst angeordnet, dass an unserer Tür niemand abgewiesen wird. Glaubst du, sie hätte ohne dein Wissen herkommen können? Deine Offiziere würden sich doch gegenseitig für das Privileg umbringen, mich als Erster bei dir anzuschwärzen!«
    Trotz seiner Wut leuchteten Mahlon ihre Worte ein. Er sackte plötzlich auf seinen Stuhl zurück und schwenkte in einer lahmen Geste die Hand. Es bedeutete, dass sie gehen sollte. Linzel drehte sich auf dem Absatz um.
    »Solange du nicht bei Sinnen bist, Gatte, werde ich meine Mahlzeiten allein oben einnehmen«, sagte sie und ging. Als sie mit so viel Würde, wie sie nur aufbringen konnte, die Treppe hinaufschritt, hörte sie ihn etwas sagen, das wie »Na, endlich«
    klang. Oben angekommen, blieb sie stehen, drehte sich um und warf einen Blick über das Geländer. Doch zu ihrer Überraschung sah sie, dass er sich auf dem Stuhl vorbeugte, die Ellbogen auf die Knie und den Kopf auf die Hände stützte. Sie war sich fast sicher, dass seine Schultern zitterten, als weine er, und das alberne junge Gör schaute sich unbehaglich um, als wisse es, dass es nicht hierhin gehörte; als frage es sich, wie es von hier verschwinden könne. Mahlon und weinen? Unmöglich!
    »Und doch liebt er dich«, vernahm sie Alanes Stimme, während sie den Korridor zu ihrem Zimmer entlangeilte. Als sie es betreten hatte, lehnte sie sich an die Tür und überdachte das gerade Geschehene. Selbst wenn er sie liebte und nur eine eigenartige Art hatte, es ihr zu zeigen, spielte es jedenfalls keine Rolle. Sie wollte nur frei sein.
    In den nun folgenden langen unausgefüllten Tagen und Nächten hoffte sie sogar, dass er sie freigab. Dass er ihren Anblick hasste, stand außer Frage. Er ließ keine Gelegenheit ungenutzt, es ihr zu zeigen. Sie studierte Reden ein, in denen sie ihn bat, sie freizugeben, und in denen sie ihre Freiheit verlangte. Sie diskutierte, flehte, bedrohte ihn - doch nur in der Einsamkeit ihres Schlafzimmers.
    Sobald sie ihm gegenüberstand, wurde ihr klar, dass er keines dieser Worte je hören und sie niemals aus freien Stücken gehen lassen würde.
    Und schon bald sollte sie nicht mehr gehen können, denn Rihannon wurde von einem Fürsten aus den Bergen im Westen belagert. Sein Söldnerheer schnitt das Anwesen von der Außenwelt ab. Jeder Kurier, den Mahlon aussandte, wurde gefangen genommen, umgebracht und auf sein Pferd gebunden zurückgeschickt. Die Kämpfe dauerten tagelang, die Verletzten lagen überall im Großen Saal und in der Küche, wo alle zur Verfügung stehenden Frauen sie pflegten. Hin und wieder ließen die Kämpfe nach, so dass sie wenigstens schlafen konnten, doch dann begann der Terror von neuem. Es gab Nächte, in denen niemand schlief und das Wimmern der erschreckten Frauen und Kinder im Verein mit dem Schreien und Stöhnen der Verwundeten Linzel fast in den Wahnsinn trieb.
    In dieser Umgebung bewegte sie sich wie im Traum, pflegte Verwundete, fütterte Kinder, tröstete ängstliche Frauen und folgte Mahlons Anweisungen. Sie glaubte fortwährend, dies sei ein abscheulicher Alptraum, der alle gefangenhielt, jedoch bald enden würde. Die Lebensmittel waren rationiert. Wasser war zum Glück ausreichend vorhanden, da es auf dem großen, ummauerten Gelände mehrere Brunnen gab. Doch wenn ihnen die Nahrung ausging … Linzel war sicher, dass bis dahin Hilfe eintraf. Sie klammerte sich selbst angesichts der unbestreitbaren Tatsachen an diesen Glauben.
    Mahlon persönlich war ein Nervenbündel. Ihn hielt nur noch das Wissen um das aufrecht, was ihnen blühte, wenn sie aufgaben. Trotz der zwischen den Eheleuten herrschenden Verbitterung bewunderte Linzel seine Hingabe an seine Männer und die Entschlossenheit, mit der er an einen Sieg glaubte. Sie hatte

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