Die Schwesternschaft des Schwertes - 8
bitte, nicht verbietet. Er lässt euch viele Freiheiten. Und was eure Hilfe für den Jungen betrifft … Ich wurde zwar nicht in einem Turm ausgebildet, aber meine telepathischen Fähigkeiten reichen aus, um Euer Laran zu spüren.
Ich habe Euch auf dem Markt beobachtet. Jede von euch verfügt über Donas. Ihr solltet nicht versuchen, mich glauben zu machen, dass ihr nur hier seid, um in diesem Dörfchen euren Lebensunterhalt als Hebammen zu verdienen. In der Zeit, in der Kyrrdis voll am Himmel steht, wird hier gerade mal ein Kind geboren. Ich weiß, dass ihr weder einen Handwerksbetrieb noch ein sonstiges Unternehmen gegründet habt. Ihr bietet eure Dienste auch nicht als Führer oder Söldner an. Dieses Haus ist ein Laran -Kreis. Ich weiß es.«
Shaya verbarg das Gesicht in den Händen. In ihrem Geist tauchten Bilder von Flüchen und Drohungen gegen den Verbotenen Turm auf. In einem provinziellen und abergläubischen Ort wie diesem bedurfte es nur weniger Gerüchte, und schon würde man sie wie kranke Chervines davonjagen.
»Habt keine Angst«, sagte Magwyn leise. »Ich werde keine Geschichten in Umlauf bringen. Ich glaube, den meisten Menschen in dieser Gegend fehlt die Phantasie, um das zu erraten, was ich erraten habe. Bisher war es auch nur eine Vermutung - aber Euer Verhalten hat sie nun bestätigt.«
Magwyn nahm Shayas und Mellinas Hände in die ihren. »Wie ihr euch auch entscheidet … Ich verspreche, dass ich nichts Schlechtes über euch sage. Aber ich verspreche euch auch, dass ihr eine starke Verbündete in mir habt, wenn ihr mir helft. Solltet ihr je Unterstützung brauchen, werde ich für euch eintreten. Ich gehe jetzt. Morgen bin ich mit Dennor auf dem Markt - am Stand des Pferdehändlers. Er verbringt Stunden dort, ohne zu bemerken, wie die Zeit vergeht. Wenn ihr mir helfen wollt, kommt vorbei, dann schicke ich ihn mit euch fort.«
Sie stand auf. »Danke, dass ihr euch meine Bitte angehört habt. Ihr habt jetzt sicher viel zu besprechen. Ich finde schon allein hinaus.«
Als Magwyns Rücken durch die Haustür verschwand, unterdrückte Shaya einen Seufzer. Dann warf sie einen Blick auf Mellinas schmerzlich verzogenes Gesicht. Sie standen vor einem Problem.
»Wir können das unmöglich tun, Liebling«, sagte Shaya mit fester Stimme. »Ich weiß, dass die Geschichte dieser Frau dein weiches Herz bricht, aber es ist unmöglich.«
Doch wenn Mellinas Schutzinstinkt angesprochen wurde, konnte sich die sonst so Sanfte in eine kämpferische Katze mit noch nicht entwöhnten Jungen verwandeln. »Natürlich ist es möglich. Wir müssen es mit den anderen besprechen.«
Bis zum Abendessen hatte Mellina mit allen gesprochen, und Shaya stellte fest, dass sie überstimmt worden war. »Warum denn nicht?«, fragte Lista. »Es ist doch nicht so, dass wir keine Zeit hätten. Lass es uns doch versuchen.«
»Na und?«, sagte Caitha. »Dann verstößt es eben gegen die Gildenhausregel, Jungen dieses Alters bei uns aufzunehmen. Ich glaube, wir kriegen es schon hin. Dann habe ich wenigstens jemanden, dem es Vergnügen bereitet, mit mir fechten zu üben.« Sie warf den anderen einen gespielt finsteren Blick zu.
Dorelle war, wie Shaya vorausgesehen hatte, empört darüber, dass Regald so grob mit seinem Sohn umsprang. »Er ist doch erst elf Jahre alt! Die Hälfte aller Probleme mit den Männern in den Domänen haben damit zu tun, dass man sie zwingt, Männer und Soldaten zu sein, bevor sie erwachsen sind. Wir könnten das Leben des Jungen wirklich anders aussehen lassen.«
Shaya stöhnte auf. »Habt ihr überhaupt zugehört? Sein Vater verprügelt ihn, weil er angeblich schwer erziehbar ist. Anders ausgedrückt: Er ist undiszipliniert und ungebärdig. Er wird alles ruinieren. Er hat es jetzt schon getan. Habt ihr gemerkt, dass wir uns zum ersten Mal in die Haare kriegen?«
Aber die Schlacht war verloren. Am nächsten Tag ritten drei Amazonen zu den Pferdeboxen auf dem Markt. Shaya bemühte sich von Anfang an, Autorität und Disziplin auszustrahlen. Caitha konnte es kaum erwarten, den Schwertarm des Bürschleins zu sehen, und Dorelle war begierig darauf, den armen Kleinen in ihr Herz zu schließen und vor den Grobheiten der beiden anderen zu beschützen.
Keine hatte daran gedacht, dass Dennor vielleicht gar nicht mitgehen wollte. Magwyn musste ihn beiseite ziehen und ernst auf ihn einreden. Das Gespräch fand zwar außer Hörweite statt, aber so wie die beiden wirkten und anhand ihres psychischen Widerhalls war
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