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Die Schwesternschaft des Schwertes - 8

Die Schwesternschaft des Schwertes - 8

Titel: Die Schwesternschaft des Schwertes - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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vorbeigegangen. Dies bereitete ihr noch mehr Kummer, denn er hatte einen guten Grund, sich so zu verhalten. Er wurde immer verbitterter und introvertierter. Und dieser Prozess, hatte die Leronis in Serrais gesagt, war mehr oder weniger unumkehrbar. Es war ein direktes Ergebnis dessen, was der junge Mann körperlich und seelisch bei der grauenhaften Feuersbrunst durchlitten hatte - jenem Brand, der ihre Familie ausgelöscht und Erlend trotz aller Fürsorge unwiderruflich zu einem lahmen Krüppel gemacht hatte.
    Janisse hatte Dom Valentins Tod zwar besser verarbeitet als ihr Bruder, aber sie hatte ihren Vater deswegen nicht weniger geliebt.
    Erlend hatte sich stets nach einem besonderen Verhältnis zu dem zurückhaltenden Fürsten von Serrais gesehnt. Noch wertvoller erschien dieses Verhältnis Erlend nun im Rückblick, denn er hatte sein Leben lang darum gekämpft, das zu erreichen und die schwierige und subtile Entfremdung seines Vaters zu durchbrechen.
    Tatsächlich hatte es so ausgesehen, als sei es ihm in den letzten beiden Jahren gelungen. Dom Valentin hatte ihn schlussendlich als seinen Sohn akzeptiert und nicht mehr für den Grund des Todes seiner Gattin gehalten, die bei Erlends Geburt gestorben war. Wie kurz und schön waren die beiden Jahre gewesen … Doch dann war das Feuer gekommen, in dem sein Vater gestorben war. Und er war nun ein hilfloser, nutzloser Krüppel.

    Ihre sechsköpfige Reisegruppe war seit drei Tagen unterwegs und näherte sich auf sehr umständlichen Wegen den Ländereien der Hasturs. Von dort aus sollte es zum Turm von Arilinn weitergehen.
    Janisse-Lynn Serrais-Ridenow, ihr Bruder Erlend-Damon-Valentin Serrais-Ridenow und Bethan-Rhys Aillard hatten in Arilinn unterschiedliche Geschäfte zu erledigen. Betan, seit vielen Jahren Erlends Freund, hatte sich am Rand der Alton-Ländereien zu ihnen gesellt. Er kam aus Valeron und war nach Norden unterwegs. Arlin, Erlends Friedensmann, ritt neben ihm, um ihm als Lakai zu dienen, sollte die Lage es erfordern. Letztlich zählten auch die beiden Führerinnen dazu, die Janisse persönlich engagiert hatte. Sie gehörten den Freien Amazonen an, besser gesagt den Entsagenden.
    Janisse wusste nicht genau, ob es schicklich gewesen war, das Gildenhaus persönlich aufzusuchen und um die Hilfe dieser eigenartigen Geschöpfe zu bitten, aber andererseits hatte sie sich nie sonderlich um Konventionen geschert.
    Außerdem spielt es jetzt, da Vater tot ist, ohnehin keine Rolle mehr, dachte sie.
    Eine der Entsagenden stimmte ein Lied an. Wie hieß sie doch gleich? Danila n’ha Liraya? Sie war eine eigentümlich weise, schöne Frau mit kantigen Zügen, etwa dreißig Jahre alt und dunkelhaarig.
    Die Farbe ihrer Augen war so blass wie ein albinoider Verrin -Falke.
    Sie war herzlich, sprühte vor Energie, war wahrscheinlich die Überlegenere der beiden und führte die Gruppe deswegen an. Ihre Bredhyia , oder was sie auch war, die Jüngere, Hellhaarige, die sich mit dem Namen Ysabet n’ha Alla vorgestellt hatte, kam ihren Befehlen schweigend und fehlerlos nach. Sie sprach nicht viel, doch ihr Lächeln war dann und wann synchron mit dem der Älteren zu beobachten und wirkte so vertraulich und geistig mit dem Danilas verbunden, dass Janisse argwöhnte, zwischen ihnen bestehe eine Laran -Verbindung. Egal, es hatte sie nichts anzugehen. Sie hatte den Eindruck, dass sie nicht die Hälfte dessen über die Entsagenden wusste, was sie hätte wissen müssen.

    Danila sang:
    In Valeron gab’s für mich, den Seefahrer, nur
    ein Flüsschen, das mit dem Boot ich befuhr
    Dah-rih-rah! La-ha-a-ah!
    Es stand Lady Aillard wartend am Strand,
    und lockte zur Burg mich mit winkender Hand,
    Dah-rih-rah! La-ha-a-ah!
    Erlend zuckte zusammen, schüttelte sein kupferrotes Haupt und murmelte mit der für ihn typisch leisen, melodiösen Stimme: »Schon wieder dieses verdammte Gesinge … Sie macht mich mit diesen Lauten noch wahnsinnig.«
    »Was hast du gesagt?«, fragte Bethans freudiger und fester Bariton von der Seite her. Erlend krümmte sich fast, als er die gute Laune in den Worten seines Begleiters vernahm.
    »Nichts.«
    Bethan hatte mit seinem herzlichen, anziehenden Äußeren, dem kurz geschorenen strohigen Bart und dem ewigen Grinsen in Janisse den Eindruck erweckt, er könne ihren Bruder wieder auf den richtigen Weg bringen, wenn er nur lange genug in seiner Gesellschaft sei. Doch dann war ihr eingefallen, wie hoffnungslos diese Illusion war und dass eine so schlimme Depression nur

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