Die Schwesternschaft des Schwertes - 8
wenn sie nicht dazu verwendet wird, einen Menschen zu verletzen …«
Tayksa nickte eifrig.
Ein listiges Grinsen legte sich auf Varzils Gesichtszüge. »Und falls die nächste Generation beschließt, dass die Verwendung eines Bogens ehrlos ist …«
»Und ihr Laranzu beschließt, dass der Schutz der Bauern vor den Ya-Männern und den Katzenmenschen ebenso ehrenvoll ist wie jede andere Tätigkeit …«, fauchte sie zurück.
Varzil wirkte ernüchtert. »Ihr hättet es wirklich gern, wenn ich meines Bruders Hüter wäre, nicht wahr?«
Tayksa blieb im Türrahmen stehen. »So ist es. Wenn Ihr jemandem die Mittel nehmen wollt, mit denen er sich verteidigt, habt Ihr, so meine ich, die Pflicht, diese Mittel durch etwas anderes zu ersetzen.«
Deena schob sich mit einem sauren Blick an ihr vorbei.
»Dann ist es also so weit gekommen: Ich lasse mich von einer Meuchlerin über meine moralischen Pflichten belehren.«
»Fürst Varzil, ich, die niedrigste Eurer Untertanen, würde mir niemals erlauben, Euch auf irgendeine Weise zu belehren. Ich gebe nur Denkanstöße.«
»Ach, wirklich?« Varzil runzelte die Stirn. »In welcher Richtung?«
»Wenn Ihr die Bauern nicht beschützt, wird niemand mehr übrig bleiben, der uns - die Stadtbewohner und Comyn - ernährt«, sagte sie und ging hinaus. »Vergesst nicht, mein Fürst, die Hand, die den Schöpflöffel hält, regiert die Welt.«
Über Jean Lamb und ›Eingesperrt‹
Jean Lamb ist in Fanzinekreisen wohl bekannt, da sie dort viele Kurzgeschichten veröffentlicht hat. Sie lebt ›mit einem Ehemann, der Naturwissenschaften unterrichtet, zwei Kindern, einer Katze und einem Computer‹ in Oregon. Sie ist aktiv bei den Jaycees, in ihrer Kirche und im Vorstand der National Fantasy Fan Federation.
Sie hat einen Roman verfasst, der in ihrem eigenen Universum spielt und gegenwärtig seine Runde bei den Verlagen dreht. Doch sie hat Fan-Geschichten nicht nur im Darkover-Universum geschrieben, sondern auch für Fanzines, die sich mit den Fernsehserien ›Star Trek‹ und ›Blake’s Seven‹ befassen. Jean hat als Erdbeerpflückerin, Hilfskrankenschwester,
Luftwaffenoffizierin,
freiberufliche
Buchprüferin und Enzyklopädien-Vertreterin gearbeitet. Das ist ungefähr die Laufbahn, die zu einem Autor passt. Ich selbst war Kellnerin, Textilverkäuferin (an der Haustür), Gemüseverkäuferin, Trödlerin, Folksängerin, Telefonberaterin, Chorleiterin und Wahrsagerin, bevor ich das Schreiben zu meinem Hauptberuf machte. Manche Menschen fragen sich, warum Autoren so viele komische Teilzeitjobs haben. Es ist ganz einfach: Das Schreiben bringt im Anfangsstadium nicht viel ein. Aber man kann keiner Vollzeitbeschäftigung nachgehen, ohne dem Schreiben zu entsagen, deswegen macht man alles und jedes, um ein paar ehrliche Kröten zu verdienen, während man auf den großen Durchbruch wartet.
Sieht so aus, als hätte Jean sich qualifiziert. - MZB
Eingesperrt
von Jean Lamb
Larissa schrie, als ihre Eltern sie in den Schrank sperrten und die Tür zu warfen. Der Riegel war kaum vorgelegt, als das Mädchen auch schon dagegenschlug. Es riss an den muffigen Kleidern, die an den Pflöcken hingen und wie Raubtiere eingekerkert waren.
Schließlich sackte Larissa in der Finsternis auf dem Boden zusammen. Seit ihre Schwester Shazel - sie waren damals beide fünf gewesen - versehentlich den Deckel der Kleiderkiste zugemacht hatte, konnte sie Enge nicht mehr ausstehen. Warum tat man ihr dies an? Warum mochte man sie nicht so, wie sie war?
Die Tür ging einen Spalt breit auf, und ein Lichtstrahl schnitt ihr wie ein Schwert durchs Gesicht. Sie klammerte sich an den Türrand, aber er wollte nicht nachgeben. Eine zitternde, zierliche Hand kam zu ihr hinein. Sie hielt einen großen Becher. »Mama?«, fragte Larissa.
»Ich möchte, dass du dies hier trinkst, Chiya«, sagte ihre Mutter.
Larissa konnte das komische Zitronenaroma des Getränks fast schmecken. »Tu bitte, was dein Vater möchte, Liebling.«
»Es ist Kirian, nicht wahr? Beim letzten Mal ist mir davon schlecht geworden.« Ihr wurde schon übel, wenn sie nur daran dachte, aber sie war so durstig, dass sie fast bereit war, das Zeug trotzdem zu trinken.
»Etwas anderes kann ich dir nicht geben. Ach, es tut mir so Leid, Schätzchen. Du weißt doch, dass dein Vater nur möchte, dass es dir wieder gut geht. Wir sind doch nicht mit den Lanarts verwandt. Es ist nur zu deinem Besten.«
Larissa schloss die Augen vor den verlogenen, liebevollen
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