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Die schwimmende Stadt

Die schwimmende Stadt

Titel: Die schwimmende Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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Kriegerin gelebt hatte, mußte sie die Sprache des Schwertes meisterlich beherrscht haben, denn Narben suchte man an ihr fast vergeblich. Lediglich an der linken Schläfe zeigte sich, vielleicht als Folge einer Verwundung, ein blasser Streifen von der halben Länge eines Fingers.
    Herb und asketisch wirkend, war sie trotzdem keinesfalls häßlich zu nennen. Eher das Gegenteil. Ihre Züge offenbarten einen Adel, wie man ihn nicht erwerben konnte; er mußte der Frau in die Wiege mitgegeben sein. Auch in ihrer Haltung drückte sich etwas Erhabenes aus. Indes verrieten ihre dunklen, melancholisch wirkenden Augen Entschlossenheit und ließen ihr Kämpferherz erahnen.
    Unverwandt starrte sie Mythor an, gab aber zu keiner Regung zu erkennen, was sie dachte.
    »Du mußt Scida sein«, sagte er.
    Sie antwortete ihm nicht. Ihr Blick war durchdringend und abschätzend zugleich. Sie musterte ihn, wie man eine gute Klinge betrachtet. Mit einemmal fühlte Mythor sich unbehaglich.
    »Du hast mich holen lassen«, sagte er. »Was also willst du von mir?«
    Scida schwieg noch immer.
    Sie trug eine Rüstung, war allerdings nicht so gut geschützt, wie Mythor es bei Burra erlebt hatte. Bis an die Knie reichte ihr Kettenhemd. Darüber lag ein leichter Brustpanzer, aus nicht viel mehr als zwei halb kugelförmigen, durch Eisenstreifen miteinander verbundenen Schalen bestehend. Die metallbeschlagenen Ärmel aus Kettengeflecht waren nicht durchgehend, sondern lediglich von vorn über das graue Hemd geschnürt, das Scida als Untergewand trug. Die breiten Schulterklappen, ein eiserner Kragen sowie der Helm mit dem Nackenschutz fehlten, und die Beinschienen bestanden nur aus verstärkten Lederbändern.
    Zwei leicht gebogene Schwerter steckten in kostbar verzierten Scheiden. Sie waren von unterschiedlicher Länge.
    »Jerka«, wandte Mythor sich an den Sklaven, »ist deine Herrin stumm?«
    Scida wartete die Antwort nicht ab. Ihr von der Seite geführter Hieb kam überraschend, doch konnte der Sohn des Kometen ausweichen.
    Also hatte seine Ahnung ihn nicht getrogen. Dies war eine Falle. Wahrscheinlich besaß die alternde Amazone nicht mehr den Mut noch die Geschicklichkeit, sich gegen ihresgleichen zu behaupten, und suchte aus diesem Grund Männer, an denen sie ihre Kampfkraft beweisen konnte.
    Klagend schnitt Alton durch die Luft und wehrte zwei blitzschnell vorgetragene Streiche ab. Scida schien von ihrer einstigen Wendigkeit nichts verloren zu haben, nur die Kraft ihres Schwertarms hatte nachgelassen. Es mußte ein leichtes sein, sie mit einigen harten Schlägen zu entwaffnen.
    »Ich will nichts von dir und habe auch nicht vor, dich ernsthaft zu verletzen«, rief Mythor, als sie erneut auf ihn eindrang. »Nur hast du dir diesmal den Falschen ausgesucht.«
    In Scidas Augen blitzte es auf. Wieder schlug sie zu. Ihre Klinge prallte von Alton jedoch nicht ab, sondern glitt an dessen Schneide entlang bis ans Heft. Mit einer Drehung suchte sie, Mythor das Schwert zu entreißen.
    Der Kämpfer der Lichtwelt indes war auf der Hut. Ein rascher Schritt zur Seite brachte ihn schräg neben Scida. Mit dem angewinkelten Unterarm stieß er sie von sich.
    Jede andere hätte sofort die ganze Wucht ihres Körpers in den Schwertarm gelegt, die Amazone nutzte die Blöße nicht, die Mythor sich durch die Abwehr gab.
    Er sah sie lächeln. Aber nach wie vor blieb ihr Mund verschlossen.
    Weder gelang es Scida, einen entscheidenden Hieb anzubringen, noch vermochte Mythor, ihre Deckung zu durchbrechen. Das Klingen der Schwerter hallte in vielfachem Echo durch die Grotte und brach sich immer wieder von neuem in den Vertiefungen der Wände.
    Mythor begann zu schwitzen. Er verstand es selbst nicht – er kämpfte gegen eine alte Frau, aber statt daß er sie ohne große Mühe besiegte, sah es allmählich danach aus, als würde sie nur mit ihm spielen. Scida führte ihre Klinge mit einer Leichtigkeit, die verblüffte. Sie trieb ihn vor sich her, und er mußte weichen, war nicht imstande, ihrem Schwertwirbel Einhalt zu gebieten.
    Doch allmählich schienen ihre Kräfte nachzulassen. Ihr Atem ging heftiger.
    Als Scida das Schwert von einer Hand in die andere wechselte, um ihn zu täuschen, schnellte der vermeintliche Tau vor. Unter seinen Füßen gab der Boden nach. Kaum mehr als eine Handbreit sackte der poröse Schwamm ein, trotzdem strauchelte Mythor.
    Er fühlte den schneidenden Luftzug, mit dem die Klinge der Amazone haarscharf an seinem Nacken vorüberzuckte. Sie hätte ihn

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