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Die Schwingen des Todes

Die Schwingen des Todes

Titel: Die Schwingen des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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getrocknetem und klebrigem Blut mit einem Durchmesser von etwa fünfzehn Zentimetern. Die restliche Wand war bedeckt mit Fingerabdruckpulver, genau wie das Nachttischchen, das Telefon, der Wecker und große Bereiche der teilweise gesprungenen weißen Bodenfliesen. Im angrenzenden Bad sah Decker eine verfärbte graue Porzellantoilette mit dunklen Spuren in der Schüssel und ein ebenfalls verfärbtes graues Porzellanwaschbecken.
    Decker widerstand dem Drang, sich die Schläfen zu reiben, um die sich ankündigenden Kopfschmerzen zu vertreiben - er hatte gerade erst ein paar frische Handschuhe angezogen. Seit sechzehn Stunden hatte er nichts Anständiges gegessen, und die überall herumschwebenden Staubpartikel des Fingerabdruckpulvers trugen auch nicht gerade zu einer Steigerung seines Wohlbefindens bei. Außerdem hing dieser Übelkeit erregende Geruch in der Luft, ein starker Uringestank mit einer Spur von Fäkalien. Trotzdem hatte Novack, genau wie Decker, auf Mentholsalbe verzichtet - er hatte schon Schlimmeres gesehen und gerochen.
    Novack holte sein Notizbuch und einen Umschlag mit Fotos v on der Leiche hervor. »Ein einzelner Schuss durch die Schläfe der Eintrittswunde nach zu urteilen aus nächster Nähe; allerdings fehlt das typische Explosionsmuster.«
    »Und wieso?«, fragte Decker.
    Novack zuckte die Schultern.
    Decker blätterte durch die Fotos. »Austrittswunde?«
    »Keine. Das Ding muss sich also noch im Schädel befinden. Wahrscheinlich ein Hohlspitzgeschoss - irgendwas, das im Innern des armen Teufels explodiert ist. Wir wissen mehr, sobald die Gerichtsmedizin die Kugel herausgeholt hat. Bei der Hülse handelte es sich um ein Kaliber .32.«
    »Ein Hohlspitzgeschoss...« Decker warf einen Blick auf den Tatort. »Das würde den geringen Blutverlust erklären.« Er ging zu der Stelle und betrachtete die Kreidespuren. »Hier haben wir eine große Blutlache, was bedeutet, dass das Opfer mit der Wunde nach unten gefallen sein muss. Irgendeine Vorstellung, wie sich das Ganze abgespielt hat?«
    »Ja, darüber hab ich mir auch schon den Kopf zerbrochen. Zuerst dachte ich, dass er auf dem Bett erschossen wurde und dann heruntergefallen ist. Aber dann müssten auch auf der Bettwäsche Blutspuren sein. und da ist nichts. Also haben wir überlegt, dass er umgelegt wurde, während er in der Ecke kauerte oder stand.«
    »Irgendwelche Blutspritzer?«
    »Nein, keine Spritzer an den Wänden. Wir haben jedenfalls keine gefunden.«
    »Vollkommen unmöglich.« »Aber so sind die Fakten.«
    »Falls er nicht auf der linken Seite gelegen hat und durch den Fußboden erschossen wurde, müssen einfach irgendwo Spritzer sein«, sagte Decker.
    »Deshalb glauben wir, dass er vielleicht gar nicht hier e rschossen wurde.« »Und wo ist es dann passiert?« »Jedenfalls nicht in diesem Raum.«
    Decker dachte nach. »Aber das würde bedeuten, dass die Leiche die Treppe hinaufgeschleppt wurde. und zwar. wie viele Stockwerke? Zehn Stockwerke hoch?«
    »Da wäre noch der Aufzug. Vielleicht hat man ihn in einen Sack gestopft.«
    »Wir sind mit dem Aufzug gefahren, was ziemlich lange gedauert hat. Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass es ein verdammt großer Sack gewesen sein muss.«
    »Ist alles schon vorgekommen«, meinte Novack.
    »Nehmen wir mal an... nur für den Moment..., dass der Typ auf seinen eigenen zwei Beinen hier heraufgekommen ist.«
    »Sie meinen, er hat das Mädchen mit hierher gebracht?«
    Decker dachte über diese Möglichkeit nach. »Haben Sie irgendwelche Beweise dafür, dass das Mädchen hier war?«
    »Nichts. Kein Sperma auf den Bettlaken, keine Kleidung, keine Tasche, nichts, was auf irgendwelche sexuellen Aktivitäten schließen ließe.«
    »Okay. Also gehen wir einfach mal davon aus, dass das Mädchen nicht hier oben war.« Decker hob eine Augenbraue. »Um sie kümmern wir uns später. Ephraim wurde jedenfalls gekidnappt und hierher gebracht - vielleicht in einem Sack, vielleicht auf seinen eigenen Füßen. irgendwie muss er hier hochgekommen sein.«
    »So viel ist sicher. Was wir aber nicht wissen, ist, ob er noch lebte oder schon tot war.«
    »Angenommen, er lebte noch, als man ihn hierher brachte.« Novack lachte. »Okay. Sie sind aus L.A. Sie schreiben das Drehbuch, und ich spiele die Sache einmal durch.«
    Decker lächelte. »Nehmen wir also an, jemand brachte Ephraim auf seinen zwei Beinen hierher.«
    »Wahrscheinlich war das mehr als nur eine Person«, meinte Novack.
    Decker nickte. »Ja, wahrscheinlich

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