Die Schwingen des Todes
brauchte es wirklich zwei Leute, um ihn die Treppe raufzubringen, ohne dass er abhaute vermutlich haben sie ihm eine Waffe an den Kopf gehalten und die Treppe hinaufgezerrt. Vielleicht hatte er auch ein Klebeband über dem Mund.«
»Als wir ihn fanden, war nichts zu sehen.«
»Bitten Sie den Gerichtsmediziner, nach Kleberestspuren rund um den Mund zu suchen.«
Novack nickte, machte sich aber keine Notizen.
»Die Täter haben das Opfer also in dieses Zimmer gebracht«, fuhr Decker fort, »dann das Rollo heruntergezogen.«
»Ach, übrigens. ich hab im Nachbarhaus nach eventuellen Zeugen suchen lassen.«
»Das auf der anderen Seite des Fensters?«
»Ja, genau das. Aber nichts.«
»Okay. Okay.« Deckers Hirn arbeitete auf Hochtouren. »Sie ziehen das Rollo herunter und legen ihn hier im Zimmer an einer Stelle um, an der keine Spritzer zurückbleiben.« Er wandte sich an Novack. »Waren Ephraims Haare nass?«
»Nicht, als ich hier ankam«, entgegnete Novack. »Aber das will nichts heißen. Das Opfer hatte kurze Haare. fast bis zum Schädel abrasiert. Seine Haare wären innerhalb weniger Minuten trocken gewesen. Das sehen Sie auch auf den Fotos.«
Decker betrachtete die Aufnahmen. Ephraim hatte einen sehr kurzen Bürstenhaarschnitt. »Was ist mit seinen Sachen? Haben Sie seine Kleidung gefunden?«
»Nein, er war splitterfasernackt. Worauf wollen Sie hinaus?«
»Die Toilette«, sagte Decker. »Sie haben ihn ins Bad gezerrt, seinen Kopf in die Schüssel gehalten und ihn umgelegt. Die Toilettenspülung hat dann die größte Menge an Blut verschwinden lassen. Und außerdem wurde dadurch der Schall etwas gedämpft. «
»Das würde eine Riesenpfütze verursachen.« »War der Boden nass?«
Novack blätterte in seinen Notizen und schüttelte den Kopf. »Nein... ich hab jedenfalls nichts notiert. Aber einer der anderen hätte doch rosa Wasser auf dem Boden bemerkt.«
»Hingen Handtücher im Bad?«
Erneut überprüfte Novack seine Notizen. »Nein. Ist ein ziemlich mieses Hotel.«
»Aber möglicherweise werden ja doch Handtücher zur Verfügung gestellt. Das sollte man mal überprüfen.«
Novack schwieg. Dann sagte er: »Wir sollten unter dem Toilettenrand nach Spritzern suchen.«
»Ja. Und falls Sie nichts finden, könnte man es noch mal mit einer UV-Leuchte versuchen. Und sagen Sie dem Gerichtsmediziner, dass er die Lunge des Opfers überprüfen soll. Vielleicht hat Ephraim Wasser eingeatmet, bevor er gestorben ist.«
Novack kratzte sich im Nacken und räusperte sich. »Das lässt sich einrichten.«
»Macht es Ihnen was aus, wenn ich mich noch ein wenig umsehe?«
»Nicht zu lange, okay?«
»Zehn Minuten?«
»Na, dann viel Vergnügen.« Aber bereits nach fünf Minuten wirkte Novack verärgert. »Wonach suchen Sie eigentlich, Decker?«
»Ich versuche nur, mir ein Bild davon zu machen. wie er hierher gekommen ist.«
»Das Zimmer war auf den Namen John Smith gebucht«, sagte Novack. »Im Voraus bar bezahlt. Der Beleg war schon bei der Bank eingeliefert, deshalb konnten wir keine Fingerabdrücke nehmen - selbst wenn wir gewusst hätten, wonach wir suchen.«
Decker sah sich noch einmal gründlich um. »Und Sie haben hier absolut nichts gefunden?«
»Das Einzige, was wir gefunden haben, war eine einzelne Tablette.«
»Eine Tablette?«
»Ja, wie eine Aspirintablette. War aber kein Aspirin. Die Tablette hatte keinerlei Prägung. Dabei sind selbst billige Generika mit einem Aufdruck versehen.«
»Ecstasy?«
»Ja, daran haben wir natürlich auch gedacht. Aber selbst diese Tabletten besitzen normalerweise irgendeine Prägung - ein Smiley oder ein Herz. Der Kerl hatte ein Drogenproblem, die Tablette ist ihm vielleicht aus der Tasche gerutscht. Wir haben das Ding ins Labor geschickt, wo es untersucht wird. Wenn es sich um eine bekannte Droge wie Ecstasy handelt, müssten die Ergebnisse bald da sein.«
»Mein Bruder sagte, dass Ephraim Kokain nahm«, bemerkte Decker. »Wird Koks jetzt auch schon in Tablettenform hergestellt?«
Novack zuckte die Schultern. »Keine Ahnung, ich bin kein Experte. Auf unserem Revier haben wir weder die Sitte noch ein Rauschgiftdezernat.«
Decker hielt die Fotos hoch. »Kann ich die übers Wochenende behalten, oder sind das Ihre einzigen Abzüge?«
»Das sind Abzüge. Die Originale liegen auf meinem Schreibtisch im Büro.«
»Dann kann ich die hier also behalten?« »Was wollen Sie denn damit?«
»Ich will sie. betrachten. Vielleicht kommt mir ja dabei ein Geistesblitz. Bevor ich
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