Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schwingen des Todes

Die Schwingen des Todes

Titel: Die Schwingen des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
Vom Netzwerk:
die eine Hälfte, die andere übernahm Sammy. »Könnt ihr die Sachen nachher mitnehmen?«
    »Ich fahr doch nicht nach Brooklyn zurück, Eema«, meinte Jacob. »Ich muss meinen Zug erwischen.«
    »Ich kann sie ja mitnehmen«, bot Sammy sich an.
    »Ganz der gute Sohn«, witzelte Jacob.
    Als sie vor dem Restaurant ankamen, blieben sie stehen. Jacob grinste seine Mutter an. »Und, hast du mir was Schönes mitgebracht?«
    »Zwei Hemden«, antwortete Rina. »Ich hab vor allem Sachen für Hannah gekauft.«
    »Na, super!«, schmollte Jacob. »Erst interniert ihr mich in einer Schule, wo ich in eine Zelle gesteckt und halb skalpiert werde, und dann krieg ich bloß ein paar Hemden.«
    »Wie gemein von uns.« Rina zog ihren jüngsten Sohn an sich und drückte ihm zehn Küsse auf die Wange.
    »Und was ist mit mir?«, wollte Sammy wissen.
    Rina küsste ihn auch. Als sie sich Hannah zuwandte, wich die Kleine zurück. »Doch nicht in der Öffentlichkeit!«
    Rina und Decker lachten. »Ich glaube, ihr beide seid gewachsen«, sagte Rina. »Du hast mich doch erst gestern gesehen«, entgegnete Jacob.
    »Seitdem bist du eben gewachsen«, gab Rina zurück. »Sollen wir jetzt reingehen und was essen?«
    »Jedenfalls besser, als hier draußen vor aller Welt die verkorkste Familie abzugeben«, bemerkte Sammy.
    Jacob fügte hinzu: »Außerdem, so gut wie da drin essen wir das nächste halbe Jahr garantiert nicht mehr.«
    »Wie wahr, wie wahr«, sagte Sammy düster.
    »Geht rein, und lasst euch schon mal einen Tisch geben«, forderte Decker sie auf. »Und nehmt Hannah mit. Ich muss mal kurz mit eurer Mutter reden.«
    »Muss ich den ganzen Kram wirklich mitschleppen?« Sammy hielt die Tüten hoch. »Können wir die nicht irgendwo in einem Schließfach deponieren?«
    »Geht jetzt bitte rein«, sagte Decker streng.
    »O je...« Jacob nahm seine Schwester bei der Hand.
    Decker wartete, bis er mit seiner Frau allein war. »Du wirst mich jetzt auslachen«, sagte er. »Aber ich würde gern noch einen Tag länger bleiben. Morgen wird die Leiche freigegeben, das heißt, am Dienstag findet die Beerdigung statt. Ich finde, wir sollten hingehen.«
    Außerdem war Deckers letztes Gespräch mit Donatti viel versprechend verlaufen. Er hoffte, doch noch etwas aus Chris herauszubekommen.
    »Nichts läge mir ferner, als dich auszulachen«, entgegnete Rina. »Obwohl - verlockend wäre es schon. Nein, ich finde es bewundernswert, wie flexibel und mitfühlend du bist, eben ein Mann mit Charakter. Dann werd ich die Tickets morgen eben n och mal umtauschen. « Sie schlang die Arme um Deckers Hals und küsste ihn leidenschaftlich auf den Mund. »Es ist nicht gerade die fromme und bescheidene Art, aber es kommt von Herzen.«
    »Ich mag das!«, meinte Decker. »Nur, was verschafft mir die Ehre?«
    »Weil du bist, wie du bist. Jetzt sollten wir aber reingehen, sonst denken die Kinder noch, wir streiten uns.«
    Sie mussten zehn Minuten warten, bis sie einen Platz bekamen. Die Tische standen so dicht beieinander, dass Decker mit einer halben Pobacke fast auf dem mit Pilzen gefüllten Hähnchen seines Nachbarn saß. Mit all den Einkaufstüten und Jacobs Reisetasche um sich herum kamen sie sich vor wie Sardinen in der Büchse. Auf den Tischen lagen rot karierte Papierdecken, auf dem Boden waren Sägespäne ausgestreut. Es war laut und verraucht, aber es roch gut.
    Weitere fünf Minuten vergingen, bis ihnen ein junger Mann in Jeanshemd, weißen Jeans und Turnschuhen die Speisekarten brachte. Die Bedienungen trugen alle dieselbe Kluft und rannten hektisch zwischen den Tischen herum, als hätten sie Aerobicübungen zu absolvieren. Nach weiteren fünf Minuten wurden fünf Gläser Eiswasser, Brot und Margarine gebracht.
    Bevor sie das Brot brechen konnten, mussten alle noch einmal zur rituellen Waschung aufstehen. Fünf Minuten später war das Brot aufgegessen.
    Seit einer halben Stunde saßen sie jetzt schon in dem Restaurant und hatten außer Krümel und Eiswürfel nichts auf dem Tisch. Im Gefängnis wäre die Versorgung auch nicht schlechter gewesen.
    »He, Sammy!«, rief plötzlich jemand. Sammy drehte sich um. »Ari!« Er stand auf und wechselte ein paar Worte mit dem jungen Mann, bevor er ihn mit seiner Familie bekannt machte. Rina und Decker lächelten und sagten hallo. Ari ging wieder , dann erschien ein Kellner, brachte mehr Brot, nahm die Getränkebestellung entgegen und verschwand.
    Rina fragte Decker: »Hast du großen Hunger?«
    »Vorhin hatte ich ihn. Jetzt bin ich

Weitere Kostenlose Bücher