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Die Schwingen des Todes

Die Schwingen des Todes

Titel: Die Schwingen des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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nach Brooklyn.«
    Da schaltete sich Rina ein: »Ich hab den Eindruck, du möchtest hier in Manhattan noch was erledigen. Ich fahre schon mal mit Hannah und den Einkäufen vor.«
    »Und unser Spaziergang?«
    »Da mach dir mal keine Sorgen.« Sie flüsterte ihm zu: »Wir machen uns später noch ein bisschen Bewegung.« Und an ihre Tochter gewandt: »Komm, Chanale, wünsch deinem Bruder eine gute Reise.«
    Einer nach dem anderen verabschiedete sich von Jacob. Als Rinas jüngster Sohn schließlich fort war, hatte sie feuchte Augen. Dann sagte sie: »Und nun wird's schwierig. Welcher Taxifahrer bringt uns jetzt noch über die Brooklyn-Bridge?«
    »Unsinn«, warf Rivka ein. »Wir sind doch mit dem Auto da. Wir fahren Sie. Wohin müssen Sie denn?«
    »Borough Park. Und wo wohnen Sie?«
    »Englewood.«
    »Aber das wäre ja ein Riesenumweg.«
    »Das macht nichts. Shragys Eltern wohnen ganz in der Nähe. Bei der Gelegenheit könnten wir gleich dort vorbeischaun und sie besuchen. Shragy, du hilfst ihr mit den Tüten.« Sie wandte sich wieder an Rina. »Wir holen schon mal den Wagen.«
    »Das ist wirklich sehr nett von Ihnen«, gab Rina zurück.
    Nachdem die Millers mit Reuven verschwunden waren, nahm Decker seine Tochter bei der Hand und lächelte seine Frau an: »Eigentlich habe ich in der Stadt gar nichts zu tun. Ich möchte mich bloß ein bisschen umsehen.«
    »Du willst es also noch mal versuchen«, stellte Rina fest.
    »Vor dir kann ich aber auch gar nichts verbergen.«
    Er wirkte niedergeschlagen. Rina drückte ihm die Hand: »Du bist nicht für die ganze Welt verantwortlich, Peter.«
    »Ich weiß. Nur kommt es mir manchmal so vor.«

17
    Von der Achtundvierzigsten aus schlenderte Decker Richtung Süden, den Mantel eng vor der Brust übereinander geschlagen, die Hände tief in den Taschen vergraben. Zwanzig Blocks später stand er vor dem Gebäude, in dessen Untergeschoss sich die Emek-Refa'im-Gruppe traf, zu der auch Ephraim Lieber gehört hatte. Ein Gebäude wie jedes andere im Garment District, dem Herzen der New Yorker Textilbranche. Tagsüber wimmelte es in dem Viertel von Leuten, schwer beladene Kleiderständer wurden hin und her gerollt, überall gab es Läden und Passagen sowie Schaufenster der verschiedensten Modefirmen, deren Vertreter Großeinkäufern die Exklusivrechte an den neuesten Kreationen in der schnelllebigen Welt der Mode versprachen. Aber zu dieser späten Stunde waren die Straßen dunkel und still, die hohen Häuserblocks warfen Schatten auf den Asphalt, und durch die stahlgrauen Wolken brach trübes Mondlicht. Nur hier und da sah man ein Fenster, aus dem Neonlicht strahlte: Jemand legte eine Nachtschicht ein, um die Konkurrenz abzuhängen.
    Da ihn nichts weiter in diesem Teil der Stadt hielt, ging er langsam zurück in Richtung Norden. Vielleicht konnte er Sammy noch abfangen und mit ihm zusammen ein Taxi nach Washington Heights nehmen. Kurz nach neun erreichte er das Hotel. Bis zum Ende des Konzerts verblieben noch vierzig Minuten. Er setzte sich in ein nahe gelegenes Cafe und bestellte eine Kanne Kräutertee. Schließlich wollte er nicht draußen in der Kälte herumstehen.
    Erst fünf Minuten nachdem ihm der Tee serviert worden war, fiel ihm auf, wie hirnverbrannt seine Idee war. Meine Güte, Sammy hatte eine Verabredung mit einem Mädchen. Decker war wahrscheinlich der Allerletzte, den er jetzt sehen wollte. Er trank noch einen Schluck, legte fünf Dollar auf den Tisch und g ing. An der Kreuzung Fünfundvierzigste und Achte winkte er ein Taxi heran.
    »Was halten Sie davon, wenn wir uns die Fahrt teilen?«
    Decker fuhr herum.
    Der Mann war wirklich ein Phantom.
    Diesmal hatte Donatti ein junges Mädchen bei sich. Sie sah aus wie fünfzehn, aber angesichts der Vorsicht, die er walten ließ, war sie wahrscheinlich eher achtzehn. Donatti öffnete die Wagentür, und Decker nahm Platz. Das Mädchen rutschte neben ihn, Chris folgte ihnen.
    Sie hatte ein hübsches Gesicht, das kaum geschminkt und von dunklem Haar umrahmt war. So unschuldig ihr Gesicht war, so wenig traf das auf ihre Kleidung zu. Sie trug ein knappes rotes Top, einen Minirock aus Leder und Netzstrumpfhosen. Um die Schultern hatte sie eine Federboa geschlungen. Da sie keinen BH trug, waren ihre großen Brustwarzen deutlich zu erkennen. Klar in diesem Aufzug musste ihr ziemlich kalt sein.
    Donatti nannte dem Fahrer eine Adresse. Niemand sagte ein Wort.
    Während draußen die Häuserzeilen vorbeihuschten, spürte Decker, wie sich etwas an

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