Die Schwingen des Todes
beißen. Kein kleiner Knutschfleck, Mr. Donatti. Esau wollte seinen Bruder umbringen - ihm die Halsschlagader durchbeißen. Aber Gott hatte Jakobs Hals in Stein verwandelt, und Esau brach sich die Zähne aus. Esau verstand den Hinweis. Rache war keine Lösung.«
»Dieses Ende gefällt mir besser.«
»Das dachte ich mir.«
Donatti nippte an seinem Kaffee. »Vielleicht ist Rache auf Dauer keine Lösung. Aber vorübergehend hat sie eine beruhigende Wirkung.«
»Vielleicht.« Sie legte die Hände in ihren Schoß. »Stehen Sie und mein Mann wieder auf verschiedenen Seiten des Zauns?« »Interessante Frage. Was hat Ihr Mann erzählt?«
»Nichts! Ich hatte keine Ahnung, dass Sie sich in New York aufhalten. Aber da Sie hier sind, müssen Sie gewusst haben, dass ich in New York bin. Es war kein Zufall. Sie sind mir gefolgt. Und irgendwann müssen Sie meinen Mann getroffen haben. Herrscht wieder Streit zwischen Ihnen?«
»Er bat mich um Hilfe.«
Rinas erster Gedanke war, dass Peter irgendwann Donatti als Täter im Mordfall Ephraim verdächtigt haben musste. Aber wenn das so war - und Donatti wusste, dass Peter ihn verdächtigte -, warum hatte sich Donatti dann so unverschämt an sie herangemacht?
Donatti schien ihre Gedanken lesen zu können. »Es ist die Wahrheit. Fragen Sie den Lieutenant, wenn Sie mir nicht glauben.«
»Werden Sie ihm helfen?«
»Ich hab mich noch nicht entschieden.«
Rina spürte das Brennen seines Blicks. Verlegen sah sie zur Seite, aber sie weigerte sich, klein beizugeben. »Ich bin sicher, Sie werden die richtige Entscheidung treffen.«
Donatti ließ weiter seinen Blick auf ihr ruhen. »Mein Gott, wie schön Sie sind!« »Danke.«
»Ich würde Sie gern zeichnen, Mrs. Decker. Oder wenigstens fotografieren.«
»Kommt beides nicht in Frage.«
»Es muss schwer sein, so gut auszusehen. Die Mutter meines Sohnes ist ein tolles Mädchen.« Er stützte die Ellbogen auf die Knie und betrachtete den Park. »Sie müssen Terry doch kennen.«
»Kennen ist zu viel gesagt, aber ich hab gehört, dass sie sehr schön sein soll.«
»Sie wird ständig angemacht«, sagte Donatti. »Sie ist sehr ernst - ähnlich wie Sie -, und all die Aufmerksamkeit der Männer nervt sie. Manchmal hat sie deshalb sogar Schwierigkeiten. Die Leute stellen Vermutungen über ihr Sexualleben an, nur weil sie allein lebt und ein Kind hat. Sogar ihre Professoren. Besonders ihre Professoren. Besonders ihre verheirateten Professoren.«
»Wird sie belästigt?«
»Ständig. Einer von ihnen wurde so zudringlich, dass ich ihn besuchen und einiges klarstellen musste.«
»Ich bin sicher, dass Ihr plötzliches Erscheinen seine Leidenschaft abgekühlt hat.«
Donatti lachte. »Ja. Nach meinem Besuch beruhigte er sich ziemlich schnell. Was tun Sie, wenn Männer sich daneben benehmen? Hetzen Sie ihnen den Lieutenant auf den Hals?«
»Nein, Mr. Donatti, ich bin eine erwachsene Frau und kümmere mich lieber selbst um meine Probleme. Ich habe festgestellt, dass es die Sache nur schlimmer macht, wenn ich d en Lieutenant einschalte.«
Er lehnte sich zurück und starrte sie an. »Bezieht Ihre Verschwiegenheit auch dieses kleine Stelldichein mit ein?«
»Es ist kein Stelldichein. Für den Fall, dass Sie meinem Mann tatsächlich helfen wollen, ist es vielleicht besser, wenn ich ihm nichts davon erzähle. Denn wenn ich es tue, wird er Sie vermutlich umbringen.«
»Wenn ich ihm nicht zuvorkomme.«
»Wenn Sie das gewollt hätten, wäre es schon längst geschehen.«
»Rache ist ein Gericht, das man am besten kalt serviert.«
»Trotzdem, ich habe nicht die Absicht, meinem Mann von unserer kleinen Unterhaltung zu erzählen, wenn es das ist, worum Sie mich bitten.«
»Ich bitte Sie um gar nichts.«
»Okay. Dann möchte ich Sie um etwas bitten. Es würde mein Leben leichter machen, wenn auch Sie ihm nichts davon erzählten. Denn wenn er es von Ihnen erfährt, wird er nicht nur auf Sie wütend sein, sondern auch auf mich, weil ich nichts gesagt habe. Werden Sie mir diesen Gefallen tun?«
»Ich tue immer gerne einen Gefallen.« Donatti lächelte. »Es bleibt unser kleines Geheimnis.«
Er machte alles zu etwas Persönlichem. Ein erstklassiger Manipulator. »Danke.« »Gern geschehen.«
Donatti stand auf und warf ihr erneut einen anzüglichen Blick zu. »He, warum etwas verderben, was eine wunderbare Beziehung sein könnte?«
»Wir haben keine Beziehung, Christopher.« »Nicht Sie und ich, Mrs. Decker. Der Lieutenant und ich.« Donatti reichte ihr
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