Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Séance

Die Séance

Titel: Die Séance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
Vom Netzwerk:
nicht besuchen? Wieso kann ich dann meinem Vater nicht ein letztes Mal sagen, wie sehr ich ihn bewundert habe und wie leid es mir tut, dass ich ihm so oft etwas vormachen wollte und heimlich aus dem Haus geschlichen bin? Warum kann ich meiner Granma nicht dafür danken, dass sie mir immer geglaubt hat, oder meinem Großvater, der, das schwöre ich, nach seinem Tod zu mir gekommen ist, als ich noch klein war. Aber ich will verdammt sein, wenn ich ihn seitdem jemals wiedergesehen habe. Du würdest auch an Geister glauben, wenn du Margaritte noch ein letztes Mal sehen könntest. Aber du wirst sie wahrscheinlich nie wieder sehen. Denn sie war ja eine gute und liebende Frau, sie muss nicht mehr zurückkommen, um irgendwas zu erledigen, irgendein Problem zu lösen. Beau kommt zurück, weil er seine Unschuld beweisen muss. Er war damals unschuldig, und er ist jetzt unschuldig. Und er muss dafür sorgen, dass die Leute das von ihm wissen.”
    Er sah sie an, und ihr wurde klar, dass sie viel mehr gesagt hatte, als sie wollte.
    “Nun ja”, murmelte er.
    “Nun ja?” Das sollte herausfordernd klingen, da sollte ihr nicht die Stimme versagen, das sollte ihm nicht verraten, wie viel Angst sie hatte, dass sie ihn noch mehr befremdete, indem sie sich als verzweifelter und sogar noch verrückter erwies, als sogar er sich hatte vorstellen können.
    “Das ist eine Menge Stoff zum Nachdenken”, sagte er heiser.
    “Ja, ich weiß.”
    “Muss ich zu all dem … schon heute Nacht etwas sagen?”
    Sie schüttelte den Kopf.
    Er trat zu ihr und nahm sie in die Arme. “Ich …”
    “Ja?”
    “Ähm …”
    “Ach, komm schon. Du willst doch irgendwas sagen.”
    “Vielleicht sehen und glauben wir alle eben das, was wir sehen und glauben müssen, damit wir über die Runden kommen, damit wir weitermachen können”, sagte er zu ihr.
    Sie verzog das Gesicht, und er sprach schnell weiter. “Aber wenn ich dich sehe, sehe ich das Leben. Ich sehe Hoffnung auf die Zukunft. Ich sehe jemanden, der mit allem fertig wird, was das Leben ihm in den Weg stellt. Ich sehe eine Frau, die schön ist, stark, sehr charaktervoll, sehr talentiert und sehr … sexy. Habe ich gerade sexy gesagt?”, murmelte er, mit den Lippen an ihrem Ohrläppchen nagend.
    Das war nicht gerade eine Erklärung unsterblicher Loyalität.
    “Ich spüre das Leben”, flüsterte er noch einmal. “Ich spüre die Hoffnung, dass vielleicht auch ich selbst wieder ein Leben für mich finden könnte.”
    Aber es war auf jeden Fall genug.
    Sie legte ihm die Arme um den Hals, erwiderte seinen Kuss und genoss den Druck seines Körpers gegen ihren eigenen. Sie sollte eigentlich erschöpft sein, aber jetzt rauschte das Adrenalin durch ihre Adern.
    Es war genau wie beim ersten Mal …
    Die Kleider lagen ganz schnell überall verstreut. Küsse mit offenem Mund, feucht, heiß, erst unbeholfen, dann süß und hungrig. Hände überall.
    Jede Berührung seiner nackten Haut erotischer als die letzte. Sie hatte nicht für möglich gehalten, so heiß zu lieben, so lichterloh zu brennen. Ekstase überwältigte sie, als seine Lippen ihren Nabel umspielten, seine Zunge dann zwischen ihren Schenkeln kostete, als seine Beine ihre Beine auseinanderdrückten und er eins mit ihr wurde, in ihr pulsierte …
    Sie wusste natürlich, es konnte nicht immer so toll, so verrückt sein. Manchmal würde es so sein, wie es dann später war, als sie beide schon halb schliefen. Als eine flüchtige Berührung etwas in einem von ihnen erregte, und eine zweite Berührung etwas im anderen …
    Rechtschaffen faul, benebelt, begannen sie von vorn, und eine Zeit lang war es langsam und süß, bevor es wieder heftiger wurde.
    Die Dunkelheit, beschloss sie, war doch etwas Gutes.
    Dunkelheit hieß, sich nicht der Wahrheit stellen zu müssen, aber Dunkelheit bedeutete gleichzeitig auch Vertrauen. Denn in der Dunkelheit vertraute sie ihm. Zum ersten Mal in ihrem Leben tat es ihr leid, als das erste Tageslicht die Schatten vertrieb.
    Aber dann glitt sie wieder in den Schlaf hinüber, und im Schlaf regierten die Träume. Träume, in denen sie jemand anders war. Träume, die viel zu real waren.
    Tränen liefen ihr übers Gesicht.
    Sie war der Rettung so nah, so nah gewesen.
    Oder vielleicht auch nicht. Vielleicht halluzinierte sie nur, bevor sie starb. Vermutlich würde sie einfach nur glauben, würde sie hoffen, bis zur allerletzten Sekunde, in der das Leben in ihrem Körper ausgelöscht wurde …
    Ihre Qual wuchs. Handgelenke,

Weitere Kostenlose Bücher