Die Séance
einzelner Kronleuchter blieb völlig unversehrt. Angeblich spukt es da bis heute.”
“Mein liebster Florida-Geist spukt oben in Tallahassee”, sagte Genevieve. “Auf dem Tallahassee Old City Cemetery.”
Christina schaltete sich ein. “Den Friedhof kenne ich. So ein ganz alter, sehr gespenstisch. Da gibt es jede Menge alter Bäume, von denen Spanisches Moos herabhängt.”
“Und es gibt Elizabeth Budd Graham, nicht wahr?”, fragte Jed höflich.
Tony war an den Tisch getreten, während sie sich unterhielten, und hatte den letzten Satz mitgehört. “Wer ist Elizabeth Budd Graham?”, fragte er neugierig.
“Ein ziemlich bekannter Geist”, antwortete Jed und sah Christina intensiv an.
“Sie ist so um 1886 geboren worden”, sagte Gen. “Angeblich war sie eine Hexe, aber keine von den bösen. Tatsächlich hat sie geheiratet und ein Kind bekommen und war anscheinend ganz beliebt, aber sie ist jung gestorben. Ihr Grab geht nach Westen, und auf ihrem Grabstein steht ein wunderschöner Grabspruch. ‘Zu früh zu gehen heißt doppelt sterben.’ Sehr traurig. Haben Sie nie von ihr gehört oder diesen Friedhof einmal besucht, Tony?”
“Das kann ich nicht behaupten. Und, was treibt sie dort so?”, fragte Tony.
“Nichts Schlimmes. Leute legen Blumen auf ihr Grab. Angeblich überkommt einen ein Gefühl des inneren Friedens, wenn man davor steht, und persönliche Probleme lösen sich wie von selbst.”
“Tja, Florida steckt eben voller Geister”, sagte Jed höflich.
“Und voller Touristen, Gott sei Dank”, stöhnte Tony, dann verzog er das Gesicht und sah Christina an. “Christie, bei allem, was gerade vorgeht … du weißt ja, Ilona und ich sind gleich nebenan, wenn du uns brauchst, ja?”
“Weiß ich. Und vielen Dank.”
Er nickte. “Dann überlasse ich die Geister mal euch und gehe wieder in die Küche. Lasst es euch schmecken.”
Nach dem Mittagessen fuhren sie zurück zu Christies Haus. Schon bevor sie hineingingen, wollte Jed sich verabschieden, aber Christina schob ihn beiseite, um kurz mit ihm allein zu sein.
“Du kommst doch heute Abend mit, oder?”, fragte sie ihn, über sich selbst verärgert, dass sie so beunruhigt klang.
Er nickte. “Ich bin pünktlich wieder hier. Es ist die Spätvorstellung, richtig?”
“Stimmt. Also … wo geht’s jetzt hin?”, fragte sie, aber dann ruderte sie zurück. “Entschuldigung. Das geht mich ja eigentlich … nichts an.”
Sie war überrascht, als er sie ganz offen anlächelte. “Ich statte Larry Atkins erneut einen Besuch ab. Du weißt schon, Beau Kidds Partner. Der besitzt ein riesiges Grundstück.”
Sie war verblüfft. “Du glaubst, Beau Kidds früherer Partner … du meinst, der könnte der Mörder sein?”
Er zuckte die Achseln. “Wieso sollte er seinen eigenen Partner erschießen? Er sagte, Beau hätte gezogen und auf ihn angelegt und deshalb hätte er geschossen, aber mir kommt es merkwürdig vor, dass Beau nicht einfach seine Waffe fallen gelassen hat, als Atkins die seine zog. Zum Teufel, warum hat Beau überhaupt seine Waffe gezogen?”
“Beau hat seine Waffe gezogen, weil er die Leiche fand, als sie noch warm war, und er hörte ein Geräusch und dachte, der Mörder würde hinter ihm herumschleichen”, sagte sie, dann bemerkte sie, dass er sie anstarrte, und ihr wurde klar, dass sie damit allerhand preisgegeben hatte. Sie holte schnell Luft. “Ich meine, so hätte es doch bestimmt gewesen sein können, oder?”
“Das ist eine Möglichkeit”, sagte er und betrachtete sie immer noch skeptisch.
“Es scheint mir, als hätte sich bei dir ein starkes Interesse an dieser neuen Mordserie entwickelt”, sagte Thor beiläufig, als er zu ihnen trat.
“Ja, na ja, das musste wohl so kommen”, gab Jed zu.
“Hast du heute schon etwas vor?”, fragte Thor.
Christina beobachtete, wie Jed Thor musterte, die Schultern hob und einen Moment auf den Boden sah, bevor er seinem alten Freund in die Augen blickte und erwiderte: “Ich muss mich mit jemandem treffen.”
“Kommst du denn ohne Polizeimarke genauso gut klar?”, fragte Thor.
“Im Augenblick bin ich heilfroh, dass ich keine Marke habe.”
“Kann ich dich vielleicht begleiten?”, fragte Thor.
Jed dachte über die Frage nach. “Sicher”, sagte er nach einem Augenblick.
“Was meinst du?”, fragte Genevieve kurze Zeit später, als sie mit Christina auf dem Rasen stand und beide zusahen, wie die Männer in Jeds Wagen davonfuhren.
“Ich meine, dass er mir nie glauben
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