Die Seele der Elben
Vater«, sagte Lluis heftig.
»Na, du doch wohl auch«, gab sie kratzbürstig zurück. »Ganz ohne stündest du schwerlich hier.«
»Was weiÃt du denn schon, du Luxusgeschöpf«, knurrte Lluis.
»Blöder Hund.«
Beide hockten nebeneinander und grinsten sich an. Dann stöhnte Vanandel und sprang auf die FüÃe. »Sie suchen mich.«
Sie klopfte hektisch das Stroh von ihren Röcken und riss die schwere Tür auf, dann war sie weg.
Lluis blieb noch einen Moment lang sitzen und dachte über alles nach. Es war ihm nach wie vor ein Rätsel, wie sie es geschafft hatte, ihr Leben im Schweinekoben zu führen. Es war doch kaum möglich, dass sie ganze Tage fort war, ohne dass es jemandem aufgefallen war.
Und er würde sich nach der Verlobungsfeier Vibol stellen müssen. Der Gedanke bereitete ihm Magenschmerzen. Es war ja auch nicht ganz von der Hand zu weisen, dass die Kröte noch einige berechtigte Forderungen an ihn hatte. Um Vibol auszuzahlen, würde er eine Menge Geld auftreiben müssen. Er seufzte. Ob Vanandel ihm den Betrag leihen konnte? Wenn er es sich aussuchen konnte, stand er lieber bei ihr in der Kreide.
Er stand auf und klopfte seine Hose ab. Der feine Staub hatte sich wie Puder auf den Stoff gelegt und ging kaum heraus.
Das helle Tageslicht nach dem Halbdunkel des Stalls tat seinen Augen weh. Auf dem Pferdehof herrschte Betriebsamkeit, anscheinend waren gerade wieder neue Gäste angekommen.
Er beeilte sich, in den Haupthof zu kommen. Herr Anselm legte Wert darauf, seine roten Livreen angemessen zu präsentieren, wenn Gäste eintrafen; zumindest eine Auswahl von ihnen sollte sich dann zügig zum Empfang einfinden, um den Markgrafen zu erfreuen.
Während des Laufens klopfte er weiter an seiner staubigen Hose herum und fluchte leise. Als er den Haupthof betrat, zügelte er seine Schritte und ging rasch, aber in gemessener Haltung weiter. Vor der Freitreppe stand wirklich eine Gruppe von Menschen, Reitknechte führten Pferde davon und Hausburschen kümmerten sich um aufgestapeltes Gepäck. Lluis sah eine kleine Ansammlung roter Farbe und steuerte darauf zu. Gustav, der Bucklige, winkte ihm zu. »Na, gerade rechtzeitig zum Anglotzen? Wobei die Frage ist, wer hier wen begafft.« Er deutete auf die Ankömmlinge und grinste breit.
Lluigolf folgte Gustavs Blicken und ertappte sich dabei, dass sein Mund offen stand. »Elben«, hauchte er.
Gustavs Grinsen wurde noch ein wenig breiter. »Spitzohren, so ist es.« Er zwinkerte. »Stört dich das?«
Lluis konnte seine Augen nicht abwenden. »Was machen Elben hier?«, fragte er. »Die verirren sich doch kaum für eine Verlobungsfeier her.«
»Doch, doch«, mischte sich Richlind, Gustavs Freundin, ein. Sie hängte sich an Gustavs Arm und gab ihm einen Schmatz auf die Wange. Richlind war zwar so klein wie ein Kind, aber von hübscher Gestalt und hatte das rosawangige Gesicht eines exquisiten Porzellanpüppchens. Ihre braunen Kringellocken fielen in die schokoladenbraunen Augen, und sie pustete sie ungeduldig weg. »Das ist der Herr von Wasserberg und sein Haushalt. Er ist einer von Wighers Gefolgsleuten.«
»Einer von seinen Gefolgsleuten«, wiederholte Lluigolf verblüfft. Elben, hier mitten in Raakus â und das war der Herr von Wasserberg? Er wusste, dass zwischen der Residenz und dem eigentlichen Schloss Raakus das groÃe Anwesen des Wasserbergschen lag. Er hatte auch den Namen des Ãfteren gehört und dass er eine schöne, unverheiratete Tochter habe. Aber niemand hatte ihm verraten, dass ebenjener Uldis von Wasserberg ein Elbe war!
»Wie ungewöhnlich«, murmelte er.
Richlind kicherte. »Und Ungewöhnliches sammelt unser hoher Herr. Der Wasserbergsche hat sich schon dem Richtigen angeschlossen.«
Lluis schwieg und betrachtete die Elbengesellschaft mit einem seltsamen Gefühl der Beklemmung. Sein Herz war schwer und schien langsamer zu schlagen, etwas lag wie ein eiserner Reif um seine Brust.
»Sie ist sehr schön«, murmelte er.
Gustav stieà ihm den Ellbogen in die Seite. »Wie eine Prinzessin, hm? So muss eine echte Hoheit aussehen. Nicht wie unser Lumpenprinzesschen.«
Lluigolf fuhr herum und starrte ihn wütend an. »Was erlaubst du dir«, fuhr er den Buckligen an. »Prinzessin Vanandel ist untadelig und â¦Â«
»Oh, holla, langsam!«, unterbrach Gustav ihn und legte
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