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Die Seele der Elben

Titel: Die Seele der Elben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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sollte auch gehen.«
    Garness, der ihn lächelnd beobachtet hatte, schüttelte den Kopf. »Geh nicht, Lluis. Setz dich her, wir haben uns noch gar nicht richtig unterhalten können.«
    Â»Das ist vielleicht auch ganz gut so«, erwiderte Lluis. Dann lachte er, überrascht über seine eigene Grobheit, und reichte Garness die Hand. »Entschuldige. Ich bin im Moment nicht ganz ich selbst.«
    Der Barde lächelte. »Vergeben und vergessen. Komm schon, hock dich hin. Du hast doch bestimmt einen Haufen Fragen. Und ich habe zufällig gerade Zeit und Lust, sie dir zu beantworten.« Er klopfte einladend auf einen niedrigen gepolsterten Hocker neben dem Ruhebett.
    Â»Danke«, sagte Lluis und hob unbehaglich die Schultern. »Darf ich diese verfluchte Jacke ausziehen? Sie kneift.«
    Der Barde grinste. »Wie du möchtest.«
    Lluis lachte, schälte sich aus der Jacke und setzte sich zu Garness.

    Der Barde entpuppte sich erwartungsgemäß als ein Quell des Wissens über das Schloss und seine Bewohner, und er offenbarte eine unermüdliche Bereitschaft, sein Wissen mit Lluigolf zu teilen. Lluis erfuhr beinahe mehr, als er wissen wollte, über den Markgrafen und seine Familie, über die Sammelleidenschaft des hohen Herrn und die wichtigsten Personen im Schloss – Herr Anselm, der Vestiar, Frau Rotraud und der Rudelführer gehörten dazu –, die Zeiten, in denen der Speisesaal für die Bediensteten am besten besucht werden sollte, nämlich am späten Vormittag und frühen Abend, denn da hatte jeweils die Küchenschicht gewechselt und das Küchenpersonal war munter und offen für Sonderwünsche; über die anderen Leibdiener in Rot und ihre Eigenheiten – nur über Vanandel und die nahende Verlobung der Prinzessin war er nicht bereit zu plaudern.
    Â»Ich habe euch damals kurz zusammen erlebt«, sagte Lluis schließlich geradeheraus. »Und ich hatte den Eindruck, dass sie unglücklich in dich verliebt ist.«
    Garness zuckte mit den Lidern. »Na, du bist aber ein wahres Vorbild an Diplomatie und Diskretion«, sagte er vorwurfsvoll.
    Lluis zuckte mit den Schultern. »Sie hat mir schrecklich leidgetan. Und du reagierst auf das Thema, als hättest du einen Igel in der Hose. Also?«
    Garness lehnte sich zurück und lachte laut. »Du hast recht«, sagte er und hustete, weil er sich verschluckt hatte. »Vanandel hatte es sich in den Kopf gesetzt, mit mir durchzubrennen. Aber ich versichere dir, ich habe nichts getan, um ihr diesen Floh ins Ohr zu setzen. Diese verrückte Idee ist ganz allein ihrem Dickschädel entsprungen.«
    Lluis nickte, denn aus Garness sprach nichts als die reine Aufrichtigkeit, und der Barde schien Wert darauf zu legen, dass sein Zuhörer ihm glaubte. Außerdem passte es zu Hadmut, wie er sie kannte. Das Wort »Dickkopf« war eigens für sie erfunden worden.
    Garness beugte sich vor. »Ich würde gerne wissen, was in ihrem Kopf vorgeht. Ich denke, mit meiner Weigerung, mit ihr durchzubrennen, habe ich diese ganze leidige Geschichte in Gang gesetzt. Was treibt sie da unten in der Stadt? Und was hat sie vor?«
    Die Sorge in seiner Stimme war unüberhörbar. Lluis schüttelte den Kopf. »Sie war nie besonders gesprächig, wenn es um Privates ging – jetzt verstehe ich auch, warum. Aber ich hatte den Eindruck, dass sie sehr ehrgeizig ist. Viele nehmen an, dass sie darauf aus ist, einmal die Kröte zu beerben.«
    Garness’ Augen blitzten. »Die Kröte?«, fragte er. »Was ist das für ein Wesen? Komm, erzähl schon!«
    Lluis tat ihm den Gefallen. Das Gesicht des Barden verdüsterte sich mit jedem Wort mehr, bis er schließlich murmelte: »Das genügt, um mir den Schlaf zu rauben, danke.« Er saß grübelnd da, bis Lluis sich nach einer Weile erhob und sagte: »Ich gehe dann mal.« Garness nickte nur geistesabwesend, und Lluis schloss leise die Tür hinter sich.

Lluis begegnete Prinzessin Vanandel zum ersten Mal bei seinem Einsatz an der markgräflichen Tafel.
    Ihre Blicke trafen sich, als er mit einer Suppenterrine in den Händen um den Tisch ging. Vanandels Blick war kalt, als sie ihn anblickte, und er bemühte sich, keinen Deut weniger arrogant zu wirken.
    Dann war er an ihrer Seite, und sie flüsterte: »Wir treffen uns nachher bei den Stallungen. Du kannst was erleben!«
    Er machte eine devote kleine Verbeugung, als

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