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Die Seele der Elben

Titel: Die Seele der Elben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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fortführen kann«, sagte er.
    Garness warf erst ihm, dann mir einen verwunderten Blick zu.
    Â»Die Obere Kapellarin hat geruht, mich hierher zu schicken«, sagte ich. »Sie hat allerdings nicht geruht, mir mitzuteilen, was ich hier soll.« Und lachend fügte ich hinzu: »Vielleicht hat sie uns ja auch nur eine schöne Feier gegönnt.«
    Jetzt lachte auch der Hofbarde und stand auf. »Ich lasse euch erst einmal ausruhen, ihr seht erschöpft aus.« Sein besorgter Blick ruhte für einen längeren Moment auf Maris, der wirklich noch blasser als gewöhnlich war und matt in seinem Sessel lehnte. »Darf ich heute Abend wiederkommen und euch ein wenig Gesellschaft leisten?«
    Â»Du bist immer willkommen«, erwiderte Maris. »Bring einen Apfel mit.«
    Dann waren wir allein. Ich wanderte durch das Zimmer, das noch einen kleinen Nebenraum mit einem kleinen Bett besaß, das ganz offensichtlich für ein Menschenkind gedacht war. Es war ganz und gar nach meinem Geschmack, und ich dachte voller Hochachtung an den vielbeschäftigten Haushofmeister, der so besorgt um das Wohl der Gäste seines Herrn war.
    Ich legte meine Sachen auf die Truhe neben dem Bett und kehrte zurück in das große Zimmer, in dem Maris noch immer regungslos in seinem Sessel lehnte.
    Â»Möchtest du ein wenig schlafen?«, fragte ich.
    Er schüttelte schwach den Kopf. »Lass mich hier ein wenig ausruhen, Freund Tijan. Ich muss mich erst mit dem Gedanken anfreunden, so weit fort von meinen Büchern und meinem Turm zu weilen.« Er runzelte ein wenig die Stirn. »Könntest du das Fenster ganz öffnen?«, bat er.
    Ich schob die großen Flügeltüren auf. Eine milde Brise trug Gartendüfte und das Zwitschern kleiner Vögel ins Zimmer. Sein Gesicht entspannte sich. »Das ist schön«, sagte er. »Geh ruhig und kümmere dich um dein eigenes Wohl. Ich danke dir.«
    So müde ich gerade noch gewesen war, so voller Unruhe war ich jetzt mit einem Mal. »Wind im Kopf und zappelige Füße« pflegte Mar Ayomida das zu nennen. Ich schüttete ein wenig Wasser aus dem Krug in die Waschschüssel, schaufelte mir eine Handvoll ins Gesicht und lief zur Tür hinaus. Dem Markgraf konnten wir erst heute Abend unsere Aufwartung machen, wie Herr Anselm uns mitgeteilt hatte. Das war mir nur recht – so hatte ich Zeit, mich ein wenig umzutun.
    Die Vorbereitungen für die Verlobungsfeier sorgten wirklich für einige Bewegung im sonst so ruhigen Schloss. Ich erinnerte mich an meinen letzten Aufenthalt, bei dem Markgraf Wigher mir so nachdrücklich zu verstehen gegeben hatte, dass er mich als lohnenswertes Objekt für seine Sammlung betrachtete. Damals war ich auch einmal alleine im Schloss herumgewandert und einen geschlagenen Nachmittag lang so gut wie keiner Menschenseele begegnet – und diejenigen, die ich getroffen hatte, waren mit einer Gemütsruhe bei der Arbeit gewesen, dass ich einen leisen Anflug von Neid verspürt hatte.
    Heute aber fand ich an allen Ecken und Kanten emsiges Treiben vor. Silberne Leuchter wurden poliert, dass der Schweiß in Strömen von roten Dienstmädchenstirnen troff, Scheuerfrauen lagen auf den Knien, schoben riesige, schwappende Eimer vor sich her und schrubbten mit großen Wurzelbürsten den makellosen Steinboden, Wandteppiche wurden abgebürstet oder in langen Rollen in den Hof getragen, um dort ausgeschlagen zu werden, und in jedem Winkel roch es nach Bohnerwachs, Politur und Seife.
    Ich rettete mich schließlich in den Schlossgarten und schlenderte die gewundenen Wege entlang. Feiner Kies knirschte unter meinen Füßen und die Hecken dufteten betäubend. Im Zentrum des Gartens stieß ich auf ein kleines Labyrinth und stürzte mich begeistert hinein, kreiselte eine Weile dort herum, bis ich das Zentrum erreicht hatte, und setzte mich dort zufrieden auf eine Steinbank. Über mir leuchtete blau der wolkengetüpfelte Himmel, und es war still und friedlich.
    Wahrscheinlich war ich ein bisschen eingenickt, denn als ich mich das nächste Mal umsah, saß jemand mir gegenüber auf der zweiten Bank. Es war ein junger Mann in roter Livree, einer der Leibdiener des Markgrafen. Er hatte die Augen geschlossen und ließ sein Gesicht von der Sonne bescheinen. Ich musterte ihn neugierig. Was mochte er Besonderes an sich haben, dass der Markgraf ihn in eine rote Livree stecken ließ? Er sah ganz

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