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Die Seele der Elben

Titel: Die Seele der Elben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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ist kein angenehmer Gesprächsstoff für mich.«
    Ich musterte ihn mit frisch erwachter Neugier. Sollte dieser junge Diener sich womöglich Hoffnungen auf die Prinzessin gemacht haben? Das war doch kaum möglich.
    Er sah meinen Blick und errötete leicht. »Nicht, was du denkst. Wir sind befreundet, Ha… Vanandel und ich.«
    Befreundet. Steckte in einer roten Livree und war befreundet mit der Prinzessin. Ein ganz klein wenig größenwahnsinnig, der kleine Halbelbe.
    Wieder schien er meinen Blick deuten zu können, denn die gesunde Gesichtsfarbe vertiefte sich weiter. »Das klingt unwahrscheinlich, ich weiß. Aber es ist einfach nur eine lange Geschichte«, sagte er mit einem kleinen Lachen – und an dem Punkt glaubte ich ihm mit einem Mal.
    Â»Ich entnehme deinen Worten, dass die Prinzessin nicht allzu glücklich über ihre Verlobung ist?«, fragte ich. Wenn ich überhaupt einen Fehler habe – oder ihn zugebe –, dann ist es wohl die Neugier.
    Er nickte und starrte seine Finger an.
    Â»Armes Ding«, sagte ich und meinte es auch. Niemand von meinem Volk käme auf die absurde Idee, Ehen zu arrangieren, um damit den Eltern des Paars einen Vorteil zu verschaffen. Das war typisch für Menschen – und, wie ich zugeben muss, manche vom Schönen Volk. Bei den Elben ging es in der Regel dabei nicht um materielle Dinge, sondern um die Verfestigung von Positionen, den Ausbau von Einfluss oder darum, Ansehen zu gewinnen. Na gut, es ist wohl doch genau wie bei den Menschen.
    Â»Kennst du den Herrn von Wasserberg und seine Tochter?«, fragte er unvermittelt. Ich runzelte die Stirn. Wasserberg. Das sagte mir etwas, aber ich wusste nicht sofort, wo ich es einzusortieren hatte.
    Â»Uldis von Wasserberg«, half er mir auf die Sprünge. »Ein Elbenfürst.«
    Ah. Der Wasserberg. Ein Unikum, eine Legende, den Elben vom Wandernden Hain ein ständiger Stein des Anstoßes. Ein Elbenfürst – denn er war einer der Goldenen, wenn auch die Fünf Häuser ihn sich gegenseitig zuschoben wie den faulen Buben beim Jägerspiel –, der sich aus nicht nachvollziehbaren Gründen von seinem Volk losgesagt und den Menschen angeschlossen hatte. Genauer gesagt, dem Markgrafen Wigher. Und seine Tochter war dem Vernehmen nach selbst unter Elben eine besondere Schönheit – ein Gerücht, das ich weder bestätigen noch widerlegen konnte, denn ich hatte noch nicht das Vergnügen gehabt, sie einmal getroffen zu haben. Den Herrn von Wasserberg kannte ich allerdings persönlich. Bei meinem letzten kurzen Aufenthalt im Schloss Raakus war er während einer Audienz zugegen gewesen. Er hatte im Hintergrund an einem kleinen Spieltisch gesessen und müßig wunderschön geschnitzte und vergoldete Figuren eines kostbaren Ritterspiels über die Intarsien des Tisches geschoben, während seine hellen Augen mich fixierten. Er war mir nicht sympathisch gewesen – aber das musste nichts bedeuten. Solange ich mit ihm nicht ein paar Worte gewechselt hatte, mochte ich mir kein Urteil anmaßen.
    Der junge Halbelbe schien bemüht, meine Gedanken zu lesen. Seine Augen brannten förmlich vor Neugier. Ich konnte mir nicht vorstellen, warum der Wasserbergsche ihn derart interessierte, es sei denn …
    Â»Er hat eine schöne Tochter, habe ich gehört«, sagte ich so gleichgültig, wie es mir möglich war.
    Der Schuss ins Blaue saß. Seine Haltung straffte sich wieder, und das Gesicht nahm einen lebhaften Ausdruck an. »Sie ist wunderschön«, sagte er. »Von anmutiger Gestalt wie ein zartes Reh oder eine biegsame Birke, und ihr Haar ist so golden wie der Sonnenschein. Sie hat ein Paar Augen, das den Sommerhimmel neben sich verblassen lässt, eine Haut wie Sahne und einen Mund …«
    Â»â€¦ rosig wie eine Knospe, betaut mit den Perlen des frühen Morgens«, ergänzte ich frech.
    Er zog den Kopf ein – und dann lächelte er ein wenig selbstironisch, was ich sehr bemerkenswert fand für einen verliebten Jüngling.
    Â»Ich gehe allen damit auf die Nerven«, sagte er freimütig. »Vanandel sagt, sie schreit, wenn ich noch einmal ihren Namen sage. Und sogar Trurre verzieht …«
    Â»Trurre? Trurre Silberzunge?« Nein, der Zufall wäre wahrlich zu groß, es musste ein anderer sein.
    Er sah mich verdutzt an. »Ja, genau der. Du kennst ihn?«
    Ich war ungefähr so verblüfft,

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