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Die Seele der Elben

Titel: Die Seele der Elben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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hinübergehen«, sagte sie und griff nach Maris’ Hand. »Hier ist es mir nicht ruhig genug.«
    Â»Halt, halt«, protestierte er lachend und machte sich frei. »Nicht ganz so hastig, ich bitte dich.« Er klopfte seine Knie ab und kam hinter ihr her. »Warum bist du so ungeduldig?«
    Â»Wie hast du gemerkt, dass ich es war?«, fragte sie zurück.
    Er hob die Schultern. »Ich wusste es einfach.« Sein Gesicht wandte sich ihr zu, sie sah, dass irgendetwas ihn amüsierte. »So, wie ich weiß, dass du dich umgezogen hast. Warum bist du nicht bei deinem Vater und deinen Gästen?«
    Â»Maris, würdest du mich mitnehmen, wenn du zum Bardenstein zurückgehst?«, hörte sie sich zu ihrer eigenen Überraschung fragen.
    Er schüttelte sacht den Kopf als Zeichen der Verwunderung. »Du feierst heute deine Verlobung«, sagte er. Und, nach einer winzigen Pause: »Oder zumindest glauben das all diese Leute.« Er wies in Richtung des Ballsaales, aus dem Fetzen von Musik herüberklangen. »Wirst du dort nicht vermisst?«
    Sie schüttelte lachend den Kopf.
    Â»Du willst sagen: Das verstehst du nicht, halte dich einfach raus, richtig?«
    Â»Ja, tut mir leid«, erwiderte sie sanft. »Ich glaube, es ist besser so.« Sie nahm seine Hand. »Maris, ich mache mir solche Sorgen um Lluis. Er benimmt sich sehr seltsam in der letzten Zeit. Glaubst du, wenn ich mit ihm von hier fortgehe …«
    Â»Hast du darüber nachgedacht, dass er vielleicht nicht fortgehen will?«
    Â»Er wird mit mir gehen«, sagte sie energisch. »Dafür sorge ich schon!«
    Sie schwiegen. Vanandel seufzte leise. »Wolltest du nicht heute Gast bei meiner Feier sein?«, fragte sie.
    Maris lachte leise und nahm ihre Hand. »Du bist hier«, sagte er.
    Vanandel erwiderte den Druck seiner Finger. »Komm, lass uns in den Lustgarten schleichen«, sagte sie. »Ich möchte meine Gäste belauschen.« Der Gedanke war aufgetaucht und ausgesprochen, ehe sie darüber nachgedacht hatte, und es tat ihr im selben Augenblick schon leid. Was musste der Barde von ihr denken? Sie warf ihm einen schnellen Blick zu, aber sein Gesicht ließ keine Regung erkennen.
    Â»Gehen wir«, sagte er zu ihrer Überraschung.
    Sie liefen Hand in Hand durch den Park hinüber zu dem kleinen Gartentor, das in den abgeschlossenen Teil vor dem Ballsaal führte. Maris bewegte sich leichtfüßig und sicher, fast, als könne er sehen, wohin er seine Füße setzte. Vanandel musterte ihn misstrauisch, aber er ließ durch nichts erkennen, ob er nicht doch gerade über ein fremdes Augenpaar verfügte.
    Â»Daran werde ich mich nie gewöhnen«, murmelte sie.
    Â»Woran?«, fragte er leise.
    Sie flüsterte: »Schhh« und zog warnend an seiner Hand. Dann öffnete sie die Gartenpforte und blickte vorsichtig hindurch. »Komm«, wisperte sie und zog ihn in den umfriedeten Garten.
    Wenn ich jemand wäre, der zum Kichern neigt, würde ich jetzt bestimmt kichern, dachte sie. Sie fühlte sich wie ein Kind, das etwas Verbotenes und ungeheuer Reizvolles tut. »Dort drüben ist eine Laube«, wisperte sie in Maris’ Ohr. Er nickte und ließ sich von ihr führen.
    Die Laube war leer. Vanandel schlüpfte hinein und zog Maris auf die kleine Bank hinunter. »Jetzt leise«, sagte sie. »Wer sieht, dass die Laube besetzt ist, schaut nicht so genau hin.« Jetzt kicherte sie doch und schüttelte darüber den Kopf.
    Maris legte den Arm um ihre Schulter und zog sie an sich. »Wir sollten doch unauffällig wirken«, meinte er so ernsthaft, dass Vanandel ihn erneut misstrauisch ansah.
    Â»Was trägst du für seltsame Kleider?«, fragte der Barde und fühlte über den groben Stoff ihrer Jacke.
    Vanandel gluckste. »Wenn jemand uns genauer ansieht, wird er sich jedenfalls wundern«, flüsterte sie.
    Sie saßen eine ganze Weile still in der kleinen Laube, in der es nach frischem Grün roch, und lauschten der Musik aus dem Saal, den herüberklingenden Stimmen, den leisen Schritten, dem Flüstern und dem Rascheln rundum. Es war so friedlich, dass Vanandel sich wünschte, dieser Moment würde nicht vorübergehen. Sie spürte den Druck seines Arms auf ihrer Schulter, die Wärme, die von ihm ausging, und lauschte dem leisen Geräusch seines Atems. Mit einem lautlosen Seufzer wagte sie es, sich an seine Seite zu

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