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Die Seele der Elben

Titel: Die Seele der Elben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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kuscheln wie eine zufriedene Katze.
    Er hob geistesabwesend seine Hand, um ihr Haar zu berühren und stieß gegen ihre Kappe. »Oh«, hörte sie ihn verdutzt murmeln.
    Â»Schhh«, machte sie und spürte wieder dieses Kitzeln in der Kehle. Was war nur los mit ihr?
    Dann setzte sie sich kerzengerade auf und wischte seine Hand weg. »Da«, zischelte sie. »Lluis.« Sie beugte sich vor, um aus der Laube zu spähen. »Da geht er. Mit dieser Chaantrea!«
    Sie spürte, wie Maris an ihre Seite rückte. »Ich gehe ihnen hinterher«, sagte sie. Ohne auf seine Antwort zu warten, schlüpfte sie aus dem Versteck und hinter dem dahinschlendernden Paar her, und als sie Arm in Arm eine der Lauben betraten, kauerte sie sich neben den Eingang.
    Wenig später hörte sie Stoff rascheln, leises Atmen und roch den zarten Duft von frischgemähtem Gras – Maris war neben ihr. Er bewegte sich so leise wie eine Katze, aber sie hob dennoch die Hand und berührte warnend seine Lippen.
    In der Laube war es verdächtig ruhig. Vanandel ging auf die Knie und wagte es, den Kopf hineinzuschieben. Sie blieb eine Weile so hocken, dann zog sie sich zurück und lehnte sich gegen die berankte Wand. Es war ihr nicht ganz wohl dabei, derart in das Geheimnis ihres Freundes einzudringen, aber das drängende Gefühl der Gefahr wollte sie nicht verlassen und ließ sie verharren, obwohl sie am liebsten geflüchtet wäre.
    Maris’ tröstliche Gegenwart half ihr zu warten, bis die ersten Gesprächsfetzen aus der Laube an ihr Ohr drangen. Sie wurde neugierig, als sie Chaantrea sagen hörte: »… dir etwas versprochen.« Danach war nur noch Gemurmel zu hören, bis Lluis leise aufschrie – vor Schreck oder Schmerz?
    Vanandel fuhr auf, wollte in die Laube stürzen, aber Maris hielt sie fest. »Nicht«, sagte er fast lautlos. »Warte.« Sein Griff löste sich, er war fort. Vanandel hockte auf dem Boden, ihr linkes Bein kribbelte, als wäre es mit Ameisen gefüllt, und sie barst beinahe vor Unruhe. Aber sie wartete, bis Maris wieder neben ihr auftauchte. Er schüttelte sacht den Kopf, als sie ihn fragend anblickte, und gab ihr ein Zeichen, ruhig zu bleiben. Wieder verschwand er.
    Dieses Mal dauerte es so lange, dass sie am liebsten laut schreiend in die Laube gestürmt wäre. Sie stand auf, um wenigstens einen zweiten Blick hineinzuwerfen, aber im selben Augenblick hörte sie Stimmen und leises Lachen, und wenig später verließ das Paar seinen Unterschlupf. Lluis und die Elbin verschwanden Hand in Hand in der wispernden, wohlriechenden Dunkelheit.
    Â»Oh«, machte Vanandel enttäuscht und besorgt. »Oh, was …«, da war der Elbenbarde wieder an ihrer Seite. Ehe sie sich versah, lief sie neben ihm her zurück zur Pforte und als sie hindurch waren, fragte sie atemlos: »Was ist? Was konntest du hören?«
    Er schüttelte heftig den Kopf. »Warte«, sagte er wieder. Er blieb stehen, und sie sah, dass ein kleiner brauner Vogel auf seiner Schulter hockte. Er hob die Hand, und der Vogel hüpfte hinein und blieb in seiner Handfläche sitzen, während Maris sie an sein Gesicht hob. Er flüsterte dem Vogel etwas zu und entließ ihn dann mit einer vorsichtigen Geste in die Lüfte.
    Dann wandte er sich mit einem bedauernden Lächeln Vanandel zu. »Jetzt habe ich die wunderbare Gelegenheit nicht genutzt, dich und deine abenteuerliche Verkleidung anzusehen«, sagte er leichthin.
    Doch Vanandel schüttelte unsanft seinen Arm. »Also sag schon«, zischte sie. »Was war da los?«
    Er presste die Lippen zusammen. »Sie hat ihm einen Ring gegeben«, antwortete er widerstrebend.
    Â»Und deshalb hat er geschrien?«, fragte Vanandel ungläubig.
    Â»Nein, nicht deswegen. Er hat sich verletzt.«
    Â»An dem Ring?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich muss darüber nachdenken, Vanandel. Ich weiß nicht recht, was ich gesehen habe, ich habe noch nie zuvor die Augen einer Nachtsängerin benutzt. Deinem Freund ist nichts passiert, das hast du ja selbst beobachtet.«
    Vanandel stöhnte und schlug vor Enttäuschung mit der Faust in ihre Hand. »Du bist genauso wie alle anderen«, fauchte sie. »Und ich dachte …«
    Seine Hand umschloss ihre Finger. »Lass mir ein wenig Zeit, das, was ich gesehen habe, zu ordnen und zu deuten«, sagte er leise. »Ich will dich nicht bevormunden,

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