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Die Seele der Elben

Titel: Die Seele der Elben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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gestehen, ich konnte trotz all meines gekränkten Stolzes nicht anders, ich musste in sein Lachen einstimmen.
    Dann berichtete ich ihm weiter – auch von dem Versprechen, das ich Ranvidar gegeben hatte, ihn in dieser Angelegenheit zu Rate zu ziehen.
    Er legte das Kinn in die Hand und dachte nach. Ich betrachtete ihn mit Muße. Er sah verändert aus – sein Gesicht hatte ein wenig von der alten Strenge verloren und wirkte entspannter, beinahe jugendlich. Ich fragte mich, was ihm hier widerfahren sein mochte, dass er sich so offensichtlich wohl fühlte ohne den Schutz seiner Bücher und alten Gewohnheiten.
    Â»Das ist seltsam«, sagte er schließlich. »Hast du zufällig einen Apfel für mich, Tijan? Ich habe das Gefühl, er würde mir beim Nachdenken helfen.«
    Ich lachte und ging zum Tisch, wo eine Schale mit Obst stand, aus der ich zwei der glänzenden Früchte nahm. Maris dankte mir und polierte einen der Äpfel gedankenverloren an seinem Ärmel.
    Â»Sie ist also überzeugt davon, dass der Wasserberg hinter den Eierdiebstählen steckt?«
    Â»Er und der Kronprinz.«
    Er biss in den Apfel, kaute und schluckte. »Der Kronprinz«, sagte er. »Kennst du ihn?«
    Â»Nur flüchtig.« Meine Stimme musste ihm verraten haben, was ich von dem jungen Mann hielt, denn er nickte wieder.
    Mir fiel ein, was ich Ranvidar unterschlagen und auch ihm bisher nicht erzählt hatte: das seltsame Gespräch, das ich belauscht hatte. Er lauschte voller Konzentration. Dann schüttelte er den Kopf. »Ich kann mir keinen rechten Reim darauf machen, Tijan. Aber vielleicht hat Ranvidar ja recht. Wir sollten uns das Anwesen noch einmal genauer ansehen.«
    Ich starrte ihn mit offenem Mund an. Mit allem hatte ich gerechnet, aber nicht damit, dass er ins gleiche Horn stoßen würde wie der Adler.
    Â»Maris, geht es dir gut?«, fragte ich behutsam. »Hast du dir den Kopf angeschlagen oder ein Fieber eingefangen?«
    Er lächelte und griff nach dem zweiten Apfel.
    Â»Maris, das meinst du nicht ernst.« Ich musste mich zurückhalten, um mir nicht die Haare zu raufen. »Ich glaube, du hast etwas nicht verstanden. Ich bin dort eingebrochen! Und ich wäre beinahe erwischt worden!«
    Â»Schrei nicht«, sagte er mild. »Ich bin blind, nicht taub.«
    Mein Mund stand schon wieder offen. Der stolze Maris Elbenstern hatte gerade das Wort blind in einem Atemzug und darüber hinaus in direktem Zusammenhang mit dem Wörtchen ich in den Mund genommen?
    Er hörte auf zu kauen und wandte sein Gesicht in meine Richtung. »Was hast du, Bruder Schreiber?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nichts, Freund Bibliothekar. Ich frage mich nur, ob man dich gegen einen Wechselbalg ausgetauscht hat, ohne dass ich es bemerkt habe.«
    Er ging nicht darauf ein. »Ich bin der gleiche, der ich immer war«, sagte er nur. »Und wie willst du herausfinden, ob an Ranvidars Anschuldigung etwas ist, wenn du nicht dorthin zurückkehrst und nachsiehst?«
    Â»Ich muss zugeben, ich hatte mir etwas anderen Rat von dir erhofft. Etwas, womit ich diesen lästigen Adler ruhig stellen kann.« War ich aufgebracht? Ich hörte mich jedenfalls so an.
    Er schüttelte nur den Kopf. »Tijan, du hörst dich an wie der Meistersänger. Grämlich und sehr darauf bedacht, nichts zu tun, was auch nur entfernt gegen die Etikette verstoßen könnte. Wo ist nur mein unternehmungslustiger Bruder Schreiber geblieben?«
    Ich schluckte. Hatte er etwa recht? War ich hier im Schloss plötzlich zum miesepetrigen Moderkopf geworden? Es stimmte wohl, ich konnte mich an Gelegenheiten erinnern, da wäre ich ohne zu zögern selbst in ein markgräfliches Schloss eingedrungen, einfach nur, weil mich die Neugier und die Lust am Abenteuer getrieben hätte. Ich wurde wohl alt.
    Â»Was denkst du gerade, Tijan? Ich höre dich grübeln!«
    Ich musste lachen. Ja, wahrscheinlich konnte man mich auch noch drei Zimmer weiter denken hören. »Maris, mein Alter«, sagte ich, »du hast da den Finger in einen Punkt gebohrt, der schmerzt. Ich weiß nicht, warum ich so kleinmütig und biedersinnig daherkomme, wahrscheinlich ist es der schlechte hochherrschaftliche Einfluss.«
    Er nickte, als hätte ich etwas sehr Kluges gesagt, statt einfach nur daherzuschwätzen, was mir gerade in den Sinn gekommen war.
    Â»Also sage ich Ranvidar, dass wir unsere Expedition

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