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Die Seele der Elben

Titel: Die Seele der Elben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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er.
    Da ich nicht wusste, wie ich es höflich sagen sollte, sagte ich es freiheraus: »Maris, diese hohlköpfigen Dinger passen einfach nicht zu dir.«
    Er lächelte. So langsam begann mir sein Lächeln ein wenig auf die Nerven zu gehen.
    Â»Du meinst, ich mache mich lächerlich?«
    Â»Ja, das meine ich.« Was war denn nur los mit ihm? Elben gehörten im Allgemeinen zu den körperlich und seelisch unerschütterlichsten Geschöpfen unserer Welt, aber Maris war ja sichtlich eine Ausnahme. Vielleicht hatte das fehlende Augenlicht nach und nach auch seinen Verstand zerrüttet?
    Â»Bruder Schreiber«, sagte er. »Du solltest aufhören, dich in Sachen zu mischen, die du nicht verstehst und die dich auch nichts angehen.«
    Ich schluckte, denn das war knapp und deutlich gewesen.
    Â»Ich entschuldige mich«, sagte ich. »Ich habe kein Recht, dir Vorhaltungen zu machen. Schreibe es meiner Sorge um dich zu, mein Freund.«
    Er nickte, und das Lächeln, das kurz aus seinem Gesicht verschwunden war, kehrte zurück. »Wenn ein anderer so mit mir gesprochen hätte, wäre ich gegangen«, sagte er. »Aber ich weiß ja, dass nicht die Missgunst aus dir spricht.« Er legte die Rosenknospe sacht in die Schale zurück. »Du sollst dich nicht um mich sorgen. Sie ist weder hohlköpfig noch flatterhaft oder liederlich – oder was immer du befürchtest. Wobei ich anmerken möchte, dass du keine sehr hohe Meinung von mir zu haben scheinst, wenn du mir so eine unkluge Wahl zutraust.«
    Ich schluckte kurz. »Natürlich«, sagte ich. »Oder besser – natürlich nicht! Aber du musst zugeben, dass die holde Weiblichkeit hier im Schloss und seiner näheren Umgebung kaum eine andere Vermutung zulässt.«
    Er lachte laut heraus. »Du bist ein echter Mönch, kleiner Schreiber. Was stört dich an den Frauen hier – dass sie bunte Kleider tragen, gut riechen und über frivole Dinge plaudern?«
    Ich glaube, ich wurde rot. »Es ist nicht so, dass ich keinen Umgang mit dem weiblichen Geschlecht hätte«, sagte ich ein wenig steif. »Meinem Orden gehören Frauen ebenso an wie Männer.«
    Maris schüttelte nachsichtig den Kopf. »Tijan, mein Lieber. Du redest dummes Zeug, und das weißt du auch.«
    Und ich musste ihm recht geben, wenn auch höchst ungern. Es gab Themen, bei denen ich mich besser zu Hause fühlte. Und natürlich waren Frauen wie Ferun Federkiel oder gar Mar Ayomida nicht unbedingt geeignete Studienobjekte, wenn es um rauschende Unterröcke, gerötete Wangen, Kichern und verliebtes Geflüster ging.
    Â»Sie ist etwas ganz Besonderes«, sagte er. Ich sah einen Moment lang Mar Ayomida vor mir, der mein letzter Gedanke gegolten hatte, ehe das Bild gnädigerweise zerstob und einem großen Fragezeichen Platz machte.
    Â»Sie ist voller Süße wie ein reifer Apfel und gleichzeitig über und über voller Dornen, die dir in den Händen stecken bleiben«, fuhr er fort. »Ihre Stimme ist weich wie ein Katzenfell und rau wie die Zunge einer Katze. Und sie ist jung, schrecklich jung!« Jetzt seufzte er, und sein Gesicht bewölkte sich.
    Ich hätte um ein Haar mit ihm um die Wette geseufzt. Aber eigentlich war das unnötig, denn im Vergleich mit mir oder ihm war so ziemlich jede Frau hier am Hofe blutjung.
    Â»Was genau stellst du dir vor?«, fragte ich. »Du klingst nicht so, als würdest du dich mit einer kurzen Affäre zufriedengeben.«
    Er schüttelte so energisch den Kopf, dass sein Haar um den Kopf flog. Eine weiße Strähne blieb an seinem Mundwinkel hängen, und er wischte sie mit einer ungeduldigen Handbewegung fort. »Niemals. Keiner von uns würde damit glücklich.«
    Â»Aber bedenke doch«, sagte ich so behutsam, wie es mir nur möglich war. »Wenn sie ein Mensch ist, wird sie nicht lange jung und apfelsüß bleiben. Und was du in vielen, vielen Umläufen gesehen und erfahren und was du erlitten hast – wie könnte ein junges Menschenweib das jemals begreifen? Was hat sie dir schon zu geben?«
    Â»Was kann ich ihr geben?«, fragte er zurück. »Tijan, mein Guter, du bist voreingenommen, und ich weiß diesen Beweis deiner Freundschaft zu schätzen. Aber viel mehr muss ich ihr danken, dass sie es in Erwägung zieht, ihr Leben mit dem meinen zu verbinden – bei allen Nachteilen, die das für sie mit sich

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