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Die Seele der Elben

Titel: Die Seele der Elben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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bringt. Ich bin kein kraftstrotzender Jüngling, der mit ihr aufbricht, um die Welt zu erobern. Das Leben, das ich ihr bieten kann, ist still und zurückgezogen – und ich weiß nicht, ob ich das Recht dazu habe, sie vor diese Wahl zu stellen.«
    Nun gut, wenn man es von dieser Warte aus besah … Ich schwieg also und überließ ihn seinen Gedanken.
    Wer mochte es wohl sein? Ich ging im Geiste die lange Liste der Mädchen und jungen Frauen durch, die hier im Schloss lebten. Aber keine von ihnen wollte auch nur in der Vorstellung an die Seite meines Freundes passen.
    Ich gab es auf. Bald würde ich Maris mit ihr zusammen sehen und bis dahin würde ich mein Bestes geben, mich um Maris Willen an den Gedanken zu gewöhnen und der jungen Frau sodann freundlich und mit Nachsicht zu begegnen.
    Â»Soll ich mit ihr sprechen oder willst du das tun?«, fragte er unvermittelt.
    Â»Ranvidar«, erläuterte er geduldig, als ich nicht antwortete. »Wir müssen uns doch überlegen, wie wir vorgehen.«
    Ranvidar. Ich hatte unser Vorhaben über diesen erstaunlichen und schwer verdaulichen Neuigkeiten vollkommen vergessen. »Sprich du mit ihr«, sagte ich. »Ich überlasse es deinem Urteil, wie wir weiter vorgehen.« Es drängte mich hinaus. Ich griff nach meinen Schreibutensilien und meinem Papier und entschuldigte mich bei Maris. Es gab viel zu bedenken und zu notieren, und ich verspürte großes Verlangen, das an einem stillen, friedlichen Ort unter freiem Himmel zu tun.

Lluigolf fühlte sich ein wenig wackelig, als er am Morgen bei den Stallungen auf Vanandel wartete. Er hockte auf einem umgedrehten Trog und haderte mit der Welt. Sie hatte gut lachen, war sicherlich frisch und munter, wo sie doch gestern ihre eigene Verlobungsfeier geschwänzt hatte.
    Er schob ein paar Strohhalme mit dem Fuß zusammen und rieb sich fest mit der Handfläche über die Augen. Wie müde er heute war – der gestrige Abend war so aufregend gewesen, sein Herz schlug schneller, wenn er daran zurückdachte. Er wusste nicht mehr genau, wie er in sein Zimmer und in sein Bett gekommen war, aber er musste geschlafen haben, auch wenn er sich jetzt fühlte, als hätte er die ganze Nacht Steine geschleppt. Er streckte sich gähnend.
    Etwas traf schmerzhaft seine Wange, prallte ab und rollte über den Boden – ein Kieselstein. Er fuhr herum, um dem Burschen, der ihn da foppte, mit ein paar ebenso scharfkantigen Worten zurechtzuweisen, aber er sah niemanden. »Na, so was«, murmelte er.
    Ein zweites Steinchen traf seine Schulter und klickerte auf seinen Fuß. Dieses Mal hatte er gesehen, woher es kam, und stapfte wütend auf die kleine Pforte zu, durch die er damals Hadmut ins Schloss gefolgt war.
    Â»Na endlich«, begrüßte ihn eine ungeduldige Stimme, eine Hand schoss durch den Türspalt und zerrte ihn auf die Straße. »Ich rufe dich schon die ganze Zeit, aber du sitzt ja auf deinen Ohren. War es denn so eine anstrengende Nacht?« Vanandel zog ihn von der Mauer weg und die Straße hinunter. »Der Morgen ist fast vorbei. Ich will nicht so spät wieder zurück sein.«
    Â»Damit dein Verlobter nicht doch noch merkt, was da gestern den ganzen Abend mit ihm getanzt hat?«, fragte er spitz.
    Sie blieb stehen, die Arme in die Seiten gestemmt, und musterte ihn wortlos vom Kopf bis zu den Füßen. »Du siehst aus wie etwas, das die Katze gefunden hat. Ist alles in Ordnung mit dir?«
    Er rieb gedankenlos über den Ring an seinem Finger und genoss das kitzelnde, stechende Prickeln, das davon ausging. »Alles bestens«, sagte er, ein wenig verwundert über die Sorge in ihren Augen.
    Sie nickte schroff. »Dann ist es ja gut. Gehen wir!«
    Den ganzen Weg hinunter zum Schweinekoben fiel kein weiteres Wort. Lluigolf sah Vanandel – nein, dies hier war Hadmut, ganz und gar Hadmut! – unbehaglich an, aber ihre Miene war so kühl und glatt wie eine verputzte Mauer.
    Â»Halt«, sagte er schließlich, als sie kurz vor ihrem Ziel waren. »Van… Hadmut, ich bitte dich. Was hat dich gebissen, warum bist du so wütend auf mich?«
    Sie stoppte und fuhr herum, blankes Staunen im Gesicht. »Wütend? Auf dich? Aber das bin ich nicht!«
    Â»Nicht?«, erwiderte er nicht minder erstaunt. »Aber ich dachte … Du redest nicht mit mir, und wenn du etwas sagst, klingt es verflucht wütend.« Er lachte, und

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