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Die Seele der Elben

Titel: Die Seele der Elben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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überrascht. Er schob den Zwicker zurecht und stellte seine Tasse ab. »Ich habe gar nicht bemerkt … bitte um Verzeihung für meine Unaufmerksamkeit …« Er machte verstört Anstalten, aufzustehen.
    Vanandel verbiss sich ein Lachen. Sie klopfte dem alten Mann auf die Hand und sagte: »Nur keine Sorge, Magister. Ich bin außer Dienst. Nur Vanandel. Die Prinzessin ist vor der Tür geblieben. Setz dich wieder hin, bitte.«
    Der Magister nahm seine Tasse wieder auf und nippte daran, und kaum zwei Lidschläge später hatte er ihre Anwesenheit und die aller anderen im Raum vollkommen vergessen und vertiefte sich zufrieden summend, brummelnd und murmelnd in eine der herumliegenden Schriftrollen.
    Der Frar Scriptor schmunzelte und räusperte sich. »Vor einigen Tagen holte mich Ranvidar aus meinem Zimmer«, begann er mit seiner tiefen, wohlklingenden Stimme zu erzählen, und dann folgte die abenteuerliche Geschichte seines amateurhaften Einbruchs. Vanandel, deren Erfahrung in diesem Handwerk um einiges größer war als die des kleinen Mönches, musste sich die eine oder andere Bemerkung verkneifen, und irgendwann hielt der Bruder Schreiber inne und fragte ein wenig verstimmt: »Was amüsiert Sie so, Hoheit?«
    Â»Bitte, keine Förmlichkeiten, wenn wir hier unter uns sind«, sagte sie herzlich. »Vergib mir, dass ich deinem Bericht nicht mit dem gebotenen Ernst gefolgt bin. Aber ich habe mir vorgestellt, wie du durch das Haus schleichst …« Wieder musste sie das Lachen hinter einem vornehmen Hüsteln verbergen.
    Der Schreiber runzelte die Stirn. »Nun ja«, sagte er ein wenig verstimmt, »ich bin kein gelernter Dieb und Einbrecher.« An dieser Stelle platzte Vanandel heraus und musste sich unter Entschuldigungen an das geöffnete Fenster stellen, um tief Atem zu schöpfen und sich ein wenig zu beruhigen.
    Maris, der neben sie getreten war, legte den Arm um ihre Schultern und murmelte: Ȁrgere ihn nicht, meine Liebe. Unser Bruder Scriptor hat, so klein er auch sein mag, das Ehrgefühl und den Stolz eines Riesen. Wenn er einmal gekränkt ist, braucht es eine Menge guten Zuredens, bis er seine gute Laune wiederfindet.«
    Vanandel gluckste leise und hauchte: »Es tut mir leid, Maris. Aber so stümperhaft wie er …«
    Seine Hand legte sich auf ihre Lippen. »Schsch«, machte er.
    Â»Was tuschelt ihr da?«, fragte Tijan.
    Â»Um Vergebung, Bruder Schreiber«, sagte Vanandel laut. »Ich werde jetzt voller Aufmerksamkeit deiner Schilderung folgen.«
    Â»Hm!«, machte der Schreiber skeptisch, aber er lächelte ihr dabei zu. Dann erzählte er von seiner Begegnung mit den beiden Männern, wie sie ihn beinahe entdeckt hätten und was er dabei belauscht hatte.
    Nachdem er geendet hatte, herrschte eine Weile Stille. »Und was hat das alles nun zu bedeuten?«, fragte Vanandel endlich.
    Keiner antwortete. Dann murmelte der Schreiber: »Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Herr von Wasserberg – ein Elbe! – und der Kronprinz, dein Bruder, sich der Beschwörung von Dämonen hingeben.«
    Vanandel schüttelte heftig den Kopf. Das war eine wirklich absurde Vorstellung. »Wozu sollten sie das auch tun?«, fragte sie nicht ganz unpraktisch.
    Â»Macht«, sagte Maris, der lange Zeit geschwiegen hatte. Sie sah ihn an und er sah ärgerlich und ungeduldig aus. Als hätte er ihren Blick gespürt, schüttelte er den Kopf. »Keine Dämonen – darum geht es hier nicht. Ich hätte viel früher darauf kommen müssen. Manchmal zweifele ich wirklich an meiner eigenen geistigen Frische.«
    Â»Was denn!«, rief der Schreiber aus. »Solche Worte aus deinem Munde – du überraschst mich in der letzten Zeit immer häufiger, Freund Maris.«
    Â»Halt den Mund«, sagte der Elbenbarde, aber es klang freundlich. Dann rückte er ein wenig in seinem Sitz nach vorne und räusperte sich unbehaglich. »Das Ganze berührt meine eigene Geschichte«, sagte er gedämpft. Er zögerte, und sein blindes Gesicht wandte sich in die Richtung, wo er den Magister vermutete. Vanandel verstand und sagte ebenso leise: »Keine Sorge, wenn er sich in einen Text vertieft hat, hört und sieht er nichts. Warte, ich zeige es dir.« Laut rief sie: »Magister? Magister Davydd?«
    Der Magus hob weder den Kopf noch ließ er irgendeine Reaktion erkennen. Vollkommen

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