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Die Seele der Elben

Titel: Die Seele der Elben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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nachdenkliches Schweigen.
    Vanandel beugte sich zu Tijan hinüber und flüsterte: »Du musst mir bei Gelegenheit das eine oder andere über ihn erzählen, bitte. Maris erzählt mir ungern von seiner Vergangenheit und ist oft so geheimniskrämerisch.«
    Der Schreiber schnitt eine Grimasse und erwiderte leise: »Nicht nur dir gegenüber. Ich rätsele auch häufig genug an ihm herum, das darfst du mir glauben. Aber was ich weiß und erzählen darf, werde ich dir gerne berichten.«
    Sie nickten sich verschwörerisch zu, und Vanandel bemerkte, dass der kleine Schreiber wohl vorläufig jeden Vorbehalt gegen sie aufgegeben hatte.
    Â»Du glaubst also, dass Lluis etwas hat, das ihm schadet und ihm vor seinem Eintreffen hier im Schloss zugefügt wurde«, fasste Vanandel zusammen.
    Maris nickte. »Er muss früher einmal einem Seelentrinker begegnet sein – einer Seelentrinkerin, genauer gesagt, denn diese Art der Verbindung existiert nur zwischen den Geschlechtern.«
    Â»Was bedeutet das?«, fragte Tijan.
    Maris presste die Lippen zusammen. »Niemand aus meinem Volk weiß mehr darüber als ich, denn ich beschäftige mich damit seit … seit langer Zeit. Ich trage zusammen, was ich dazu finden kann, ich habe geforscht und nachgedacht, große Magier der Menschen befragt, die Adler und die Drachen konsultiert, die über große Weisheit verfügen.« Er pausierte. »Und dennoch weiß ich nicht viel mehr, als dass eine Verbindung zwischen einem Elben und einer Elbin – wenn einer von beiden ein Seelentrinker ist – übel endet. In vielen Fällen stirbt ein Partner, in manchen Fällen aber erhält er eine Art Initiation, die mit einem besonderen Ring besiegelt wird. Wenn das passiert, dann wird ein neuer Seelentrinker geboren.«
    Vanandel unterdrückte einen Schrei. »Lluis’ Ring, den er von seiner Siiran bekommen hat – ob sie eine Seelentrinkerin war?«, fragte sie.
    Maris horchte auf. »Was weißt du darüber?«, fragte er.
    Â»Er ist aus Weidenheim fortgelaufen, weil seine Liebste gestorben ist«, sagte Vanandel. »Sie war eine Elbin!«
    Maris ließ den Kopf gegen die Lehne seines Sessels sinken und seine hellen Augen starrten blicklos an die Decke. »Also dort ist es passiert«, sagte er. »Aber das muss doch bereits eine ganze Weile zurückliegen.«
    Â»Das stimmt«, erwiderte Vanandel. »Bevor er hier ins Schloss kam, hat er einige Zeit unten in der Residenz gelebt.«
    Maris schüttelte den Kopf. »Das passt nicht zusammen«, sagte er. »Wenn er damals schon initiiert wurde, wäre er inzwischen tot oder hätte ernsthafte körperliche oder geistige Schäden, oder er …« Er schwieg und legte die gefalteten Hände gegen die Lippen.
    Â»Oder er wäre ebenfalls ein Seelentrinker«, vollendete Vanandel grimmig. »Das ist es doch, was du sagen wolltest, oder?«
    Maris zögerte, dann nickte er.
    Â»Und – ist er einer?«, fragte Tijan.
    Ein höfliches, aber energisches Klopfen an der Tür unterbrach ihr Gespräch.
    Â»Um Vergebung«, sagte Trurre, der an der Tür stehen blieb, »der Magister bat mich, ihn zu benachrichtigen, wenn sein Destillat die richtige Temperatur erreicht hat.«
    Â»Magister«, sagte Vanandel und stupste den abwesenden Magus an. »Dein Lehrling verlangt nach dir.«
    Â»Was?«, schrak Magister Davydd hoch. »Ach, du, Trurre. Was willst du?«
    Der Zwerg wiederholte geduldig seine Botschaft, worauf der alte Magus sich ächzend aus seinem Stuhl erhob, mit leiser Verwirrung die Tasse in seiner Hand betrachtete, ehe er sie in die Rocktasche steckte, das Buch, in dem er gelesen hatte, unter den Arm klemmte und ohne ein weiteres Wort hinauseilte.
    Vanandel sah ihm kopfschüttelnd nach. Der Zwerg stand immer noch in der Tür und zwinkerte Vanandel bedeutungsvoll und dringlich zu.
    Â»Was hast du, Trurre?«, fragte Vanandel, als sie seine Grimassen bemerkte.
    Er sah von Maris zu Tijan, seufzte und sagte: »Ach, wir sind ja unter uns. Lluis ist fort.« Dann erzählte er von ihrem Treffen im Einäugigen und wie Lluis in die Kutsche eingestiegen und davongefahren war und seitdem wie vom Erdboden verschluckt sei.
    Â»Wieder der Wasserberg«, sagte Tijan grimmig, und Maris fügte hinzu: »Also führen wir unseren Plan sofort aus. Heute Nacht?«
    Tijan erhob sich. »Ich rufe

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