Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Seele der Elben

Titel: Die Seele der Elben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
Vom Netzwerk:
Ranvidar«, sagte er und ging hinaus.
    Â»Verrätst du mir, was das zu bedeuten hat?«, fragte Vanandel leicht gereizt.
    Maris stand auf und ging zum Fenster, das er weit öffnete. Er lehnte sich hinaus und holte mehrmals tief Luft. »Ah«, machte er. »Das tut gut. Komm her zu mir. Trurre, bist du noch da?« Der Zwerg, der still in der Ecke gestanden hatte, trat neben die beiden. »Tijan und ich werden heute Nacht dem Anwesen des Herrn von Wasserberg einen Besuch abstatten«, sagte Maris. »Tijans erster Einbruch ist zwar glimpflich verlaufen, aber wir können nicht vorhersehen, was uns dieses Mal erwartet. Ganz sicher ist die Familie jetzt wieder zu Hause und wir wissen nicht, wo Lluis sich aufhält.«
    Â»Ich komme mit«, sagte Vanandel entschlossen.
    Â»Ich auch«, sagte Trurre.
    Maris schüttelte den Kopf, aber seine Miene war nachdenklich. »Ich weiß nicht«, sagte er.
    Vanandel stieß Trurre an, der etwas sagen wollte, und legte den Finger auf die Lippen. »Du wolltest eben Tijans Frage beantworten, als Trurre uns unterbrach«, wechselte sie das Thema. »Was ist mit Lluis geschehen? Ist er ein … ein …«, das Wort wollte nicht über ihre Lippen.
    Maris setzte sich auf die Fensterbank. »Ein Seelentrinker«, sagte er. »Nein, ich glaube es nicht. Er hat jedenfalls nicht diese seltsame Kälte, die ihnen allen eigen ist.«
    Â»Nein«, sagte Vanandel erleichtert. »Nein, die hat er nicht. Er kann ziemlich hitzköpfig werden. Manchmal jedenfalls.«
    Maris lachte leise. »Ja, das auch. Nein, das habe ich nicht gemeint. Kälte.« Er hob die Hand und berührte sie damit sanft an der Wange. Vanandel ergriff sie und hielt sie fest. »Sie sind kalt wie Fische. Nicht wie lebende Elben«, fuhr er fort, nachdem er ihre Fingerspitzen geküsst hatte. Trurre blickte taktvoll aus dem Fenster.
    Â»Also ist er keiner von ihnen.« Das war für Vanandel das Wichtigste. »Aber sie haben versucht, ihn zu verwandeln.«
    Maris nickte langsam. »Der Ring deutet darauf hin. Kalt und seltsam. Drachengold.« Dieses Mal fröstelte es ihn.
    Â»Oh«, sagte Trurre. »Das ist fatal.«
    Vanandel sah ihn verblüfft an und Maris fragte: »Was meinst du damit?«
    Â»Drachengold entwickelt in Verbindung mit der Essenz, die man aus den Eiern der Riesenadler gewinnt, und einigen komplizierten Prozeduren unterworfen, eine beinahe unkontrollierbare magische Resonanz«, erklärte der Zwerg. »Es gelingt nur wenigen Magiern, allein die daraus resultierende Schwingung in den Griff zu bekommen. Vom Endprodukt selbst einmal abgesehen, das nur mit den allerstärksten magischen Feldern im Zaum zu halten ist.«
    Â»Das erklärt womöglich die Eierdiebstähle«, murmelte Maris.
    Â»Was bedeutet das? Wozu kann man es benutzen?«, fragte die praktisch veranlagte Vanandel.
    Â»Zu vielerlei«, erwiderte Trurre. »Aber in der Vergangenheit ist es in der Regel hergestellt worden, um das Leben des Beschwörenden zu verlängern und ihm ewige Jugend zu verleihen.«
    Â»Aber warum sollte ein Elbe daran interessiert sein?«
    Â»Weil er hofft, dadurch den Fluch aufzuheben, unter dem er zu leben gezwungen ist«, sagte Maris leise. »Sie sind nicht freiwillig zu dem geworden, was sie sind – oder zumindest nicht alle von ihnen. Und der einzige Ausweg, den sie sehen, ist …« Er verstummte, und Vanandel sah seinem verschlossenen Gesicht an, dass er nicht weitersprechen würde.
    Â»Trurre und ich kommen mit«, sagte sie. »Und wir sollten bald aufbrechen, denn wir reisen zu Pferd sicher langsamer als ihr auf euren Adlerschwingen.«
    Â»Das ist eine sehr gute Idee«, sagte Tijan, der gerade wieder eintrat. »Einen Magier könnten wir bei der ganzen Sache ausgezeichnet brauchen. Und außerdem weiß ich, dass Trurre eine solide Ausbildung im Axtkampf genossen hat, und wer weiß, was dort auf uns wartet. Was allerdings dich betrifft …« Er musterte Vanandel mit Sorge und Skepsis.
    Maris lachte. »Oh, gerade auf Vanandels Fähigkeiten werden wir ganz besonders angewiesen sein«, sagte er. Trurre schnaubte amüsiert.
    Â»Höre ich Spott in deiner Stimme, Teuerster?«, fragte Vanandel spitz, nachdem sie dem Zwerg einen mörderischen Blick zugeworfen hatte.
    Â»Nur die allerlauterste Überzeugung, liebste Prinzessin«, erwiderte der Elbe schmunzelnd.

Weitere Kostenlose Bücher