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Die Seele der Elben

Titel: Die Seele der Elben
Autoren: Susanne Gerdom
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schon einmal gesagt, mein Name ist Lluigolf«, unterbrach Lluis ihn scharf und wandte sich zum Gehen.
    Uldis hielt ihn auf. »Es tut mir leid«, sagte er. »Ich wollte dich nicht kränken. Glaube mir, es ist zu deinem Besten, wenn du mir einfach folgst, ohne Fragen zu stellen.«
    Aus seiner Stimme klang echte Qual und Bedrängnis. »Nun gut«, sagte Lluis widerstrebend. »Ich komme mit dir, aber ich verlange eine Erklärung für all das, wenn wir dort angekommen sind, wo du mich hinbringen willst.«
    Seine Worte hatten zur Folge, dass der Elbe sich mit zitternder Hand übers Gesicht fuhr. »Bei den Ewigen«, sagte er, »das habe ich nicht bedacht! Wohin sollen wir nur fliehen? Wer könnte uns Unterschlupf gewähren?«
    Lluis musste an sich halten, um nicht loszulachen. »Uldis«, sagte er, alle Förmlichkeiten beiseitelassend, »du bist ein wenig verwirrt, wie mir scheint.«
    Der Herr von Wasserberg schloss die Augen. »Vergib mir«, sagte er. »Ich habe sehr lange nicht mehr geschlafen.« Er sah Lluis an und versuchte ein Lächeln. »Ich muss auf dich den Eindruck eines Wahnsinnigen machen. Aber du musst mir vertrauen, mein Junge. Ich will dir nichts Übles, ganz im Gegenteil. Ich fürchte um dein Leben, wenn du hier verweilst.«
    Lluis nickte. Was auch immer den Elben antrieb, er schien es gut mit ihm zu meinen. Wahrscheinlich war es das Beste, mit ihm zu gehen. Wenn Uldis sich erst einmal beruhigt hatte, würde er ihm sicher erklären, was sein seltsames Verhalten zu bedeuten hatte.
    Â»Also lass uns zum Schloss reiten«, schlug Lluis vor.
    Uldis wiegte zweifelnd den Kopf, aber da er keinen besseren Vorschlag hatte, willigte er ein. Er führte einen ungesattelten goldbraunen Hengst aus dem Stall, sprang auf seinen Rücken und sah Lluis fragend an, weil der immer noch im Hof stand.
    Â»Sattel? Zaumzeug?«, fragte Lluis.
    Â»Oh«, machte der Elbe. »Du brauchst … ja, natürlich, ich vergaß, dass du kein reinblütiger … Dort hinten im Stall. Bitte beeile dich!«
    Kopfschüttelnd lief Lluis in den Stall zurück. Er fühlte sich mit jedem Schritt, den er außerhalb des Zimmers tat, wacher und frischer, und er begann sich zu fragen, ob der Herr von Wasserberg recht daran tat, ihn fortzubringen.
    Mit Sattel und Zaumzeug beladen trat er den Rückweg an, und als er sich der Stalltür näherte, vernahm er Schritte und Stimmen. Er verharrte und hörte, wie eine Frauenstimme Uldis’ Namen rief. Chaantrea!
    Er drückte sich in den Schatten neben der Tür und hielt den Atem an.
    Â»Was hast du vor?«, fragte sie.
    Â»Ich reite aus«, gab Uldis zurück. »Ich brauche etwas Bewegung. Frische Luft.«
    Sie lachte klirrend. »Uldis, du bist verrückt. Du bist drei Mondzyklen über deinen Zeitpunkt hinaus und musst dich festhalten, wenn du eine Treppe hinaufsteigst. In deinem Zustand reitet man nicht aus, man sieht zu, dass man am Leben bleibt!«
    Â»Ich weiß, dass du es am liebsten sähest, wenn ich in meinem Zimmer vermodern würde«, erwiderte er scharf. »Aber noch lebe ich, und wenn ich ausreiten will, dann hat mir niemand etwas anderes vorzuschreiben. Auch du nicht!«
    Â»Nun gut, dann reite«, sagte sie ebenso scharf. »Aber ich werde ganz bestimmt kein Suchkommando nach dir ausschicken, wenn dein Pferd ohne dich zurückkommt.«
    Â»Das hätte ich auch nicht erwartet«, schnappte Uldis. Dann hörte Lluis, wie ein Pferd vom Hof trabte. Er stand in der Dunkelheit des Stalles, und seine Arme waren bleischwer vom Gewicht des Zaumzeugs. Es war still draußen. War Chaantrea fort? Wo hatte sie ihr Pferd gelassen und wo waren die anderen, falls sie Begleitung gehabt hatte?
    Langsam ließ er das Sattelzeug zu Boden gleiten und blickte vorsichtig durch die Stalltür. Der Hof war leer.
    Was sollte er jetzt tun? Sein Pferd satteln und hinter Uldis herreiten? Oder einfach in sein Zimmer zurückkehren und auf Chaantrea warten? Die Worte des Mannes, mit dem Uldis vorhin gesprochen hatte, kamen ihm in den Sinn. Wann können wir den Jungen haben? Wenn er doch nur wüsste, wen er damit gemeint hatte. Aber im Haus lebten nur eine Handvoll Elben und einige Menschen und keiner von ihnen konnte als Junge bezeichnet werden. Keiner, außer …
    Lluis hob das Zaumzeug auf und sattelte die Stute.
    Er führte das Pferd aus dem Stall und steckte den Fuß
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