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Die Seele der Elben

Titel: Die Seele der Elben
Autoren: Susanne Gerdom
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in den Steigbügel.
    Â»Ich wusste doch, dass hinter dem Ausritt noch etwas anderes steckt«, sagte Chaantrea selbstzufrieden. Lluis fuhr hüpfend herum und zerrte den Fuß aus dem Steigbügel. Die Elbin saß auf einem Holzklotz neben der Stalltür und lächelte ihn an. »Hallo, Lluis«, sagte sie zärtlich. »Es freut mich, dass du dich so wohl befindest. Willst du mir keinen Kuss geben?«
    Er stolperte vorwärts und hauchte einen Kuss auf ihre Wange.
    Â»So«, sagte sie und hielt ihn fest. Ihre Fingernägel bohrten sich schmerzhaft in seine Schulter, während sie ihn prüfend aus der Nähe betrachtete. »Du siehst gut aus«, sagte sie erstaunt. »Wie wunderbar. Wo wolltest du denn hin?«
    Â»Ausreiten«, stotterte Lluis.
    Â»Ah, ja. Mit Uldis, nicht wahr? Ein kleiner Ausflug unter Männern.« Sie gluckste. »Was für ein schönes Paar ihr beide abgebt – beinahe zu geschwächt, um vom Stuhl aufzustehen, aber einen Ausritt unternehmen!« Ihre melodiöse Stimme hatte eine gewisse Schärfe angenommen, und Lluis wich einen halben Schritt zurück, wurde aber von ihrem festen Griff daran gehindert, sich noch weiter zu entfernen. »Lluis, Lieber, du denkst doch nicht darüber nach, mich zu verlassen, oder?«
    Er schluckte. Nein, natürlich dachte er darüber nicht nach. Er war glücklich darüber, dass Chaantrea ihn erwählt hatte. Er liebte sie, er gehörte mit Leib und Seele, Haut und Haaren seiner süßen Herrin. Wenn nur die Zweifel nicht wären, die der Herr von Wasserberg gesät hatte und die von den Worten des anderen Mannes kräftig gedüngt worden waren.
    Â»Ich wüsste gerne, was du denkst«, sagte sie.
    Er zögerte, und sie berührte federleicht seine Wange. Seine Gedanken verlangsamten sich, und die Lider sanken herab. »Sag mir, was du denkst«, wiederholte sie flüsternd.
    Â»Spielzeug …«, sagte er schleppend. »Wann … können wir … den Jungen … haben. So lange hat … keines ihrer Opfer … Chaantrea …« Seine Beine gaben nach, und nur Chaantreas Hand und ein winziger Rest seiner alten Kraft hielten ihn noch aufrecht. Wie eine Lumpenpuppe zitterte er in ihrem Griff.
    Â»Ah«, sagte sie und biss sich nachdenklich mit ihren weißen Zähnen auf die Unterlippe. »Uldis wagt den Aufstand. So viel Mumm hätte ich dem alten Hasenfuß gar nicht zugetraut.«
    Lluigolf achtete nicht auf ihre Worte. Noch am heutigen Morgen hätte er sich dem Schwächeanfall ergeben, wäre tief ins Nichtdenken, Nichtsein versunken und hätte darauf gewartet, dass sie kam und seinen nur noch glimmenden Lebensfunken auslöschte. Aber Uldis hatte die beinahe erloschene Glut neu angefacht, und jetzt war da eine zwar winzige, aber störrische Flamme, die ihn wärmte, die eisige Starre vertrieb, die an seinen Gliedern emporkroch und ihm zuflüsterte, sich der Kälte nicht hinzugeben, nicht zu fallen, nicht schwach zu werden. Er kämpfte darum, dass diese Flamme nicht erlosch, sondern nährte sie mit einem beinahe erstorbenen Rest von Wut und Trotz und Willen zum Leben.
    Chaantrea sah ihn interessiert an. »Du bist wirklich zäh«, sagte sie anerkennend. »Ich hätte nicht gedacht, dass ich so lange mein Vergnügen mit dir haben würde.« Sie ließ ihn los, und er sank in die Knie. Chaantrea klatschte in die Hände und drehte eine übermütige Pirouette. »Habe ich dir schon gedankt?«, rief sie. »Schau, wie stark und lebendig ich wieder bin! Du bist ein wahrer Goldschatz, Lluis!«
    Er hockte auf Händen und Knien am Boden und biss vor Anstrengung die Zähne zusammen. Sein zischender Atem dröhnte zusammen mit dem Rauschen seines Blutes in seinen Ohren, und er kämpfte darum, nicht die Besinnung zu verlieren.
    Â»Komm, mein kleiner Liebling«, sagte Chaantrea und zog ihn mit erstaunlicher Kraft auf die Füße. »Du gehörst ins Bett. Was läufst du auch hier draußen herum, du unartiger Junge.«
    Er würgte, denn der Hof drehte sich immer schneller vor seinen Augen. Trotzdem wehrte er sich, und es gelang ihm, sich ihrem Griff zu entwinden.
    Chaantrea lachte und trat einen Schritt zurück. »Dann geh eben alleine, mein Kleiner. Hopp, zurück ins Haus!«
    Lluis stützte sich an der Stallwand ab und wartete, dass der Schwindel aufhörte. Sein Blick klärte sich, und er
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