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Die Seele der Elben

Titel: Die Seele der Elben
Autoren: Susanne Gerdom
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all dem Unwohlsein verschont geblieben, das die Menschen in seiner Umgebung immer wieder einmal heimsuchte.
    Â»Komm schon«, sagte Uldis, der wieder zu Atem gekommen war. Er schob Lluis an. »Zu den Ställen, schnell.«
    Sie durchquerten die Räume des hinteren Gebäudetraktes. Lluigolf ging mit halb geschlossenen Augen, weil immer wieder seine Sicht auf ähnlich verwirrende Weise wechselte, wie es zuvor in seinem Zimmer geschehen war. In einem Moment blickte er auf ein goldgerahmtes Bild an der Wand und im nächsten war dort nur eine kahle Mauer zu sehen, ein reich geschnitzter Tisch mit dunklen Stühlen war verschwunden, ebenso die schweren Teppiche, und unter seinen Füßen lag nur kalter Stein. Ein Atemzug und alles war wieder an Ort und Stelle und narrte seine Sinne und seinen Verstand.
    Lluis blieb ermattet stehen und legte die Hände vor die Augen. »Was ist das nur?«, fragte er.
    Der Herr von Wasserberg griff nach seinem Ellbogen. »Bleib nicht stehen«, sagte er. »Mein lieber Junge, ignoriere alles, was du zu sehen meinst. Es ist Lug und Trug und pure Illusion. Zauberwerk.«
    Â»Ich bin nicht krank?«, sagte Lluis.
    Â»N-nein«, erwiderte der Elbe, aber die Antwort kam zögernd und klang halbherzig.
    Â»Aber was …«, begann Lluis, doch da packte der Elbe ihn bei den Schultern und drückte ihn in eine Mauernische.
    Â»Still«, zischte er. »Sie darf uns nicht …«
    Jetzt hörte auch Lluis die Schritte, und er war zu erschöpft, um sich gegen den Herrn von Wasserberg und sein seltsames Benehmen zu wehren. Also ließ er sich in die Nische drücken, dankbar für die kleine Verschnaufpause.
    Â»Uldis«, sagte eine Männerstimme. »Ich habe dich gesucht. Weißt du, wann der Prinz wiederkommt?«
    Â»Er hat sich nicht festlegen wollen«, erwiderte der Elbe. Lluis hörte die Ungeduld in Uldis’ Stimme.
    Â»Wir brauchen den Magus«, fuhr der andere ungerührt fort. »Und das möglichst schnell, ehe die verdammten Eier verderben oder Chaantrea doch noch ihr neues Spielzeug kaputtgemacht hat.«
    Der Mann lachte, und Uldis fuhr auf: »Hüte deine freche Zunge, Lintas! Du vergisst, mit wem du sprichst.«
    Â»Verzeihung«, sagte der andere nicht sonderlich zerknirscht. »Wann können wir den Jungen für die Vorbereitungen haben, was denkst du? Oder soll ich lieber das gnädige Fräulein fragen, wenn sie wieder da ist?«
    Â»Lass das meine Sorge sein und kümmere dich um deine Angelegenheiten«, versetzte Uldis grimmig. »Wer von euch begleitet eigentlich Chaantrea? Ist das nicht deine Aufgabe?«
    Â»Du bist nicht sehr freundlich«, beschwerte der andere sich, und Lluis hörte, wie seine Schritte sich entfernten.
    Uldis seufzte und drehte sich zu ihm um. »Steh auf«, sagte er barsch.
    Nach der erzwungenen Pause fiel es Lluis leichter, wieder auf die Beine zu kommen. Sie gelangten in die Wirtschaftsräume, die verlassen und kalt dalagen und in denen ihre Schritte hallten wie in einem verlassenen Gebäude. Lluis’ Gedanken, die sich wie in zähem Sirup bewegt hatten, flossen nun etwas weniger träge, und er dachte über das Gehörte nach. Hatte der andere Mann etwa über ihn gesprochen?
    Â»Entschuldige«, sagte er und blieb neben einem Spülstein stehen. »Ich möchte wirklich wissen, wohin du mich so eilig und mit solch heimlichen Getue bringst. Und was war das für ein Gerede – welchen Jungen meinte er?«
    Uldis blieb einige Schritte vor ihm stehen, seine Schultern waren steif vor Ärger oder Anspannung. »Wir reden später«, sagte er. »Jetzt ist keine Zeit dafür. Wenn Chaantrea zurückkehrt, bevor wir fort sind, ist alles verloren.«
    Er setzte seinen Weg fort, und Lluis, hin- und hergerissen zwischen Zorn und Neugier, zögerte kurz und folgte dem Elben dann weiter.
    Â»Wir werden reiten müssen«, sagte Uldis, als sie den Stall betraten. »Ich wage es nicht, die Kutsche anspannen zu lassen, und außerdem sind wir zu Pferd beweglicher.« Er deutete auf eine friedliche graue Stute. »Nimm du Morgennebel.«
    Lluis, der sich unter freiem Himmel sehr viel kräftiger fühlte, verschränkte die Arme vor der Brust. »Warum sollte ich mit dir fortgehen?«, fragte er.
    Uldis starrte ihn an. »Warum …«, setzte er an und schüttelte dann den Kopf. »Junge!«
    Â»Ich habe es dir
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