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Die Seele der Elben

Titel: Die Seele der Elben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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»Also gut, zwei weitere Augenpaare können der Sache nur dienlich sein.«
    Vanandel und Trurre verabschiedeten sich, um ihre Vorbereitungen zu treffen.
    Â»Kannst du reiten?«, fragte Vanandel, als sie sich etwas später im Hof wiedertrafen.
    Trurre bejahte. »Ein nicht so riesiges Pferd wäre mir allerdings angenehm.«
    Â»Und wo hast du deine Axt?«, fragte Vanandel, die ihr Bündel mit Männerkleidern unter dem Arm trug. Sie würde sich erst in einiger Entfernung vom Schloss umkleiden.
    Trurre machte ein finsteres Gesicht. »Ich würde es vorziehen, darauf verzichten zu dürfen«, knurrte er.
    Â»So?«, sagte Vanandel erstaunt. »Nun, na gut. Ich kann mir ohnehin nicht vorstellen, dass wir uns mit Waffen durch das Haus kämpfen werden.«
    Der Stallmeister, der Vanandel weniger wie eine Prinzessin als wie seine eigene Tochter behandelte, hörte sich ihr Anliegen an, musterte Trurre vom Kopf bis zu den Füßen und nickte. »Wartet hier«, sagte er, befahl dem Stallknecht, die Stute der gnädigen Prinzessin zu satteln und verschwand in den Stallungen.

    Vanandel und Trurre hockten sich auf einen leeren Trog, und sie erzählte ihm flüsternd alles, was sie über die nächtliche Expedition wusste. Außerdem gab sie ihm Maris’ Vermutungen über Lluigolfs Zustand weiter. Trurre lauschte konzentriert.
    Â»Was bewahrt einen Elben eigentlich davor, zum Seelentrinker zu werden?«, fragte er, nachdem er eine Weile über das Gehörte nachgedacht hatte. »Maris zum Beispiel – er ist doch wohl mit so einem Wesen zusammengetroffen und hat dadurch sein Augenlicht verloren.«
    Vanandel schüttelte nachdenklich den Kopf. »Ich weiß es nicht. Er spricht nicht gerne darüber, und was ich weiß, habe ich mir größtenteils aus allerlei Andeutungen und Bruchstücken zusammengereimt.« Sie seufzte. »Bin ich dumm, dass ich jemandem, den ich so gut wie gar nicht kenne, mein Herz schenke?«
    Doch da kehrte der stolz dreinblickende Stallmeister zurück und führte neben Vanandels Stute ein stämmiges Pony, das bockte und an den Zügeln zerrte. »Das ist Rosie. Sie ist ein wenig ärgerlich, weil ich sie von ihrem Abendessen weggeholt habe. Aber sie ist ein gutes altes Mädchen.«
    Â»Hm«, machte Vanandel und musterte das widerspenstige Tier misstrauisch, aber Trurre war schon aufgesprungen und kraulte dem Pony die Stirn. Rosie hörte verdutzt auf, an ihren Zügeln zu zerren und beschnupperte den Zwerg.
    Â»Na bitte«, sagte der Stallmeister, »sie hat ihn nicht gebissen.« Er klopfte sich die Hände ab, fügte hinzu: »Dann wünsche ich euch einen schönen Ausritt«, und stapfte über den Hof zurück in die Stallungen.
    Â»Dann wollen wir mal hoffen, dass sie sich auch weiterhin anständig benimmt«, sagte Vanandel finster.

Ihre Küsse waren heiß und kalt zugleich, raubten ihm den Atem und jede Kraft. Ermattet bis in das Innerste seine Leibes und seiner Seele lag er auf den weichen Polstern des Bettes und war zu träge, auch nur einen Finger zu rühren.
    Deshalb hob er auch nicht den Kopf, als jemand das Zimmer betrat. Die Schritte waren nicht leicht genug, es war nicht seine süße Herrin, die sich ihm näherte. Also bestand auch keine Notwendigkeit, die Augen zu öffnen, deren Lider doch so schwer und so müde waren.
    Eine Hand berührte seine Stirn und dann seine Schulter. Ein vorsichtiges Rütteln, eine Stimme, die seinen Namen rief.
    Er seufzte und öffnete die Augen. Blickte in ein helles Augenpaar, das ihn voller Sorge musterte.
    Â»Ach«, stöhnte er mit schwerer Zunge und machte Anstalten, die Augen wieder zu schließen, aber der Elbe legte den Arm um seine Schultern und richtete ihn auf.
    Â»Chaantrea ist ausgefahren«, sagte der Herr von Wasserberg. »Iss etwas, wenn du kannst.« Er stellte eine Schale mit geschältem und geschnittenem Obst und Nüssen vor Lluis hin. Es roch süß und frisch, und Lluis spürte, wie Hunger sich regte. Er griff nach der Schale und begann zu essen.
    Â»Bemerkenswerter Bursche«, sagte der Herr von Wasserberg wie zu sich selbst. »Ich glaube, so lange wie du hat bisher keines ihrer Opfer überlebt. Was für ein Unglück. Ich wollte, ich hätte dich vor ihr retten können.« Dann lachte er bitter auf. »Retten? Damit du vom Regen in die Traufe kommst? Aber jetzt ist es

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