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Die Seele der Elben

Titel: Die Seele der Elben
Autoren: Susanne Gerdom
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hob den Kopf. »Ich lasse mich nicht ins Bett schicken«, erklärte er.
    Die Elbin stand mit verschränkten Armen da und musterte ihn belustigt. »Nun, dann bleibst du eben hier im Hof hocken«, sagte sie. »Mir soll es gleich sein. Aber ich dulde nicht, dass du zu fliehen versuchst, denn wir brauchen dich noch. Also unternimm keine Ausritte mehr, hörst du?« Sie lächelte.
    Er biss die Zähne zusammen, so sehr schmerzte der Hohn in ihrer Stimme. Sein Ringfinger begann so heftig zu prickeln, dass er ihn gegen die raue Holzwand des Stalles presste, bis der Schmerz das unangenehme Gefühl vertrieb. Mit dem Prickeln verschwand auch ein Stück des Schleiers, der über seinen Sinnen lag, und er vernahm in der Ferne das Nahen eines Reiters.
    Â»Ich höre und gehorche, Herrin«, sagte er laut. »Ich werde ins Haus kommen, wenn ich meine Kräfte dafür gesammelt habe.«
    Â»So ist es brav«, sagte sie befriedigt. »Ich erwarte dich.« Sie warf ihm eine Kusshand zu und wandte sich zum Gehen.
    Lluis’ Manöver hatte nicht den erwünschten Erfolg gebracht, der Reiter erreichte den Hof, und Chaantrea, die bereits im Hauseingang stand, vernahm das Hufgeklapper auf den Steinen des Eingangs.
    Sie fuhr herum und breitete die Arme aus. »Uldis, mein armes Herz«, rief sie. »Du siehst aus wie der reitende Tod!«
    Der Elbe rutschte mehr vom Pferd als dass er abstieg. Er warf Lluis einen beiläufigen Blick zu und sagte: »So, du bist auch hier draußen? Wie nett.«
    Â»Sei nicht albern«, sagte Chaantrea. »Ich weiß, was du vorhattest. Mir meinen kleinen Liebling zu entführen! Wohin wolltest du ihn denn bringen?«
    Uldis erwiderte nichts. Chaantrea hakte sich bei ihm ein und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange. »Du stirbst«, sagte sie so beiläufig, dass es Lluis schauderte. »Meinst du nicht, du solltest etwas dagegen unternehmen?«
    Uldis machte sich mit einer heftigen Bewegung los. »Das ist meine Angelegenheit«, sagte er.
    Â»Du gehörst mir, wie die anderen auch! Du hast keine eigenen Angelegenheiten mehr.«
    Â»Du böses Weib«, sagte Uldis sehr leise, aber Lluis vernahm es trotzdem.
    Chaantrea hob die Hand und versetzte Uldis eine Ohrfeige. Er nahm den Schlag hin, ohne zurückzuweichen. Beide standen dicht voreinander, starrten sich an, und Lluis wartete darauf, dass sie einander an die Kehle gingen.
    Â»Chaantrea!« Der ewig missgelaunte Elbe Vidas entlud die aufgeladene Atmosphäre mit seinem Ruf. Er kam eiligen Schrittes über den Hof und winkte. »Der Prinz ist endlich eingetroffen, und er hat den Magus mitgebracht!«
    Wie zum Beweis seiner Worte rollte jetzt die Kutsche mit dem markgräflichen Wappen auf den Hof. Chaantrea drehte sich auf dem Absatz herum. »Endlich«, sagte sie. »Vidas, kümmere dich bitte darum, dass der Junge sich bereithält. Und sorge dafür, dass Uldis auf sein Zimmer geht. Er fühlt sich nicht wohl. Ich halte es für dringend nötig, dass er Ruhe bekommt.« Sie entblößte die Zähne zu einem humorlosen Lächeln. »Am besten wäre es, du schließt ihn gut ein, damit ihn niemand stört.«
    Vidas riss die Augen auf. »Aber …«
    Â»Tu, was ich dir sage!«, fauchte die Elbin und schritt ins Haus.
    Vidas hob die Schultern und sah Uldis fragend an.
    Â»Du brauchst dich nicht zu bemühen«, sagte der Herr von Wasserberg. Er kämpfte um seine Fassung, das konnte Lluis sehen. »Ich gehe auf mein Zimmer. Sag Chaantrea, wenn sie etwas von mir will, muss sie zu mir kommen.« Sein Blick streifte Lluis, aber seine Miene war steinern. Er wandte sich ohne ein weiteres Wort um und ging ins Haus.
    Â»Gut«, murmelte Vidas. »Dann komm mit, Junge.« Er griff nach Lluigolfs Arm.
    Lluis wich hastig einen Schritt zurück. »Ich komme nirgendwohin mit!«
    Â»Mach keine Zicken«, knurrte der Elbe. Er packte Lluis an der Schulter und schob ihn heftig zum Haus. Lluis stolperte und schlug seine Hand beiseite.
    Â»Rühr mich nicht an. Ich bin kein Möbelstück, das man einfach so herumschiebt!«
    Vidas schnaubte nur. Er packte erneut zu, drehte routiniert Lluis’ Arm auf den Rücken und sagte: »Wenn du Wert auf eine ausgekugelte Schulter oder einen gebrochenen Arm legst, sag Bescheid. Es wäre mir ein Vergnügen. Du kannst aber auch einfach ein braver Junge sein und mitkommen.«
    Lluis wehrte sich,
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