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Die Seele der Elben

Titel: Die Seele der Elben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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der Ausblick auf die Gasse, und der Flüchtende drängte sich keuchend in den Spalt. Er schob sich so weit hinein, wie es ging und stieß dabei heftig mit Lluigolf zusammen, der sich halb aufgerichtet hatte. Eine helle Stimme stieß einen unterdrückten Fluch aus, und eine nasse Hand legte sich fest über Lluigolfs Mund. »Still, bitte«, flüsterte ihr Besitzer.
    Lluigolf nickte, und der feste Griff lockerte sich.
    Das Getümmel näherte sich ihrem Unterschlupf. Das Belfern, Knurren, Heulen und Bellen verwandelte sich in Rufe und Laute in einer Sprache, die Lluigolf fremd, rau und grob in den Ohren klang. Neugierig reckte er den Kopf, und als er nichts erkennen konnte, begann er sich vorsichtig aus dem Unterschlupf zu schieben.
    Â»Bleib unten, das ist die Wache!«, zischelte der andere, aber da sah Lluigolf die Verfolger auch schon und blieb staunend hocken, um sie genauer zu betrachten.
    Die kleine Gruppe hatte zwei Häuser entfernt haltgemacht und schien zu beratschlagen. Einer stand etwas abseits, er musterte die Umgebung. Eine Sturmlaterne mit einem hellen Glühstein darin beleuchtete dunkelrot-schwarze Uniformen mit silbernen Knöpfen und Verzierungen und hohe schwarze Stiefel. Die Wache , hatte der Flüchtling sie genannt. Lluigolf konnte seinen gebannten Blick nicht von den Männern wenden. Die prachtvollen Uniformen bekleideten Gestalten wie aus einem Albtraum, die eher Dämonen ähnelten als Menschen. Sie alle waren kräftig gebaut, mit ungewöhnlich breiten Schultern, einem mächtigen Brustkorb und Armen, die beinahe bis zu den Knien reichten. Im Gegensatz dazu standen schmale Hüften und unproportioniert kurze, stämmige Beine. Aber das Absonderlichste waren die Köpfe, die sie ohne nennenswerten Hals auf ihren Schultern trugen.
    Der Größte von ihnen ließ über dem steifen Kragen seiner Uniformjacke einen Kopf sehen, der eher dem eines stumpfnasigen dunklen Hundes glich als dem eines Menschen. Als er sich mit einer langen Zunge witternd über die Lefzen leckte, blitzten weiße Fangzähne im Licht. Er wandte den Kopf, und Lluigolf erblickte ein Paar eisheller Augen, aus denen scharfe Intelligenz sprach. Die spitzen Ohren der Kreatur drehten sich lauschend, und die struppig-dunkle Haarmähne, die den Kopf bedeckte, schien sich zu sträuben.
    Ehe Lluigolf reagieren konnte, knurrte der Große ein Signal, und zwei der Tiermenschen lösten sich unverzüglich aus der Gruppe und liefen in einem seltsamen, lockeren Trab, bei dem ihre Fingerknöchel hin und wieder den Boden berührten, auf ihn zu.
    Lluigolf richtete sich auf, unschlüssig, ob er vor den Schreckensgestalten fliehen sollte, aber da waren sie schon über ihm und packten ihn bei den Armen. Der kleinere der beiden trug den Kopf eines missmutigen Wildschweins auf den Schultern, mit Zähnen, die weit aus seinem Kiefer ragten, und geschlitzten grüngelben Augen. Der andere, der Lluigolfs rechten Arm mit einer Pranke umklammert hielt, aus der lange, stumpfgelbe Klauen ragten, hatte statt einer Nase nur zwei geschlitzte Nüstern in einem Gesicht, das Ähnlichkeit mit dem einer großen Katze hatte, bis hin zu den langen, zitternden Schnurrhaaren neben dem Maul und zwischen den Augen, und getigertem Fell, das sich über sein Gesicht zog.
    Lluigolf wandte seine Aufmerksamkeit jetzt aber gezwungenermaßen dem Anführer der seltsamen Wächter zu. Der schlenderte in gemächlichem Schritt auf ihn zu und starrte ihn mit zusammengekniffenen Augen an. Seine Nüstern weiteten sich schnuppernd.
    Â»Du treibst dich hier herum«, sagte er mit erstaunlich wohlklingender, kultivierter Stimme.
    Lluis, der das vorher vernommene Knurren und Belfern erwartet hatte, zuckte zusammen. »Ich habe hier geschlafen«, erklärte er und wies auf den Spalt zwischen den beiden Häusern. »Dann habe ich Lärm gehört und wurde neugierig.«
    Der Anführer sah seine Leute an. »Das ist er, Rudelführer«, behauptete ein rattengesichtiger, plumper Wächter. »Ich habe ihn gut sehen können, als er aus dem Haus kam.«
    Der Anführer starrte ihn an. Seine Zunge wischte nachdenklich über die Lippen und seine stumpfe Nase. Lluigolf protestierte: »He, ich habe hier geschlafen. Ich weiß nicht, hinter wem ihr her seid und warum, aber ich bin es ganz sicher nicht!«
    Der Anführer der Wächter blinzelte langsam. Seine eisigblauen Augen

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