Die Seele der Elben
verschleierten sich kurz. Dann schüttelte er den Kopf. »Er riecht falsch«, bekundete er. »Der andere roch wie Mensch und nach Flucht. Dieser hier riecht wie Elbe und nach Schlaf.«
Lluis atmete erleichtert auf. »Danke«, sagte er und versuchte, seine Arme zu befreien. »Kann ich dann gehen?«
Die Klammergriffe um seine Arme lockerten sich um keinen Deut. Der Hundegesichtige sah ihn weiter auf seine irritierende, nachdenkliche Art an. »Du hast jemanden vor uns weglaufen sehen«, sagte er.
Lluigolf schüttelte energisch den Kopf. »Ich sagte doch, ich habe geschlafen. Bin erst wach geworden, als ihr hier haltgemacht habt.«
Der katzenköpfige Wächter rief: »Soll ich dort mal nachsehen, Rudelführer?« Er deutete auf den Schlafplatz. Lluigolf hielt den Atem an. Von hier aus konnte man nicht sehen, ob sich dort jemand verbarg, aber wenn der Kleine dort hineinkroch, würde er unweigerlich über Lluigolfs Bündel und den Fremden stolpern.
Der Anführer starrte ihn weiterhin an. Dann schüttelte er den Kopf. »Nein«, sagte er. »Dort ist niemand. Ich kann es riechen.«
Er hob die Hand und wies zur StraÃenecke. »Lauft, sucht«, befahl er, und die Meute rannte ohne Zögern los, erneut laut bellend, knurrend und geifernd.
Der Anführer verharrte, entlieà Lluis nicht aus seinem Blick. Lluigolf räusperte sich unbehaglich.
»Du solltest hier nicht übernachten«, sagte der Tiermensch. »Wenn ich nicht anderes zu tun hätte, würde ich dich mitnehmen und wegen Landstreicherei einsperren lassen. Für heute übersehe ich dich. Aber lass dich morgen nicht wieder erwischen.«
Er ging dicht an Lluigolfs Schlafplatz vorbei und starrte in den Spalt. Lluis konnte seine Miene nicht deuten. Dann lief er los, ebenso leicht und trabend wie seine Männer, und verschwand in der Dunkelheit.
Lluigolf blieb einen Moment lang auf der StraÃe stehen und lauschte dem Geräusch der sich entfernenden Truppe. Dann kroch er in den Unterschlupf zurück und erwartete, dass der Fremde sich inzwischen davongestohlen hatte. Der hockte aber im Schneidersitz neben Lluigolfs Bündel, drehte in aller Seelenruhe krümeligen Tabak in ein Tungbaumblatt ein und grinste Lluis entgegen. »Du bist irre«, sagte er fröhlich. »Was hattest du vor, wolltest du mal ausprobieren, wie schnell so ein Ork laufen kann? Verdammt schnell, das kann ich dir flüstern!«
Lluigolf schüttelte ungläubig den Kopf. »Orks? Das waren Soldaten.« Er runzelte die Stirn. »Gut, es waren seltsame Soldaten â¦Â«
Der andere lachte. »Das war die Schlosswache, du hast dich mit ihrem Kommandanten unterhalten. Markgraf Wigher hat einen Hang zu absonderlichem Personal.«
Lluigolf hockte sich neben den Burschen, der abgetragene und nicht allzu saubere Kleider trug. Das Tabakstäbchen war fertig und er steckte es zwischen die Lippen. Während er in seinen Taschen nach dem Glühstein fahndete, starrte er Lluigolf ungeniert und voller Interesse an. Lluis erwiderte die Musterung nicht minder neugierig. Der junge Bursche hatte ein dreieckiges, energisches Gesicht mit groÃen Augen, die weder blau noch grün waren und Lluigolfs Blick belustigt erwiderten.
»Hadmut«, sagte der Bursche. Er zündete das Stäbchen an und reichte es Lluigolf, nachdem er selbst einen Zug genommen hatte. Lluis nahm es verblüfft und sog gedankenlos daran, während er noch darüber nachdachte, was der andere gemeint haben könnte.
Als Lluigolfs Husten sich beruhigt und der Bursche aufgehört hatte, ihm auf den Rücken zu schlagen, wiederholte er: »Hadmut. So heiÃe ich.«
Lluigolf stotterte seinen Namen und drückte Hadmuts Hand. »Warum war diese Ork-Wache hinter dir her?«, fragte er.
Der Bursche zuckte mit den Schultern. »Bin ihnen im falschen Moment über den Weg gelaufen«, sagte er. »Wenn Jahrmarkt ist, sind die Jungs immer nervöser als sonst.« Er grinste breit und frech.
Lluis dachte an den Blick des Kommandanten. »Der Anführer hat gewusst, dass du dich hier versteckst«, sagte er.
Hadmuts Gesicht wurde hart. »Was redest du da?«, fuhr er Lluis an. Er saugte an seinem Stäbchen und pustete Lluigolf den Qualm ins Gesicht.
Lluis blinzelte. »Er hat es gewusst«, wiederholte er. »Ich weià nicht, warum er seine Leute fortgeschickt hat, aber er hat dich â
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