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Die Seele der Elben

Titel: Die Seele der Elben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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die den Besitzer wechselten, untermalten die Stimmen und das Gelächter der Gäste und das Scheppern und Klirren von Bechern, Flaschen und Geschirr.
    Er blieb in der Nähe der Tür stehen und sah sich um. Hadmut konnte er nirgends entdecken. Lluigolf fragte sich, was er von dem Burschen eigentlich wollte – Hadmut hatte nicht so ausgesehen, als hätte er einen Schlafplatz für ihn in der Tasche. Lluis drehte sich um und prallte unsanft mit einer Frau zusammen.
    Â»Hoppla«, gurrte sie und klammerte sich an ihn, wobei sie ihm erstaunliche Einblicke in ein weitläufiges Dekolleté ermöglichte.
    Â»Entschuldigung«, stotterte Lluis und spürte, wie er rot wurde.
    Â»Du musst dich nicht entschuldigen, Kleiner«, schnurrte sie und hakte ihn unter. »Bestell uns lieber was zu trinken.«
    Lluis befreite sich hastig aus ihrem Griff. »Danke«, sagte er. »Danke, nein. Ich meine, ich wollte sagen …«
    Ihr Lachen schallte hinter ihm her, als er ins Freie stürzte. Draußen blieb er eine Weile stehen und rang um Fassung. Sollte er zurückgehen? Dieses Viertel hier war so heruntergekommen und düster, dass er möglicherweise eine billige Übernachtung auftreiben konnte. Und falls nicht – ganz bestimmt verirrten die Wächter in ihren feinen Uniformen sich nicht in diesen Teil der Residenz. Inzwischen war er so müde, dass er sich sogar vor den Füßen des schreckenerregenden Orkkommandanten zusammengerollt hätte. Die Vorstellung, eine Nacht im Gefängnis auszuharren, schreckte ihn nicht mehr im Geringsten. Zumindest konnte er sich dort einmal ausschlafen.
    Während er dort stand, kamen zwei Männer heraus. Der Größere rempelte ihn im Vorbeigehen so grob an, dass Lluis beinahe in die Gosse gestürzt wäre. »He«, rief er empört.
    Â»Suchst du Ärger, Kleiner?«, entgegnete der Rempler und ballte erwartungsvoll die Fäuste.
    Sein Begleiter zog ihn am Arm. »Gib Ruhe, Brack«, sagte er und grinste Lluigolf entschuldigend an. »Du hast zu viel getrunken. Lass den Jungen in Frieden!« Er schob den Größeren an Lluis vorbei und beide schwankten davon.
    Lluigolf schüttelte den Kopf und ging in die andere Richtung.
    Wenige Häuser weiter wehte eine schmuddelige grüne Fahne von einem Hauseingang und zeigte an, dass hier Schlafplätze vermietet wurden. Lluis betätigte den Türklopfer, wartete eine Weile und klopfte dann noch einmal etwas energischer an. Drinnen hörte er schlurfende Schritte, dann rappelte etwas an der Tür und eine Klappe öffnete sich, aus der ihn ein zerknittertes Gesicht misstrauisch ansah.
    Â»Ich suche ein Bett für die Nacht«, sagte Lluigolf.
    Â»Betten gibt es hier nicht«, antwortete das Männchen mit schriller Stimme. »Aber du kannst für zehn Dan einen Platz haben, an dem du deine Decke ausrollen kannst. Wenn du einen Strohsack willst, kostet das noch mal zehn Dan.« Er sah Lluis an und wartete.
    Â»Einen Schlafplatz, bitte«, sagte Lluis erleichtert. » Ohne Strohsack!« Er dachte an seinen mageren Geldbeutel und stieß sich den Fuß an der Schwelle. Zu seinem Erstaunen war die Tür immer noch geschlossen, und das Männchen blickte ihn erwartungsvoll an. »Zehn Dan«, sagte es und schob eine Hand durch die Klappe.
    Â»Oh. Ja«, murmelte Lluigolf und fasste in seine Tasche. Er förderte eine Handvoll Krümel zutage und ließ sein Bündel fallen, um in der anderen Jackentasche nach seinem Geld zu suchen. Dann kniete er sich hin und wühlte in seinem Bündel, kippte schließlich den Inhalt auf die Schwelle und untersuchte mit steigender Panik, ob sein Geldbeutel sich irgendwo zwischen seinen paar Habseligkeiten versteckt hielt.
    Mit einem Fluch blickte er auf, die Frage auf den Lippen, ob er seinen Schlafplatz auch abarbeiten könne – aber die Klappe war geschlossen, und als er erneut klopfte und rief, rührte sich nichts mehr hinter der Tür.
    Lluis schüttelte alles noch einmal aus, in der Hoffnung, sein verlorenes Geld wiederzufinden.
    Dann schnürte er sein Bündel und machte kehrt, zurück zum Einäugigen . Dort war ihm sein Beutel gestohlen worden, das war so sicher wie der morgige Sonnenaufgang. Er trat aufgebracht gegen einen im Weg liegenden faulen Apfel, der davonschoss und an einer Wand zerplatzte. Wie ein verdammter Bauerntölpel hatte er sich bestehlen lassen. Da war die Frau

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