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Die Seele der Elben

Titel: Die Seele der Elben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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ihr zu folgen. Neugierig sah er sich um. Der Pförtner war ein halbwüchsiges Mädchen, das Hadmut mit einem Nicken begrüßte und Lluigolf ohne großes Interesse musterte.
    Â»Neuzugang«, sagte Hadmut kurz. »Ist der große Meister da?«
    Â»Sie sind alle oben«, sagte das Mädchen und schloss das Tor. »Ihr findet ja hin.« Sie nickte und verschwand in einem Nebengebäude.
    Â»Wir gehen jetzt erst einmal ins Haupthaus, zu Meister Ingwin«, sagte Hadmut. »Er weiß schließlich noch nicht, dass er einen neuen Lehrling bekommt.«
    Das Haupthaus wirkte wie eine Festung. Lluigolf sah schwere Holzladen, eine massive Holztür mit eisernen Schlössern, Balustraden, die vergittert und mit starrenden Stacheln versehen waren, eine Fassade, die abweisend und trutzig jeden ungebetenen Gast aufzufordern schien, unverrichteter Dinge wieder den Rückzug anzutreten. »Hier wohnt wohl jemand, der Angst vor Einbrechern hat«, murmelte Lluis.
    Hadmut sah ihn verblüfft an und brach in Gelächter aus. Immer noch lachend öffnete sie die vor Riegeln starrende Haustür, die seltsamerweise nicht verschlossen war, und führte Lluis ins Haus.
    Sie durchquerten eine düstere Halle und stiegen die breite Treppe hinauf, deren Stufen sogar unter Hadmuts leichten Tritten erbarmungswürdig quietschten und knarzten. Das Haus hatte offensichtlich einmal bessere Zeiten gesehen, der mächtige Leuchter und die spitzbogigen Fenster in der Halle zeugten ebenso von vergangener Pracht wie die durch viele Füße zerschlissenen Teppiche und die ausgeblichenen, stockfleckigen Tapeten, über deren seidige Oberfläche Lluis sacht mit den Fingern strich, als sie den oberen Gang entlang gingen.
    Hadmut klopfte an eine dunkle, reich mit Schnitzereien versehene Tür. Sie sah Lluigolf an und nickte ihm dann beruhigend zu. »Keine Sorge. Meister Ingwin hat bisher noch keinen seiner Lehrlinge gefressen. Du wirst es also überleben.« Dann öffnete sie die Tür, obwohl Lluis keinen Laut von drinnen vernommen hatte.
    Das Erste, was ihm ins Auge fiel, war ein großes, bis zum Boden reichendes Fenster, das auf einen kleinen Garten hinausblickte. Lluis, dessen Augen in den letzten Tagen begonnen hatten, Bäume und Sträucher, Gras und Blumen zu vermissen, atmete tief ein und erfreute sich an dem würzigen Duft, der durch das offene Fenster drang. Er sehnte sich plötzlich schmerzhaft nach seinem Zuhause.
    Â»Hadmut«, riss ihn eine Stimme aus seinen Betrachtungen. »Wen bringst du uns da mit?«
    Â»Einen neuen Schüler«, erwiderte Hadmut. »Mit schönem Gruß von der Kröte.« Sie schob Lluis in die Zimmermitte und ging hinaus.

    Drei Männer und eine Frau saßen um einen kleinen Tisch, auf dem Weingläser und eine Karaffe standen. Lluis blickte sie beklommen an. Der Älteste, ein Achtung gebietender, hochgewachsener Mann mit silbergrauem Haar und einem scharfgeschnittenen Gesicht, drehte das rotfunkelnde Glas zwischen langen, eleganten Fingern und erwiderte seinen Blick weder freundlich noch unfreundlich. Das musste Meister Ingwin sein. Die anderen: ein jüngerer Rothaariger mit sommersprossigem Gesicht, ein dickbäuchiger, freundlich lächelnder Mann und eine grauhaarige Frau mit strengem Knoten, sahen ihn interessiert an.
    Â»Schon ein bisschen alt für einen Lehrling«, bemerkte die Frau säuerlich.
    Â»Ach, wenn die Kröte ihn schickt, wird er schon Talent haben«, erwiderte der Dickbäuchige. Er hob sein Glas und prostete Lluigolf zu. »Willkommen an Bord, Junge. Ich bin Jazep.«
    Lluigolf machte eine ungeschickte Verbeugung. »Lluigolf, Sohn der Rialinn. Ich danke für das freundliche Willkommen, Herr Jazep.«
    Der Dicke lächelte. »Wohlgesetzte Worte, aber Jazep reicht, mein Junge. Ich bin kein Herr.«
    Â»Wohl wahr«, knurrte die Frau, »du bist ein alter Schwätzer.«
    Â»Dieses freundliche Wesen ist Caledrain, die dir erst in deinem zweiten Lehrjahr das Leben zur Hölle machen wird«, sagte Jazep, der sich seine gute Laune nicht verderben ließ. »Und dort neben ihr siehst du Rutilo, den Meister der Masken und Liebling der Damenwelt.« Der elegante ältere Mann neigte leicht den Kopf. Lluigolf sah verdutzt auf den dünnen Rothaarigen. Dann war dies …
    Â»Ingwin«, sagte der Rothaarige kurz. »Caledrian hat recht, du bist ein Schwätzer, Jazep.« Er beugte

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