Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Seele der Elben

Titel: Die Seele der Elben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
Vom Netzwerk:
sich ein wenig vor. »Warum schickt Vibol dich her?«
    Â»Er versprach mir eine Ausbildung«, sagte Lluigolf.
    Ingwin sah ihn nachdenklich an. »Warum glaubt Vibol, dass du geeignet sein könntest? Du wärst der Älteste unter unseren Novizen.«
    Lluigolf hob die Hände. »Ich weiß es nicht«, sagte er. »Er hat mich allerlei Dinge machen lassen – ich musste Treppen steigen und Sachen schleppen – und das hat ihn anscheinend überzeugt, dass ich ihm nützlich sein könnte.« Kurz rang er mit sich, ob er fragen sollte, um was für eine Ausbildung es sich handelte, aber diese Blöße wollte er sich dann doch nicht geben.
    Ingwin sah die anderen an. Die Frau zuckte mit den Schultern. »Wenn die Kröte Wert darauf legt«, sagte sie gleichgültig. »Immerhin finanziert er den Laden hier.«
    Jazep nickte. »Wir haben noch Platz für einen hoffnungsvollen Novizen. Wenn er es mit den Kleinen aushält, habe ich damit kein Problem.«
    Â»Rutilo?«
    Der Ältere nickte. »Vielleicht stellt er sich ein bisschen gescheiter an als die anderen, die ich unterrichte«, sagte er mit klangvoller Stimme. »Aus all dem kleinen Kroppzeug wird nichts Gescheites, erinnert euch an meine Worte!«
    Â»Gut.« Magister Ingwin erhob sich und reichte Lluigolf die Hand. »Dann sei uns willkommen. Ich rufe gleich einen Schüler, der dich auf dein Zimmer führt. Die Hausordnung und alles Weitere erfährst du morgen, ich erwarte dich nach dem Frühstück in meinem Arbeitszimmer.«

    Wenig später stand Lluis in einer winzigen Kammer unter dem Dach des großen Hauses. Der schlacksige Junge, der ihn hergeführt hatte, war mit dem Hinweis gegangen, dass ein paar der älteren Schüler noch im Aufenthaltsraum zu finden seien, und hatte ihm eine gute Nacht gewünscht. Jetzt lag sein Bündel auf der schmalen Liege, und Lluigolf begutachtete sein neues Domizil. Es war so eng, dass er sich kaum umdrehen konnte, gerade groß genug für die Liege und eine Kiste, die als Ablage und Aufbewahrungsort für seine Habseligkeiten dienen konnte. Aber es war ein Schlafplatz, den er ganz für sich allein hatte, und damit hatte er nicht zu rechnen gewagt.
    Anscheinend gab es hier auch Schlafräume, die sich mehrere Lehrlinge teilen mussten, aber man hatte ihm mitgeteilt, dass alle Betten dort belegt seien, die Gemeinschaftsräume seien nämlich begehrter als die Einzelkammern.
    Warum auch immer, dachte Lluigolf und streckte sich auf der Liege aus. Der Waschraum war in der Etage unter ihm. Er würde ihn gleich aufsuchen und sich den Staub eines langen Tages abwaschen, aber jetzt wollte er erst einmal für einen Moment die Augen schließen …

    Der durchdringende Klang einer Glocke riss ihn aus seinen Träumen. Er fühlte sich matt, fiebrig und zerschlagen, und als er sich gähnend durchs Gesicht fuhr, bemerkte er Feuchtigkeit auf seinen Wangen, als hätte er im Schlaf Tränen vergossen. Er sah zur Dachschräge auf und erinnerte sich, wo er war. Durch die Fensterluke fiel helles Sonnenlicht, und im Haus war das Trappeln von Füßen und ein Durcheinander heller Stimmen zu hören.
    Lluigolf schlüpfte in seine nicht allzu sauberen Kleider – er musste unbedingt herausfinden, wo er sie waschen konnte – und stand dann ratlos vor der Tür seiner Kammer. Meister Ingwin erwartete ihn nach dem Frühstück in seinem Arbeitszimmer, aber Lluis wusste weder, wo er das eine bekam, noch, wo das andere zu finden war.
    Er folgte den Stimmen die Treppe hinab und durch verwinkelte Korridore, bis er zu einer halb offen stehenden Flügeltür gelangte, hinter der er Gelächter und das Klappern von Geschirr hörte. Der Duft von geröstetem Brot zog in seine Nase, und sein Magen begann zu knurren. Er trat in einen großen, hellen Raum, in dem Tische standen. An der Schmalseite des Raumes schenkte eine rundliche junge Frau aus einer großen Emailkanne Tee in Tonbecher. Neben ihr standen Körbe mit Brotscheiben, Äpfeln und aufgeschnittenem Käse, und vor dem Tisch reihte sich ein knappes Dutzend Kinder mit hölzernen Tellern in den Händen in eine Schlange ein.
    An den Tischen saßen bereits die älteren Schüler und vertilgten schwatzend ihr Frühstück. Lluigolf sah zehn oder elf Jungen und zwei Mädchen, alle zwischen 12 und vielleicht 15 Jahren alt. Es stimmte, er war mit Abstand der

Weitere Kostenlose Bücher