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Die Seele der Elben

Titel: Die Seele der Elben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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auch beruhigt – es klang ausgesprochen solide. »Ich denke, ich … danke, ich nehme das großzügige Angebot an.«
    Vibol lachte freudig auf und übertönte damit Hadmuts Stöhnen. Er reichte Lluis die Hand und sagte: »Also abgemacht! Ich freue mich, dass wir in Zukunft oft miteinander zu tun haben werden. Hadmut, bist du so freundlich und bringst unseren jungen Freund hinüber zum Kollegium? Du kannst ihm auf dem Weg dann auch gleich das Nötigste erklären.«
    Das Mädchen zertrat den Rest seines Stäbchens unter dem Absatz ihres Stiefels und öffnete die Tür. »Die Abrechnung?«, fragte sie.
    Â»Ach, die hat noch Zeit«, winkte Vibol ab. »Kümmere dich nun erst einmal um Lluigolf. Wir sehen uns dann morgen.«
    Lluis folgte Hadmut hinaus. Hinter der Theke griff er sich rasch sein Bündel und verabschiedete sich mit einem Winken von Roske. »Danke, Junge«, rief der, »kannst immer herkommen, wenn du einen Platz zum Schlafen brauchst!«
    Draußen war es dunkel geworden. Lluis wanderte hinter der verbissen schweigenden Hadmut durch die belebten Gassen des Viertels, das, wie er von Roske erfahren hatte, der Schweinekoben genannt wurde. »Keine feine Gesellschaft hier«, hatte der Wirt grinsend gesagt. »Die Herrschaften, die sich was drauf einbilden, in der Residenz zu wohnen, würden uns am liebsten alle davonjagen. Aber wir leben länger hier als die … sie sollen es nur mal versuchen!«
    Wirklich schienen die schmalen Häuser und schiefen Buden, die die winkligen Gassen säumten, aus einem anderen Jahrhundert zu stammen als die sauberen, hübschen Fachwerkhäuser im Marktviertel – und aus einer völlig anderen Welt als die prächtigen Stadthäuser und Villen zwischen Parks und lichten Alleen, an denen er während seiner Botengänge vorübergekommen war.
    Hadmut ging schnell, und er musste aufpassen, sie nicht zu verlieren, während er sich umsah. Immer wieder drängten sich Menschen zwischen sie. Händler mit ihren Karren oder Bauchläden, Lastenträger, raubeinige Männer, die nach Wasser, Fisch und Wind rochen – Lluis erinnerte sich, dass Raakus einen großen Flusshafen besaß –, Scharen zerlumpter Kinder, die an seinen Kleidern zerrten und um Süßigkeiten und Geld bettelten, Frauen, die ihm zuzwinkerten oder eine Kusshand zuwarfen, Fuhrknechte und Musikanten. Das bunte Treiben machte den Eindruck, als wäre helllichter Mittag und nicht später Abend, der nur von Fackelschein und offenen Feuern vor den Buden und Garküchen erhellt wurde.
    Ein- oder zweimal sah Lluis nur um Haaresbreite noch, wie Hadmut in eine Querstraße abbog und folgte ihr mit klopfendem Herzen. Wenn er sie hier in dem Gewimmel verlor, hätte er wahrscheinlich sogar Mühe, wieder zum Einäugigen zurückzufinden, deshalb beschleunigte er seine Schritte, um zu ihr aufzuschließen.
    Â»He«, sagte er ein wenig atemlos, »wolltest du mir nicht etwas über die Ausbildung erzählen?«
    Hadmut hielt so abrupt an, dass Lluigolf schon ein paar Schritte weitergelaufen war, ehe er es bemerkte. »Ausbildung!«, fauchte sie. Ihre blaugrünen Augen schienen Funken zu sprühen. »Was für ein Dorfdepp muss man denn sein, um nicht zu kapieren …« Sie schnaufte aufgebracht.
    Â»Dankeschön«, sagte Lluis eingeschnappt. »Der Dorfdepp hält das angesichts seines schmalen Geldbeutels für eine gute Gelegenheit. Zumal du ja anscheinend diese Ausbildung auch absolviert hast – Meisterschülerin !«
    Ihre starrsinnig hochgezogenen Schultern sanken herab. »Tut mir leid«, sagte sie. »Das war nicht nett von mir. Aber du bist ein feiner, anständiger Kerl – glaube ich zumindest. Es gibt so viele andere Möglichkeiten, sein Geld zu verdienen.«
    Â»Was ist in deinen Augen so falsch an dieser?«
    Â»Ach, Trollscheiße und Orkhintern«, fluchte Hadmut. »Komm jetzt. Wir sind gleich da.«
    Den Rest des Weges legten sie in verstimmtem Schweigen zurück. Das Haus, vor dem Hadmut schließlich anhielt, stand ein wenig abseits von seinen Nachbarn und war von einer hohen, abweisenden Mauer umgeben.
    Hadmut betätigte einen Klingelzug. Dann warteten sie. Nach einer ganzen Weile knarrten die Angeln des Tores, und es schwang ein Stück weit auf. Ohne sich nach Lluigolf umzusehen, marschierte Hadmut hinein, und er beeilte sich,

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