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Die Seele der Elben

Titel: Die Seele der Elben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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Älteste hier. Er grinste. Wie groß der Altersunterschied wirklich war, wusste außer ihm keiner, und er hatte auch nicht vor, darauf hinzuweisen.
    Als die kleineren Schüler alle versorgt waren und an ihrem Tisch saßen, ging er zu der jungen Frau, die sich die Hände an ihrer Schürze abwischte und ihn freundlich anlächelte. »Du bist neu hier? Da ist ein Teller, nimm dir, was du magst.«
    Er dankte ihr und nahm sich Brot und Käse. In einem kleinen Krug war süßer Sirup, davon tat er etwas in seinen Becher mit Tee und ging dann zu einem Tisch, an dem nur zwei ältere Jungen saßen.
    Â»Darf ich mich zu euch setzen?«, fragte er. Beide nickten stumm und sahen ihn neugierig an, als er sich niederließ.
    Â»Du bist der Neue, von dem Borro erzählt hat«, stellte der eine fest. Er hatte dunkles Haar, das ihm stachlig vom Kopf abstand, ein mageres Gesicht und sah ein bisschen aus wie eine freundliche Ratte.
    Â»Wo kommst du jetzt her?«, fragte der andere, ein rundlicher Blonder, der leicht schielte. »Sonst werden die Novizen doch immer im Frühjahr aufgenommen, damit der alte Kesselbauch die Übersicht nicht verliert.« Beide lachten über den Scherz, den Lluigolf nicht verstand.
    Â»Die Kröte hat mich hergeschickt«, sagte er und biss in sein Brot.
    Die beiden Jungen lachten, als hätte er einen erstklassigen Witz gerissen. »Die Kröte, klar!«, kicherte der Blonde. »Und wahrscheinlich hat dich Hadmut persönlich hergebracht.«
    Â»Stimmt, woher weißt du das?«, fragte Lluis verdutzt.
    Die beiden brachen in eine neue Lachsalve aus. Der Dunkelhaarige boxte Lluigolf fest gegen die Schulter. »Du bist eine Nummer«, sagte er.
    Eine Glocke ertönte, und der Lärm, mit dem einige Dutzend Stuhlbeine über den gefliesten Boden scharrten, übertönte jedes weitere Wort. Auch Lluigolfs Tischgenossen erhoben sich und nahmen ihre leeren Teller und Becher.
    Â»Könnt ihr mir sagen, wo ich Meister Ingwins Arbeitszimmer finde?«, fragte Lluigolf eilig.
    Der rattengesichtige Junge stellte sein Geschirr noch einmal ab und zeichnete eine schnelle Skizze in eine Lache vergossenen Tee. Lluis prägte sich den Weg ein, der über eine Treppe führte, die er noch nicht gesehen hatte, und verzehrte dann ohne Hast sein Frühstück.
    Im Korridor war es still, als er den Speiseraum verließ. Irgendwo über ihm hörte er gelegentlich ein dumpfes Poltern, als würde eine schwere Last zu Boden geworfen, und aus einer anderen Ecke drang Gelächter, das von einer tiefen Stimme unterbrochen wurde.
    Er durchquerte die obere Halle und fand die Treppe, die ins darunterliegende Geschoss führte. Die Tür zu Meister Ingwins Arbeitszimmer stand halb offen, und Lluigolf klopfte höflich an den Rahmen, bevor er den Kopf ins Zimmer steckte. Es war klein und überraschend gemütlich eingerichtet, und der Meister war nirgendwo zu sehen.
    Lluis blieb neben der Tür stehen und sah sich um, während er wartete. Am Fenster, das in den Garten hinaus zeigte, stand ein kleiner, vollgestopfter Sekretär. Papiere, Schreibgeräte, ein Teller mit Apfelgehäusen, Bücher, eine ausgestopfte Krähe, einige große Münzen, deren Herkunft Lluis nicht kannte und allerlei anderes Zeug lagen überall im Zimmer herum. In der Ecke stand eine durchgesessene Ottomane, und zwei Schränkchen verbargen ihren Inhalt vor seinem Blick.
    Hinter ihm erklang eine Stimme: »Ah, der Novize.« Meister Ingwin trat schwungvoll ein und warf seinen Mantel über einen Sessel. »Setz dich irgendwo hin«, sagte er und ging zu dem Sekretär. »Dein Frühstück, Korv.«
    Lluis hockte sich auf die Kante der Ottomane, denn das war die einzige freie Sitzgelegenheit, und fragte sich nach dem Sinn des seltsamen Ausrufs. Die Erklärung dafür lieferte ihm die scheinbar ausgestopfte Krähe auf dem Schreibtisch, die sich unvermutet reckte, die Flügel öffnete und Meister Ingwin auf die Schulter flog. Der fütterte sie mit Brocken von Käse und Brot, die er aus seiner Jackentasche holte, während er Lluigolf eingehend musterte.
    Â»Entschuldige, wie war dein Name? Lluigolf. Nun, Lluigolf, welche deiner Fähigkeiten hältst du für bemerkenswert genug, um dir eine Ausbildung bei uns zu verdienen?«
    Lluis sah ihn ratlos an. Ingwin hatte das Füttern seiner Krähe beendet und sich in den Sessel vor seinem

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