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Die Seele der Elben

Titel: Die Seele der Elben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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Bedienen der Gäste. Die Arbeit machte ihm Spaß, obwohl er die schlaflose Nacht noch in seinen Knochen spürte. Aber zumindest das fiebrige, kranke Gefühl war verschwunden und hatte einer matten Zerschlagenheit Platz gemacht.
    Am frühen Abend, er lieferte gerade ein hochbeladenes Tablett mit Bierkrügen, Braten und Brot an einem Tisch ab, sah er aus dem Augenwinkel eine kleine, hinkende Gestalt zur Tür hereinkommen. Er sah, wie Roske zu ihr eilte, ihren Mantel nahm, sie zur Hintertür geleitete und insgesamt eine Eilfertigkeit an den Tag legte, wie Lluigolf sie an dem schweigsamen Wirt den ganzen Tag nicht beobachtet hatte. Er führt sich auf, als wäre der Markgraf zu Besuch gekommen, dachte Lluis amüsiert und ein wenig beklommen.
    Die Kröte, unauffällig in einen guten, aber durchaus schlichten dunklen Rock und ebensolche Kniehosen gewandet, drehte sich noch einmal um, ehe er den Gastraum verließ, und sah Lluigolf an. »Komm zu mir«, formten seine Lippen, dann schlug die Tür hinter ihm zu.
    Lluis lieferte noch zwei Bestellungen aus, dann wischte er seine Hände an der Schürze trocken und band sie ab. Er fuhr sich durch die Haare und biss sich zornig auf die Lippen, als er bemerkte, was er tat. Wie ein errötender Jüngling vor seinem ersten Rendezvous, dachte er. Kurz zuckte Schmerz in ihm auf, den er eilig von sich schob. Er öffnete die Hintertür und stieg die alte Treppe empor, deren Stufen unter seinen Schritten keinen Laut von sich gaben.
    Als er die Tür zu dem Zimmer öffnete, in dem er Vibol vermutete, saß dieser mit gefurchter Stirn über einen Stapel Papier gebeugt. Er blickte auf und musterte Lluis mit erstauntem Interesse. »Ich habe dich gar nicht kommen hören«, sagte er und deutete auf einen Stuhl. »Setz dich. Ich bin gleich für dich da.« Er versenkte sich wieder in seine Papiere, raschelnd und leise brummelnd. Lluis versuchte einen Blick darauf zu erhaschen, sah aber nur, dass die Blätter vor allem mit Zahlen bedeckt waren. Vibol kritzelte mit einem Bleistift darin herum, seufzte hin und wieder und schob endlich Stift und Blätter energisch beiseite. Er rückte die Brille höher auf die Nase und faltete die Hände vor dem Bauch. »Bist du immer so leise, wenn du dich bewegst?«, fragte er.
    Lluigolf zuckte mit den Schultern. »Ich denke, ja.« Was für eine seltsame Frage. Er brannte vor Ungeduld, etwas über den Verbleib seines Geldbeutels zu erfahren, und die Kröte interessierte sich für seine Art der Fortbewegung!
    Vibol sah ihn unverwandt an. »Wie geschickt bist du mit den Händen?«, wollte er wissen.
    Lluis sah ihn ratlos an. »So geschickt wie jeder, will ich meinen.«
    Vibol grinste humorlos. »So.« Er rückte die Brille noch einmal zurecht, hüstelte und warf ihm mit einer blitzschnellen Bewegung den Bleistift zu, der gerade noch auf dem Papierstapel gelegen hatte. Lluis schnappte danach und hielt ihn Vibol hin. »Ich habe gar nicht gesehen, wie du ihn genommen hast«, sagte er.
    Â»Und trotzdem hast du ihn gefangen«, sagte Vibol zufrieden schmunzelnd. »Gut, sehr gut. Komm her zu mir. Siehst du meine Westentasche?« Lluis nickte. »Stell dich neben mich. Jetzt zieh mir das Schnupftuch aus der Tasche, ohne dass ich etwas spüre. Nein, warte, halte die Finger so.« Er machte mit Zeige- und Mittelfinger eine Scherenbewegung.
    Lluis gehorchte mit fragender Miene. Er zog das Tuch aus Vibols Tasche, danach eine Uhr aus der anderen und musste sich schließlich noch einmal die Treppe und den Gang hinunter- und wieder hinaufstehlen, während Vibol bei geöffneter Tür lauschte.
    Als Lluis – diesmal mit einer kleinen Kiste aus dem Hinterhof – zum wiederholten Male die Treppe erklomm, die verfluchte knarrende sechste Stufe überlistete, sich bemühte, das Treppengeländer nicht in Schwingung zu bringen und dabei den klirrenden Inhalt der Kiste ruhig zu halten, erschien Hadmut im Gang. »Was treibst du denn da?«, fragte sie verdutzt.
    Â»Hadmut, Kind, störe jetzt nicht«, rief Vibol unwirsch von oben. Lluigolf schnitt eine Grimasse, brachte den Rest des Parcours hinter sich und sank mit einem Stöhnen auf einen Stuhl nieder.
    Â»Was treibt ihr hier?«, fragte Hadmut, als sie hinter Lluigolf zur Tür hereinkam.
    Vibol lächelte wie ein zufriedener Großvater. »Das ist jetzt nicht wichtig. Schön, dass du

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