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Die Seele der Elben

Titel: Die Seele der Elben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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Trurre.
    Â»Jedenfalls nicht, wenn ich ein Wörtchen mitzureden hätte.«
    Â»Was du nicht hast.«
    Sie hob die Schultern. »Das werden wir ja sehen.«
    Trurre nickte und drückte mit dem Daumen den Tabak in seiner Pfeife fest. Sein Schweigen ermunterte Vanandel, und sie begann, ihm ihr Herz auszuschütten. Das hatte sie nicht mehr getan, seit der Barde sie so schnöde verraten hatte, und sie merkte, wie gut es ihr tat. Der Zwerg nickte nur oder brummte hin und wieder zustimmend, sog an seiner Pfeife und schickte blaugraue Wölkchen in den Nachthimmel. Sie erzählte ihm, wie sie aufgewachsen war, großgezogen von Kindermädchen und einer Gouvernante, die unter den Dienstboten des Schlosses für Angst und Schrecken sorgte und vor der sogar der Markgraf den Kopf einzog. Dass es niemanden jemals interessiert habe, was sie selbst wolle, dass es aber auch keine Rolle gespielt hätte, wenn jemand sich dafür interessiert hätte – ihr Lebensweg war schon seit ihrer Geburt genauestens kartographiert, so wie er seit Generationen für jede ihrer Ahninnen festgestanden hatte.
    Â»Sie haben mir einen Hauslehrer zugebilligt«, sagte sie. »Ich soll meinem Ehemann ja später keine Schande machen.« Sie schnaufte empört.
    Â»Wenn du die Älteste wärst«, fragte Trurre, »was wäre dann?«
    Â»Was sollte dann sein? Ich wäre längst verheiratet und hätte drei Kinder. Wie Edigna, meine älteste Schwester.«
    Trurre nickte schweigend. Nach einer Weile sagte er: »Ist bei uns nicht anders.« Vanandel sah ihn fragend an. »Die Tochter unseres Königs«, erklärte Trurre. »Gäbe eine erstklassige Thronfolgerin ab, viel fähiger als ihr Bruder.« Er zuckte mit den Achseln und seufzte schwer.
    Vanandel nickte und seufzte ebenfalls. Beide sahen sich an und begannen zu lachen.
    Â»Wir sind zwei schöne Trauerweiden«, sagte sie, plötzlich von einer seltsam unpassenden Fröhlichkeit erfüllt.
    Der Zwerg grinste und klopfte seine Pfeife aus. Er stand auf und streckte sich, dass die Knochen knackten. »Ich sollte jetzt ins Bett gehen. Wenn ich morgen früh nicht wach und munter bin, verwandelt Magister Davydd mich in einen Menschen.«
    Â»Oh, wie schrecklich!«, sagte Vanandel, und als der Zwerg die Tür öffnete: »Fühlst du dich wohl hier, so weit weg von deiner Heimat?«
    Er zögerte. »Ich gewöhne mich daran«, sagte er sanft, nickte ihr zu und ging hinein.

Es gefiel ihr nicht sonderlich, und sie fühlte sich eingesperrt wie ein Fink im Käfig, aber sie musste eine Zeit lang darauf verzichten, ihrem geheimen Leben in der Stadt nachzugehen. Die bedrohlich näher rückende Verlobung mit dem mittleren Sohn des Langländers – Erno heißt er, rief sie sich in Erinnerung – verlangte ihre Anwesenheit im Schloss. Wenn sie wissen wollte, was auf sie zukam, dann musste sie wenigstens einen Teil der Vorbereitungen selbst mitbekommen, denn das, was sie durch ihr Imago sehen konnte, war ungenau und ließ zu viele Fragen offen.
    Also biss sie in den sauren Apfel und ließ eine Reihe von festlichen Essen, Sitzungen mit Schneidern und Putzmacherinnen und einige kleinere Bälle über sich ergehen wie die unvermeidlichen Frühjahrsstürme – mit eingezogenem Kopf und ständig auf der Hut vor einem kalten Regenschauer.
    Um den Waffenhof machte sie einen großen Bogen, seit ihr Bruder sie dort ertappt hatte. Ein paar Tage nach diesem Zwischenfall war sie zu Groszbarrt gegangen, voller Sorge, dass Wigand den Rudelführer bei ihrem Vater angeschwärzt und dieser ihn bestraft haben könnte.
    Groszbarrt saß mit gerunzelter Stirn über einer Abrechnung und kaute methodisch einen Stift in kleine Späne. Als er sie sah, malte sich Erleichterung auf seinem Gesicht, und er rückte einen Stuhl zurecht. »Gut, dass du kommst«, sagte er. »Sieh mal, ich muss irgendwo hier in der Spalte einen Fehler gemacht haben, aber ich finde ihn nicht.«
    Das sah nicht so aus, als sei der Rudelführer einer markgräflichen Strafaktion unterzogen worden. Erleichtert rutschte Vanandel an die Seite des Orks und begann zu rechnen.
    Der Rudelführer kam weder jetzt noch später jemals auf den Zwischenfall zu sprechen, aber Vanandel riskierte es danach nicht mehr, ihre Übungen mit Groszbarrt wieder aufzunehmen.
    Stattdessen saß sie stumm dabei, während ihr Vater und

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