Die Seele der Elben
stieà ebenfalls ein Rauchwölkchen in den Nachthimmel.
»Was treibt einen Zwerg zur Zauberei?«, fragte Vanandel nach einer Weile.
»Warum läuft eine Prinzessin herum wie ein Küchenmädchen und qualmt wie ein Stallbursche?«, fragte Trurre zurück.
Sie sah ihn an. »Habe ich dich beleidigt? Das wollte ich nicht.«
Er machte eine entschuldigende Handbewegung. »Das war unfreundlich von mir, verzeih. Aber du hast eine empfindliche Stelle getroffen. Orrin schätzt es nicht, wenn eins seiner Kinder Magie ausübt.«
Vanandel erinnerte sich daran, dass der Barde diesen Namen erwähnt hatte. »Verbietet euer Glaube Zauberei?«
Er rutschte unbehaglich hin und her. »Nein, nicht direkt. Aber es ist ungewöhnlich für ein Mitglied meines Volkes. Und was meine Familie angeht â¦Â« Er biss so grimmig auf das Mundstück seiner Pfeife, dass Vanandel seine Zähne knirschen hörte.
»Deine Familie ist mit deinem Weg nicht einverstanden?«
Er spuckte etwas aus, von dem Vanandel nicht sagen konnte, ob es ein Stück Pfeife oder ein Stück Zahn war. » Nicht einverstanden dürfte es ungefähr treffen«, sagte er.
Vanandel erkannte den galligen Humor in seiner Replik und seufzte. »Frag mich mal nach der Meinung meines Vaters zu seiner Jüngsten«, schlug sie vor.
Trurre nickte und hob resigniert die Schultern.
»Wie bist du an Magister Davydd geraten?«, bohrte Vanandel weiter.
Trurre streckte die Beine aus und starrte seine abgeschabten Stiefelspitzen an. »Welcher angesehene Magus lässt sich schon dazu herab, einen Zwerg auszubilden? Ich bin lange durch das Land gereist, bis ich endlich eurem Hofzauberer über den Weg lief.« Er spuckte aus. »Und jetzt darf ich meiner Liste an Schändlichkeiten noch hinzufügen, dass ich zur Kuriositätensammlung eines Menschen gehöre. Wenn mein Vater mich nicht sowieso schon enterbt und verstoÃen hätte â¦Â« Er verstummte und bohrte in einem Riss im Leder herum.
Vanandel musterte ihn mitleidig. Es war schwer, das Alter eines Zwerges zu schätzen, aber Trurre Silberzunge war ganz offensichtlich noch ein Jungzwerg, mit glattem Gesicht und einem Bart, der kurz und lockig war. Und sein Gemüt war ähnlich aufgewühlt wie das ihre, wenn es um seine Familie ging.
»Ich könnte manchmal auch einfach weglaufen«, sagte sie impulsiv.
Er hob die Brauen. »Warum?«, fragte er.
Vanandel verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich weiÃ, dass das albern und kindisch klingt. Und ich bilde mir nicht ein, dass ich glücklich und zufrieden wäre, wenn ich die Tochter eines Seidenhändlers oder einer Putzmacherin wäre. Oder eines Tagelöhners oder Häuslers«, fügte sie nachdenklich hinzu. Sie dachte an die armseligen Hütten, die das westliche Brinufer säumten.
Der Zwerg sog an seiner Pfeife. »Was ist so schlimm an deinem Leben?«
Vanandel lächelte unwillkürlich. Schlimm? Nichts war schlimm , natürlich nicht. Sie lebte ein watteweiches, üppiges, bequemes Leben ohne Ecken, Kanten und Stolpersteine.
Trurre lachte auf. »Du machst ein Gesicht, als hättest du einen Frosch in der Suppe gefunden.«
Vanandel grinste und rollte ein neues Tabakstäbchen. »Der Frosch ist mein Vater«, gab sie zu. »Ich bin die jüngste Tochter, meine Geschwister sind alle ein ganzes Stück älter als ich. Und gut verheiratet â meine Schwestern, meine ich.« Sie verzog das Gesicht. »Die dummen Hühner sind damit zufrieden.« Sie schüttelte den Kopf.
»Und jetzt ist es an der Zeit, dass du gut verheiratet wirst«, folgerte Trurre.
Sie seufzte. »Es gibt einen Zeitpunkt, ab dem eine Prinzessin anfängt, leicht modrig zu riechen und an den Rändern zu vergilben und dann taugt sie nur noch für den Hökerkarren â das Gefühl bekomme ich jedenfalls, wenn ich mir das Getue um meine Hochzeit ansehe.«
Der Zwerg lachte und klopfte ihr fest aufs Knie. »Und? Dein Zukünftiger? Was ist er für ein Mann?«
Vanandel spuckte ein Tabakkrümelchen aus. »Der Sohn eines Sammlers!«, sie spuckte erneut aus, aber diesmal vor lauter Grimm.
Trurre nickte, als hätte er verstanden. »Und du?«
»Ich verfolge meine eigenen Pläne.«
»Und die beinhalten weder den Sohn eines Sammlers noch ein Leben als angegilbte ältere Prinzessin«, mutmaÃte
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