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Die Seele der Elben

Titel: Die Seele der Elben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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Erinnerung an die Erschaffung des Imagos war noch unangenehm deutlich – und ließ die sachte Berührung seiner tastenden Finger über sich ergehen. Wieder knackte es laut in ihren Ohren, die sich anfühlten, als seien sie mit Wasser gefüllt.
    Sie sah, dass der Magister mit der Zunge schnalzte. Dann bedeutete er ihr, sich zu gedulden, und begann mit allerlei Gerätschaften, Dosen, Tiegeln, einem Mörser und den verschiedensten getrockneten Kräutern und – wie sie befürchtete – Tieren zu hantieren. Sie sah eine Weile zu, wie er Dinge aus kleinen Papierumschlägen in den Mörser schüttete und zu Staub zermahlte, gelegentlich diese und jene Flüssigkeit aus einer Phiole oder kleinen Flasche hinzugab, dann den übelriechenden Brei über einer Flamme erhitzte, wieder eine Zutat beimengte, den Finger hineinstippte und stirnrunzelnd daran roch, alles kopfschüttelnd wegschüttete und von vorne begann.
    Vanandel lehnte den Kopf an die Wand und schloss die Augen.
    Erst als eine Hand sie an der Schulter rüttelte und sie hochschrak, wurde ihr bewusst, dass sie eingenickt sein musste. Sie unterdrückte ein Gähnen und blinzelte Davydd an, der ihr ein Tiegelchen mit einer schlammbraunen, zähen Flüssigkeit hinhielt.
    Schaudernd blickte sie in den Tiegel. Der scharfe Geruch, der von der fragwürdigen Flüssigkeit aufstieg, kitzelte in ihrer Nase. »Muss ich das wirklich trinken?«, fragte sie kläglich.
    Der Magister nickte energisch und deutete auf sein Ohr. Vanandel rümpfte die Nase und hob dann entschlossen das Gefäß an die Lippen. Mit einem Schaudern schüttete sie die Flüssigkeit hinunter und bemühte sich, den Kontakt mit ihrer Zunge möglichst kurz zu halten.
    Einen Moment lang musste sie würgen, dann war das eklige Zeug unten und blieb zu ihrer Erleichterung auch dort.
    Der Magister, der sie aufmerksam beobachtet hatte, schnippte jetzt mit den Fingern und sah sie fragend an. Vanandel schüttelte den Kopf, sie hatte das Schnippen nur gesehen, nicht gehört.
    Davydd runzelte die Stirn und betastete wieder ihren Kopf. Dann drehte er sich zum Tisch und griff nach einer Phiole, die mit einem weißen Stoff gefüllt war, der wie Zucker aussah. Er gab ihr die Phiole und wedelte ungeduldig mit der Hand.
    Vanandel betrachtete das weiße Zeug misstrauisch. Zumindest roch es nach nichts. Sie schüttete es in ihren Mund und kämpfte eine Weile damit, die staubtrockene, geschmacklose Substanz hinunterzuschlucken. Endlich war das letzte Krümelchen unten. Sie hustete und wischte sich über die Lippen.
    Â»Und jetzt?«, fragte der Magister.
    Â»Ach, endlich«, sagte Vanandel erleichtert. »Ich dachte schon, ich müsste künftig ohne mein Gehör auskommen.«
    Â»Sehr gut.« Der Magister verbarg seine Erleichterung unter einer brummigen Miene. »Dann lass mich jetzt allein. Ich muss sehen, was ich hiermit ausrichten kann.« Er deutete auf den Elbenstein.
    Vanandel verkniff sich die Frage, was er damit nun zu tun gedachte. So freundlich der Magister sie auch behandeln mochte – jeglicher Frage nach den Details seiner Arbeit pflegte er äußerst unwirsch zu begegnen.
    Sie wünschte ihm eine gute Nacht und schloss leise die Tür.
    Als sie in den Hof trat, stolperte sie über ein Paar Beine. »Hoppla«, jemand griff nach ihrem Ellbogen und bewahrte sie vor einem Sturz. »Entschuldige, das war dumm von mir.«
    Vanandel blickte in ein Paar goldbraune Augen und schluckte das Schimpfwort hinunter, das sie dem Trottel, der seine Beine dermaßen schwachsinnig im Durchgang platzierte, ins Gesicht hatte schleudern wollen. »Nichts passiert«, sagte sie stattdessen.
    Der zwergische Magierlehrling klopfte einladend auf die Türschwelle. »Ich habe auf dich gewartet«, sagte er.
    Vanandel hob die Augenbraue und setzte sich neben ihn. Trurre steckte seine Pfeife wieder zwischen die Zähne und stieß ein blaugraues Wölkchen aus. »Dein Vater ist also der Markgraf?«
    Vanandel nickte und zog nach einem Moment des Zögerns den Tabakbeutel aus der verborgenen Tasche in ihrem Unterrock. Der Zwerg sah interessiert zu, wie sie ein Stäbchen drehte und zwischen ihre Lippen steckte. Sie lächelte und fingerte auf der Suche nach dem kleinen Glühstein in dem Beutel herum.
    Â»Darf ich?«, fragte der Zwerg – und ihr Tabakstäbchen begann zu glühen.
    Â»Danke.« Sie

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