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Die Seele der Elben

Titel: Die Seele der Elben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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so mühsam erarbeiteten Münzen stecken. Ich lade euch Lehrburschen ein.«
    Â»Danke, das ist sehr freundlich von dir«, sagte Lluigolf. Der herzliche Druck der großen Hand verstärkte sich noch ein wenig, dann ließ Garness mit einem Lächeln los und ging zur Theke.

    Trurre war noch nicht wieder zurück, als sie vor die Tür traten. Garness setzte sich auf das Mäuerchen, auf dem Lluis und der Zwerg am frühen Abend gehockt hatten, und faltete die langen Hände vor dem hochgezogenen Knie. Er summte eine melancholische Weise, und als er Lluigolfs Gesicht sah, öffnete er den Mund und sang leise die Worte eines schwermütigen Liebesliedes. Lluigolf wunderte sich ein wenig über den erstaunlich samtigen Bariton des rauen Kämpen, aber bald lauschte er nur noch berührt.

    Â»Die Laute schweigt, verstummt das Lied,
    Vor Kummer ist mein Auge blind.
    Mein Lieb geht fort, sieht sich nicht um.
    Ihr Mund, so rot und wonnenvoll,
    Schweigt mir und lächelt fremdem Aug.
    Ihr Blüh’n, einst meiner Hände Freude,
    Entzieht, verbirgt sich meinem Blick.
    Ach, Liebste, hör des Sängers Klage
    Dein Ohr, das mir verschlossen, lausche,
    Dein steinern Herz erweiche, dein Aug sich wende
    Dem armen Sänger wieder zu.«

    Jäh unterbrach rohes Geschrei das schwermütige Lied. »Da hockt der Bauernlümmel«, brüllte eine trunkene Stimme. »Und wo habt ihr euren geschrumpften Kumpan versteckt? Hat er sich irgendwo im Keller unter den Kartoffeln verkrochen?« Grölend umringte sie eine Gruppe junger, überaus betrunkener Männer, unter denen Lluigolf auch den von ihm bestohlenen Grobian erkannte.
    Garness erhob sich ohne Hast. »Wenn ihr Streit sucht, solltet ihr euch lieber einen Gegner suchen, der euch nicht in kleine Stückchen zerlegt«, mahnte er beinahe väterlich.
    Lluigolf sah die glasigen Blicke der Burschen und seufzte. An dieser Auseinandersetzung führte ganz offensichtlich kein Weg vorbei. Er tastete in der Tasche nach Rutilos kleinem Messer.

    Der mutigste – oder der betrunkenste – der Gesellen stürzte sich mit lautem Gebrüll auf Lluigolf. Immerhin hatte er noch so viel klaren Verstand, dass er um den kampferprobt wirkenden Garness einen kleinen Bogen schlug. Dann folgten die anderen Raufbolde. Lluigolf fand sich alsbald in einem schreienden, prügelnden und nach Schnaps stinkenden Haufen auf dem Boden wieder und mühte sich redlich, seine Haut teuer zu verkaufen.
    Kurz darauf wurde es ruhiger um ihn, denn anscheinend hatte Garness in den Kampf eingegriffen und pflückte unbeirrt Gegner um Gegner von Lluis herunter, versetzte wirkungsvolle Ohrfeigen und Tritte und schickte einen nach dem anderen in die Gosse.
    Dann wendete sich der Kampf endgültig, denn Trurre traf mitsamt einer Mietkutsche am Ort des lautstarken Geschehens ein und ließ seinen derben Knüttel zielsicher und dumpf auf Köpfen und Körperteilen landen.
    Schwer atmend und zerrauft, mit Schrammen und blauen Flecken, saß Lluigolf schließlich auf dem Mäuerchen und sah zu, wie Garness und der Zwerg die Angreifer vom Platz jagten. Sich gegenseitig stützend und laute Drohungen ausstoßend, hinkten die letzten beiden Burschen eilig in eine der Gassen, dann war es wieder ruhig. Garness und Trurre kehrten zu Lluis zurück, der sie mit einem breiten Grinsen auf dem zerschlagenen Gesicht empfing.
    Â»Ich hole uns noch ein Bier auf den Kampf«, sagte der Zwerg, winkte dem Kutscher, er möge warten und verschwand im Gasthaus. Garness hockte sich wieder neben Lluigolf und holte einen Tabakbeutel aus der Tasche. Er begann ein Stäbchen zu drehen, was er mit seinen großen, langen Fingern ebenso geschickt und flink bewerkstelligte wie Hadmut.

    Ein paar Häuser weiter öffnete sich eine Tür und entließ Gelächter und Stimmen. Fackelschein erhellte ein Portal, aus dem eine in helle Gewänder gehüllte Gruppe trat und zu einer wartenden Kutsche ging. Lluigolfs Blick wurde von einer Frau gefangen, die einen weißen Umhang mit weiter Kapuze trug, unter der beinahe ebenso helles Haar hervorlugte.
    Er schauderte. Um sein dumpf schlagendes Herz legte sich unvermittelt ein enger Reif, der schmerzhafte Hitze durch seinen Körper jagte. Der Hitze folgten Kälteschauer und durch das Rauschen in seinen Ohren hörte er Garness besorgt fragen: »Was hast du? Ist dir übel?«
    Lluigolf wollte etwas sagen, aber ihm

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