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Die Seele der Elben

Titel: Die Seele der Elben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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dass du nichts davon hältst«, murmelte er. »Aber im Zweifelsfall weißt du hoffentlich, was du zu tun hast! Viel Glück.«
    Lluigolf verbarg beklommen das scharfe kleine Messer in seiner Hand und wandte sich zur Tür.
    Der Zwerg hockte auf dem Mäuerchen, das Gasthaus und Hofeinfahrt abtrennte, und stopfte seine Pfeife. Als Lluigolf sich näherte, rückte er ein Stück beiseite und setzte den Tabak in Brand. Zwischen seinen Beinen klemmte ein derber Stock.
    Trurre paffte ein blaugraues Wölkchen und sagte: »Hallo, Freund Lluis.« Sein Tonfall war freundlich und neutral.
    Lluis setzte sich neben ihn und wartete, während er das Messer in seiner Tasche fest umklammert hielt. Ein wachsamer Blick des Zwerges traf ihn. »Was hast du nun vor? Willst du den Zeugen zum Schweigen bringen? Du überraschst mich, Freund. Ich wusste nicht, dass ich Blidas Karren mit einem Beutelschneider und Meuchler geteilt habe.«
    Der Zwerg hatte keine Angst, stellte Lluigolf fest. Dabei war er ganz offensichtlich nicht bewaffnet, wenn man von seinem einfachen Stock absah. Er war in gutes, aber schlicht verarbeitetes braunes Tuch gekleidet und trug keine Axt, kein Schwert, kein Messer, noch nicht einmal einen Helm. Für einen Zwerg war er geradezu nackt.
    Lluigolf blickte in Trurres Augen und schluckte. Dann zog er die Hand aus der Tasche und hielt sie Trurre hin. Der schlug schweigend ein und lehnte seinen Stock gegen die Mauer. Beide sahen zum dämmernden Abendhimmel auf.
    Â»Ich absolviere derzeit eine etwas ungewöhnliche Ausbildung«, sagte Lluigolf.
    Der Zwerg lachte rollend. »Ich auch«, erwiderte er vergnügt. »Mir scheint, wir beide sind nicht gerade die Freude unserer Väter, was unsere Berufswahl angeht, was?« Er lachte wieder und sprang von der Mauer. »Ich habe nichts gesehen«, sagte er. »Der Dummkopf, den du gerade beraubt hast, hat mich vorhin einen axtschwingenden Troglodyten geschimpft und sich laut darüber ausgelassen, was für Pack sie inzwischen im Löwe und Lamm bedienen.« Seine Augen funkelten gefährlich. »Ich bin sehr erfreut, dass du ihn um seine Barschaft erleichtert hast. Sonst hätte ich ihm doch noch meinen Stock überziehen müssen.«
    Lluigolf atmete auf. »Danke, dass du dichthältst«, sagte er. »Das hätte mir eine verdammt schlechte Note eingebracht, wenn ich bei meinem ersten Einsatz hier im Norden gleich aufgeflogen wäre.«
    Trurre grinste und deutete dann auf den Eingang der Gastwirtschaft. »Trinkst du mit mir und meinem Begleiter noch ein Glas?«, fragte er. »Wir bringen dich danach auch nach Hause.«
    Â»Ich muss meinen Lehrer fragen.«
    Â»Tu das. Du weißt ja, wo ich sitze.« Trurre steckte seine Pfeife zwischen die Zähne und verschwand nach drinnen. Lluigolf schnappte noch einmal nach Luft, sein Herz schlug plötzlich schnell und schwer. Das hätte ungut ausgehen können. Hätte er es über sich gebracht, dem Zwerg sein Messer in die Seite zu rammen? Der wachsame Blick Trurres und sein handfester Stock fielen ihm ein. Hätte Trurre das überhaupt mit sich geschehen lassen? Irgendetwas sagte Lluigolf, dass ihn möglicherweise eine böse Überraschung erwartet hätte.
    Er kehrte zu Rutilo zurück, der inzwischen leicht beunruhigt dreinschaute. »Alles in Ordnung«, sagte er hastig. »Wir haben uns friedlich geeinigt. Er hat mich eingeladen, noch etwas mit ihm zu trinken. Wäre es in Ordnung, wenn ich später ins Kollegium nachkomme?«
    Rutilo spitzte die Lippen. »Na gut«, sagte er nach einer Weile. »Fürs erste Mal hast du dich recht wacker geschlagen – auch wenn du unvorsichtig warst. Man muss sich seiner Umgebung immer bewusst sein. Du hättest wissen müssen, wer hier im Gastraum sitzt, wo sich jeder aufhält und ob jemand dabei ist, der dein Gesicht kennt. Das hätte übel daneben gehen können!« Er erhob sich und lächelte auf Lluigolf herab. »Amüsier dich noch ein wenig«, sagte er. »Deinen Anteil hieran«, er klopfte auf seine Tasche, »gebe ich dir morgen, sobald ich mit Ingwin abgerechnet habe.«
    Lluis geleitete ihn noch zur Tür und kehrte dann zu dem Tisch zurück, an dem Trurre mit seinem Begleiter saß. Er grüßte den anderen Mann und zog sich einen Stuhl heran.
    Â»Du bist also Lluis«, sagte der großgewachsene Fremde mit einer erstaunlich wohltönenden

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