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Die Seele der Elben

Titel: Die Seele der Elben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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fehlte die Luft. Funken tanzten vor seinen Augen, und dennoch konnte er den Blick nicht von den hellen Gestalten abwenden. Die blonde Frau und einer ihrer Begleiter waren bereits in die Kutsche eingestiegen, aber die letzte, ein hochgewachsener Mann, blickte in ihre Richtung. Lluigolf fühlte den Blick wie Nadelstiche in seinem Gesicht. Er wollte sich erheben, wollte zu dem Mann gehen, wollte um Gnade flehen, wollte sich ihm zu Füßen werfen, wollte … sein Blick verdunkelte sich und ihm schwanden die Sinne.

    Â»â€¦ wahrscheinlich ein Schlag auf den Kopf«, hörte er eine Stimme sagen, als die Welt für ihn wieder zu existieren begann. Eine sanfte, kundige Hand kühlte seine Stirn und seine Schläfen mit einem feuchten Tuch. Er schlug die Augen auf und blickte in die besorgten Mienen Trurres und seines Freundes, in dessen Schoß sein Kopf ruhte.
    Â»Hallo«, sagte der Zwerg. »Wieder da?«
    Â»Hast du Schmerzen? Eine Beule oder eine weiche Stelle am Kopf?« Die ruhige Stimme des großen Kämpen war wie Balsam für seine Seele, die sich ebenso geschunden anfühlte wie sein zerschlagener Leib. Er stöhnte leise und setzte sich auf, wobei Garness ihm behilflich war. »Ho, langsam«, sagte er. »Du bist ganz grün im Gesicht. Nicht, dass du uns gleich wieder umkippst.«
    Trurre kniete neben ihnen, die Hände um seinen Stock gelegt. »Sollten wir ihn nicht besser zu einem Heiler bringen?«, fragte er besorgt.
    Garness nahm Lluigolfs Gesicht zwischen die Hände und sah ihm in die Augen. Dann tastete er behutsam seinen Schädel ab. Als seine erstaunlich sanften Finger die Ohren des Halbelben berührten, weiteten sich seine Augen erstaunt. »Was, bei allen Dämonen?«, murmelte er und ließ Lluigolfs Kopf los, als hätte ihn etwas gestochen.
    Lluis schlug beschämt und zornig die Augen nieder. »Ich bin in Ordnung«, nuschelte er und kam wackelig auf die Beine. »Bringt ihr mich noch zum Schweinekoben oder …«
    Garness berührte ihn leicht an der Schulter. »Verzeih, mein Freund. Ich wollte dich nicht beleidigen. Du siehst nur nicht aus wie ein Elbe. Ich war überrascht, das ist alles.«
    Â»Ich bin kein Elbe«, erwiderte Lluis kurz angebunden. Ihm war immer noch leicht übel und sein Kopf brummte heftig. Wahrscheinlich hatte er wirklich einen Schlag abbekommen, der ihn mit Verzögerung zu Boden geschickt hatte. Er wollte nichts weiter als in sein schmales Bett kriechen und die dünne Decke über den Kopf ziehen.
    Trurre schüttelte den Kopf, als Garness etwas erwidern wollte, und deutete auf die wartende Kutsche. »Wir bringen ihn jetzt nach Hause«, sagte er bestimmt. Dann schob er seine breite Schulter stützend unter Lluigolfs Hand und legte seinen Arm um dessen Hüfte. »Einfach nur nach Hause?«, fragte er. »Oder sollen wir dich noch bei einem Heiler vorbeibringen?«
    Lluigolf hinkte mit seiner Hilfe zur Kutsche und stieg hinein. »Nach Hause«, murmelte er. »Danke.«

    Die Kutsche polterte, rüttelte und schaukelte über das unebene Pflaster. Lluigolf war froh, als endlich der Einäugige in Sicht kam. Er zeigte seinen Begleitern das Wirtshaus und sagte: »Nicht ganz so vornehm wie euer Löwe und Lamm . Aber der Wirt ist in Ordnung.«
    Trurre beugte sich interessiert hinaus. »Gutes Bier?«, fragte er.
    Â»Selbstgebraut«, antwortete Lluigolf und schloss die Augen.
    Â»Schaffst du es alleine?«, fragte der Zwerg, als die Kutsche anhielt.
    Lluigolf winkte ihm zu und rang sich ein Lächeln ab. »Kein Problem. Danke. Wir sehen uns sicher irgendwann wieder.«
    Â»Im Einäugigen «, verkündete Trurre und rieb sich die Hände.

    Lluigolf schleppte sich auf sein Zimmer – inzwischen war er in das Nebengebäude umgezogen, in dem die älteren Schüler wohnten – und fiel auf sein Bett. Ihn schüttelten abwechselnd Hitze- und Kälteschauer, und immer noch glaubte er die Nadelstiche zu spüren, die der Blick des Fremden ihm verursacht hatte. Er fiel in einen unruhigen Dämmerschlaf, und zum ersten Mal seit Langem träumte er wieder von Siiran. Er sah ihr lächelndes Gesicht und spürte ihren Kuss auf den Lippen, der ihn weich und schwach zurückließ. Ihre sanften Hände streichelten sein Gesicht und hielten seinen schmerzenden Kopf. Sie flüsterte seinen Namen, gab ihm süßen Wein zu trinken und kühlte

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